Wiederbelebung unbrauchbarer Weiden statt Abholzung des Regenwaldes
Wie lassen sich Weideflächen in Brasilien, die durch eine intensive Nutzung schon nach wenigen Jahren "unbrauchbar" geworden sind, sinnvoll neu bewirtschaften? Mit dieser Frage beschäftigen sich Agrar- und Geowissenschaftler der Universität Göttingen in einem Forschungsprojekt mit dem Titel "Ökologische Wiederherstellung von degradierten Weiden im östlichen Amazonien".
10.10.2005
"Noch immer werden große
Gebiete des brasilianischen Regenwaldes in Rinderweiden umgewandelt.
Dabei tritt ein Großteil dieser von Kleinbauern angelegten Flächen
schnell in einen ökologischen Degradationsprozess ein, der die Weiden
bereits nach sieben bis 15 Jahren ,unbrauchbar' macht. Die
Bodenfruchtbarkeit ist schnell erschöpft, Stauden, Sträucher und Bäume
verdrängen die Futterpflanzen, hinzu kommen Probleme mit dem
Schädlingsbefall", erläutert Projektkoordinator Stefan Hohnwald.
Die Göttinger
Wissenschaftler wollen unter anderem durch Bepflanzungsversuche mit
proteinreichen und stickstofffixierenden Hülsenfrüchtlern herausfinden,
wie sich diese Prozesse frühzeitig verhindern lassen. "Viele Weiden
werden ohnehin nur sporadisch genutzt. Gerade hier könnten
Gehölzleguminosen ihr hohes Potential bei der Produktion von Biomasse
und der Fixierung von Stickstoff ausspielen, da sie ausreichend Zeit
haben, um sich zu regenerieren." In einem zweiten Teil des Projektes
befassen sich die Forscher mit einem so genannten
Cafeteria-Beweidungsversuch, bei dem Rinder und Büffel oder auch Schafe
und Ziegen wie bei einem "kalten Büfett" ihre Lieblingsfutterpflanzen
frei wählen können, wie Dr. Hohnwald erläutert. Mit ihrem
Forschungsprojekt wollen die Agrarwissenschaftler auch dazu beitragen,
die Abholzung der Regenwälder einzudämmen. Hohnwald: "Mit einer
erfolgreichen Umstellung der Weidewirtschaft könnten die Kleinbauern
auf ihrem Land bleiben und wäre nicht gezwungen, in noch weitere
unberührte Regenwaldgebiete vorzudringen."
Dazu werden die Göttinger Forscher in Zusammenarbeit mit
brasilianischen Kollegen verschiedene Bepflanzungs- und
Beweidungsversuche durchführen. Außerdem sollen mit Hilfe von
Satellitenbildern Ausmaß und räumliche Verbreitung der
Degradierungsprozesse ermittelt werden. Ziel der Forscher ist es,
derartige Flächen in eine an Naturschutzaspekten orientierte,
nachhaltige Weideproduktion oder eine Sekundärwaldbrache
zurückzuführen. Für diese Arbeiten stellt die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) Fördergelder in Höhe von 200.000 Euro zur
Verfügung.