Tauchfahrt zu neuen Arten
Ein Blick unter die Wasseroberfläche heimischer Gewässern ist in den letzten Jahren immer spannender geworden. Häufiger begegnen Taucher neuen, fremden Tieren und Pflanzen. Eigentlich gehören sie nicht hierher, ihre Heimat ist in ganz anderen Ländern - zumindest bisher. Ein gemeinsamer Wettbewerb vom BfN und dem vom Verband Deutscher Sporttaucher soll Licht ins Dunkle der Gewässer bringen.
09.08.2005
Wie kommen die neuen Bewohner in unsere Gewässer? Eigentlich sind sie Spielball der Globalisierung und werden beabsichtigt oder unbeabsichtigt von einem Ort zum anderen verschleppt. Neben einer natürlichen Einwanderung, bei der Tiere zum Beispiel als Larven und Eier im Gefieder von Vögeln transportiert werden, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten der unbeabsichtigten Einführung durch den Menschen. Hierbei spielen Schiffe eine ganz besondere Rolle. Im so genannten Ballastwasser, das zur Stabilisierung von Schiffen verwendet wird, fährt eine Vielzahl an "blinden Passagieren" mit. Jährlich werden weit über zwölf Milliarden Tonnen Ballastwasser, das sowohl Süßwasser als auch Salzwasser sein kann, mit Schiffen transportiert. Wird das Wasser im Hafen abgelassen, werden auch die darin transportierten Organismen, sofern sie den Transport überlebt haben, freigesetzt. Auf diese Weise werden nach Schätzungen täglich über 4.000 Arten in einen anderen Lebensraum transportiert. Für viele Arten ist die neue Umwelt so fremd, dass sie nur kurze Zeit dort überleben. Für andere hingegen kann es ein wahres "Schlaraffenland" sein, weil es ausreichend Nahrung gibt und natürliche Feinde fehlen.
"Neozoen" können sich sehr unterschiedlich verhalten. Die einen etablieren sich über mehrere Generationen und werden quasi "heimisch", andere hingegen treten nur gelegentlich und zerstreut auf, weil die äußeren Bedingungen nicht stimmen. Dann gibt es noch invasive Arten, die nachhaltige Schäden in bestehenden Ökosystemen verursachen und andere, bei denen bisher keine Schäden festgestellt werden konnten. Bisher gibt es keine rechtlichen Regelwerke zur Bewertung der Gefahren- und Schadwirkung und zur Bekämpfung von fremden Arten in Deutschland. Deshalb stellen die "Neobiota", trotz zahlreicher internationaler, europäischer und nationaler Abkommen zur Verhinderung einer Verfälschung der einheimischen Tier- und Pflanzenarten, die Arten- und Naturschutzverbände sowie den Gesetzgeber vor große Probleme.
Bislang sind in Deutschland 264 "Neozoen" etabliert, 443 Arten noch nicht etabliert und 442 haben einen fraglichen Status (Stand 2003). Viele Meldungen sind Einzelfunde und über die Verbreitung gibt es nur wenige Informationen.
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