Biodiversität
Russland fürchtet chinesische Giftwelle
Der Chemieunfall im Nordosten Chinas beunruhigt jetzt auch das Nachbarland Russland. Vor Tagen hatte es eine Explosion in einer Chemiefabrik in der Provinz Jilin gegeben. Durch die Explosion flossen große Mengen giftiger Stoffe, vermutlich vor allem Benzol in den Songhua Fluss, einen Nebenfluss des Amur. In der chinesischen Millionenstadt Harbin wurde inzwischen das Wasser abgedreht, da über 70 Prozent des Trink- und Nutzwassers aus dem Fluss entnommen werden. Der WWF fürchtet, dass das Gift bald den Amur, einen der arten- und fischreichsten Flüsse der Welt ereichen könnte.
29.11.2005
Der Songhua Fluss ist einer der am stärksten verschmutzten Zuflüsse des Amur. Der Großteil der städtischen Abwässer fließt ungeklärt in den Fluss. Kernkraftwerke heizen das Wasser auf und die petrochemische und Papierindustrie entledigt sich eines Teils ihrer Abfälle über die Flüsse. "Legt man eine Fließgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Tag zugrunde, könnte die aktuelle Giftwelle am 3. Dezember in Khabarovsk ankommen und danach in den Amur fließen", rechnet Alexey Kokorin vom WWF vor. "Wir müssen alles tun, damit es nicht so weit kommt." Dafür benötige man als erstes die nötigen Informationen. Doch die chinesischen Behörden halten sich bislang bedeckt. Auch der WWF China fordert eine grenzübergreifende Zusammenarbeit von Industrie und Behörden. "Die Sicherheitsbestimmungen müssen durch regelmäßige Überprüfungen verschärft werden, um Mensch und Natur besser vor solchen Unfällen schüt-zen zu können", betont Dr. Li Lifeng, Leiter des Wasserprogramms beim WWF China.
Die aktuelle Situation ist komplex. Der krebserregende Stoff Benzol löst sich nur schwer in Wasser, aber sehr gut in menschlichem und tierischem Fettgewebe. Der Stoff beginnt sich im Wasser erst bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius zu lösen. Die Unfallregion gehört jedoch zu den kältesten in ganz China. Das Wasser im Amur ist nicht einmal zehn Grad warm. Angesichts des bevorstehenden Winters ist mit Eis zu rechnen, was die Giftbekämpfung zusätzlich erschweren würde. Der Unfall erinnere an den Sandoz Chemie-Katastrophe in Basel am Rhein. Damals verseuchten Pestizide und andere Chemikalien den Fluss auf über einer Länge von über 100 Kilometern. Fische und Kleinlebewesen wurden massiv dezimiert.
Wasserversorgung allenthalben gefährdet
Die Wasserversorgung gehört zu den größten Umweltproblemen Chinas. Das rasante Wirtschaftswachstum und die zunehmende Bevölkerung setzen die Ressourcen des Landes massiv unter Druck. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Bevölkerung in den Wassereinzugsgebieten der großen Flüsse nahezu verdoppelt. Unbehandelte Abwässer und giftige Einleitungen der Industrie belasten nach Einschätzung des WWF mindestens 70 Prozent der Flüsse. Es mangele an einer nationalen Gesetzgebung. Die Provinzen seien oft überfordert.
Spitze des Eisbergs
Nach Einschätzung des WWF gibt es trotz der abnehmenden Benzol-Konzentrationen im Songhua-Fluss im Nordosten Chinas keine Entwarnung für die Natur. "Die Chemie-Katastrophe zeigt nur die Spitze des Eisbergs chinesischer Umweltsünden", so WWF Süßwasserexperte Martin Geiger. Nach Angaben des WWF ist der Songhua auch ohne das Benzol, das vor zwei Wochen bei einem Unfall in einer Chemiefabrik in der Provinz Jilin in den Fluß gelangte, einer der dreckigsten Flüsse Chinas. "Der Songhua-Fluss gleicht einer Kloake", so Geiger. Noch immer würden städtische und industrielle Abwässer meist ungeklärt eingeleitet. Der WWF fordert ein Maßnahmenpaket zur Reinigung des Songhua nach dem Vorbild des erfolgreichen "Aktionsprogramms Rhein", das nach der Katastrophe in der Schweizer Chemiefabrik Sandoz 1986 verabschiedet worden war.
