Biodiversität

Artenvielfalt: Bilanz aus Brasilien

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht in den Ergebnissen der 8. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt in Curitiba (Brasilien) eine solide Basis, um bei den Verhandlungen 2008 in Deutschland substanzielle Fortschritte zu erreichen. Umweltschützer beklagen dagegen, dass der „große Durchbruch“ ausgeblieben sei.

07.04.2006

„Die Konferenz hat viele wichtige Wege geebnet, die von der Staatengemeinschaft nun mit großem Engagement beschritten werden müssen. Ich will nicht verhehlen, dass die Verhandlungsgeschwindigkeit immer noch deutlich hinter den Notwendigkeiten zurückbleibt,“ so der Bundesumweltminister. Gabriel wies ausdrücklich darauf hin, dass dies nicht den brasilianischen Gastgebern anzulasten sei, denen es gelungen sei, eine konstruktive Atmosphäre für die Verhandlungen zu schaffen. „Ein multinationaler Prozess, bei dem es gelingen muss, Einstimmigkeit unter fast 190 Vertragsstaaten herzustellen, ist zwangsläufig mühsam und zeitaufwändig. Wenn wir es ernst meinen mit unseren Bemühungen, die biologische Vielfalt auf der Erde zu bewahren, ist das gemeinsame Verhandeln unter dem UN-Dach zugleich aber auch alternativlos.“
 
DNR: Der große Durchbruch blieb aus
 
Ganz anders sieht dies der Deutsche Naturschutzring: So habe die Konferenz etwa bei der Eindämmung umweltschädlicher Subventionen „völlig versagt“. 850 Milliarden Dollar gehen nach Angaben des DNR jedes Jahr weltweit in umweltschädliche Subventionen für Landwirtschaft, Energie, Verkehrswege, Forstwirtschaft und Fischerei. "Durch den Abbau dieser Summen würden Gelder für den Aufbau von Schutzgebieten und die Armutsbekämpfung frei", betonte der DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen.

Die Vertragsstaatenkonferenz hat nach Ansicht des BMU eine Reihe wichtiger Entscheidungen getroffen. Von größter Bedeutung für die Entwicklungsländer ist demnach die Vereinbarung eines klaren Zeitrahmens für die Verhandlungen über ein Regime zum Zugang und zum gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung biologischer Ressourcen: Eine Arbeitsgruppe soll zum frühest möglichen Zeitpunkt vor 2010 ihre Arbeit zur Ausgestaltung des Regimes abgeschlossen haben. Gabriel: „Ich bin froh, dass wir ein klares Signal ausgesendet haben, diese für die Entwicklungsländer zentrale Frage nicht auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.“

Terminator-Technologie gestoppt
 
Beim Aufbau eines weltweiten Schutzgebietsnetzes konnten Vereinbarungen über das weitere Vorgehen und über regelmäßige Überprüfungen der Fortschritte getroffen werden. „Hier hätte ich mir gerade mit Blick auf die nach wie vor dramatisch hohen Entwaldungsraten und auf die enormen Belastungen von Meeresökosystemen mehr gewünscht. Da wir 2008 in Deutschland einen Schwerpunkt beim Schutz der Wälder haben, wird sich Deutschland in den nächsten Jahren gerade im Bereich des Urwaldschutzes besonders engagieren. Im Bereich des Schutzes der sensiblen Hochsee-Ökosysteme muss nun die UN-Generalversammlung die Weichen für zügige Schutzmaßnahmen stellen.“ Enttäuschend ist nach Ansicht von Gabriel, dass die Beschlüsse gegen den illegalen Holzeinschlag unangemessen weich sind.
 
Weitere Beschlüsse wurden über ein Arbeitsprogramm zum Schutz der biologischen Vielfalt von Inseln, über den Technologietransfer und über eine globale Bildungsinitiative getroffen. Positiv  bewertete Gabriel auch die einmütigen Beschlüsse, die so genannte Terminator-Technologie sowie gentechnisch veränderte Bäume weiterhin nicht zu nutzen. In beiden Bereichen gibt es noch enorme Wissenslücken über die ökologischen, aber auch die sozialen und ökonomischen Folgen.
 
Eine wichtige Aufgabe, um den Schutz der biologischen Vielfalt sicherstellen zu können, liegt in der Sicherung und Bereitstellung angemessener finanzieller Mittel. Dazu sei es erforderlich, sowohl den bestehenden Finanzierungsmechanismus GEF (Global Environmental Facility) durch alle Geberstaaten mit ausreichenden Mitteln auszustatten, als auch neue Finanzierungsinstrumente zu entwickeln. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe werden sich die Staaten in den kommenden zwei Jahren auch mit diesem Thema befassen.
Quelle: UD
 
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