Biodiversität

Sushi-Restaurants bedrängen Tunfisch-Bestände

Der Bluefin-Tunfisch-Bestand im Ostatlantik und im Mittelmeer hat nach jüngsten Studien der Umweltorganisation WWF erneut ein Rekordtief erreicht. Seit den 1990-er Jahren sind die Bestände der großen Raubfische in der Straße von Gibraltar dramatisch zurückgegangen, so der WWF-Bericht. Die Nachfrage nach dem begehrten Speisefisch wird immer größer, eine Mitschuld daran haben die wie Pilze aus dem Boden schießenden Sushi-Bars sowie Supermärkte.

12.07.2006

Die Fischer in der Straße von Gibraltar berichten davon, dass in den vergangenen drei Jahren die Zahl der gefangenen Tiere um 80 Prozent gesunken ist. Zudem wirft der WWF den Fischereiflotten-Betreibern vor, die Quoten zu überschreiten und die Fänge zu registrieren. Die Fischerei sei außer Kontrolle geraten. Zudem komme noch eine unbeschränkte Ausdehnung von Tunfisch-Aquakulturen im Mittelmeer, die durch die steigenden Weltmarktpreise - vor allem in Japan - angefeuert wird. Der Bericht kritisiert, dass die tatsächlichen Fänge viel höher sind, als jene, die von der International Commission for the Conservation of the Atlantic Tuna (ICCAT) festgelegt wurden. Zudem werden die letzten Laichgründe der Großen Tunfische im Mittelmeer geplündert.

Die Fangquoten, die von der ICCAT festgelegt wurden, liegen bei jährlich 32.000 Tonnen. 2004 wurden tatsächlich 44,948 Tonnen, 2005 sogar 45,547 Tonnen erbeutet. Die WWF-Campaigner gehen sogar davon aus, dass die Zahl in Wirklichkeit sogar über 50.000 Tonnen liegt. Die Fangflotten, die Jagd auf den Tunfisch machen kommen aus verschiedenen Ländern, darunter auch von einigen EU-Staaten. "Die EU-Kommission riskiert einen Kollaps einer jahrhundertealten Fischerei", meint Simon Cripps, Direktor des WWF-Meeresschutzprogramms. Die Umweltorganisation fordert auch EU-Fischereikommissar Joe Borg auf, einen sofortigen Stopp der Mittelmeer-Tunfisch-Fischerei einzuleiten, damit sich die Bestände erholen können.

"Die Reproduktion der Tunfische dauert zu lange", meint Greenpeace-Meeresexpertin Antje Helms im Interview. Ein großes Problem stelle vor allem die so genannte Tunfisch-Mast dar. "Dabei werden die Jungfische gefangen und in Käfigen langsam durch das Meer gezogen", erklärt Helms. Die Tiere werden, bevor sie getötet werden, richtig gemästet. Im Zentrum der Kritik der Umweltorganisation steht hier die unkontrollierte Entnahme von Jungfischen. Zudem werden damit die Überlebenschancen der Tiere deutlich verringert. Helms bestätigt die Angaben des WWF-Berichts. "Die Jagd nach dem Tunfisch im Mittelmeer wird durch die hohen Preise am japanischen Markt angefeuert", meint Helms. Bis zu 300 Euro pro Kilo bringt ein Mittelmeer-Tunfisch, der bis zu 300 Kilogramm auf die Waage bringt. Dabei gebe es kaum mehr ausgewachsene Fische.

Fast alle im Mittelmeer gefangenen Tunfische werden per Luftfracht nach Japan gebracht, wo sie in exklusiven Sushi-Restaurants angeboten werden. Da die Handelsbezeichnung in der EU nur "Tunfisch" heiße, könne man kaum sagen, woher die in heimischen Restaurants angebotenen Fische kommen und um welche der 14 Tunfisch-Spezies es sich genau handle. Dass die stetige steigende Nachfrage nach Tunfischen auch im Pazifik zu dramatischen Einbrüchen im Fisch-Bestand führte, belegen Untersuchungen zahlreicher Umweltorganisationen.
Quelle: pte
 
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