Die chinesische Regierung habe zwar einen Fünf-Jahres-Plan zur Verringerung der Flussverschmutzung verabschiedet. Aber die ersten Effekte werden laut Asian Development Bank nicht vor 2015 erwartet. "Die Natur kann nicht so lange warten", betont WWF-Experte Geiger. So sei bislang zum Beispiel nur ein Teil der 25 im Einzugsgebiet des Songhua vorgesehenen Kläranlagen gebaut worden. Häufig fehle das Geld zur Umsetzung der Pläne.
Wirtschaft boomt zu sehr
"Solange die schnell wachsende chinesische Industrie die Sicherheitsstandards nicht einhält, hochgiftige Stoffe produziert und gefährliche Schadstoffe direkt in den Fluss einleitet, ist keine Besserung in Sicht", so der WWF. Auch die Abwässer im Einzugsgebiet des Songhua - insbesondere der vier Millionenstädte Harbin,
Changchun, Qiqihar, Daqing - dürften nicht weiter ungeklärt eingeleitet werden.
Die aktuelle Situation ist komplex. Der krebserregende Stoff Benzol löst sich nur schwer in Wasser, aber sehr gut in menschlichem und tierischem Fettgewebe. Der Stoff beginnt sich im Wasser erst bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius zu lösen. Die Unfallregion gehört jedoch zu den kältesten in ganz China. Das Wasser im Amur ist nicht einmal zehn Grad warm. Angesichts des bevorstehenden Winters ist mit Eis zu rechnen, was die Giftbekämpfung zusätzlich erschweren würde. Der Unfall erinnere an den Sandoz Chemie-Katastrophe in Basel am Rhein. Damals verseuchten Pestizide und andere Chemikalien den Fluss auf über einer Länge von über 100 Kilometern. Fische und Kleinlebewesen wurden massiv dezimiert.
Wasserversorgung allenthalben gefährdet
Die Wasserversorgung gehört zu den größten Umweltproblemen Chinas. Das rasante Wirtschaftswachstum und die zunehmende Bevölkerung setzen die Ressourcen des Landes massiv unter Druck. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Bevölkerung in den Wassereinzugsgebieten der großen Flüsse nahezu verdoppelt. Unbehandelte Abwässer und giftige Einleitungen der Industrie belasten nach Einschätzung des WWF mindestens 70 Prozent der Flüsse. Es mangele an einer nationalen Gesetzgebung. Die Provinzen seien oft überfordert.
Spitze des Eisbergs
Nach Einschätzung des WWF gibt es trotz der abnehmenden Benzol-Konzentrationen im Songhua-Fluss im Nordosten Chinas keine Entwarnung für die Natur. "Die Chemie-Katastrophe zeigt nur die Spitze des Eisbergs chinesischer Umweltsünden", so WWF Süßwasserexperte Martin Geiger. Nach Angaben des WWF ist der Songhua auch ohne das Benzol, das vor zwei Wochen bei einem Unfall in einer Chemiefabrik in der Provinz Jilin in den Fluß gelangte, einer der dreckigsten Flüsse Chinas. "Der Songhua-Fluss gleicht einer Kloake", so Geiger. Noch immer würden städtische und industrielle Abwässer meist ungeklärt eingeleitet. Der WWF fordert ein Maßnahmenpaket zur Reinigung des Songhua nach dem Vorbild des erfolgreichen "Aktionsprogramms Rhein", das nach der Katastrophe in der Schweizer Chemiefabrik Sandoz 1986 verabschiedet worden war.
Die chinesische Regierung habe zwar einen Fünf-Jahres-Plan zur Verringerung der Flussverschmutzung verabschiedet. Aber die ersten Effekte werden laut Asian Development Bank nicht vor 2015 erwartet. "Die Natur kann nicht so lange warten", betont WWF-Experte Geiger. So sei bislang zum Beispiel nur ein Teil der 25 im Einzugsgebiet des Songhua vorgesehenen Kläranlagen gebaut worden. Häufig fehle das Geld zur Umsetzung der Pläne.
Wirtschaft boomt zu sehr
"Solange die schnell wachsende chinesische Industrie die Sicherheitsstandards nicht einhält, hochgiftige Stoffe produziert und gefährliche Schadstoffe direkt in den Fluss einleitet, ist keine Besserung in Sicht", so der WWF. Auch die Abwässer im Einzugsgebiet des Songhua - insbesondere der vier Millionenstädte Harbin,
Changchun, Qiqihar, Daqing - dürften nicht weiter ungeklärt eingeleitet werden.
Quelle: UD