Biodiversität

Trübe Aussichten für Europas Meere

Die Meere rund um Europa blicken einer traurigen Zukunft entgegen. Zu diesem Schluss kommt die dreijährige Studie "European Lifestyles and Marine Ecosystems" (ELME), an der mehr als 100 Forscher aus 15 Ländern mitgearbeitet haben. Die Untersuchung hat den Zusammenhang zwischen menschlichen Aktivitäten und den Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme untersucht. Unter die Lupe genommen haben die Wissenschaftler die Ostsee, das Schwarze Meer, das Mittelmeer und den Nordost-Atlantik.

14.06.2007

Das wirtschaftliche Wachstum und die Ausdehnung der EU bedeuten für die Ozeane immensen Druck. Die Bedrohung durch Umweltverschmutzung aus der Landwirtschaft, durch Überfischung und der Erschließung neuer menschlicher Siedlungen führe zu einer Abnahme der Biodiversität in den Meeren, schreiben die Forscher. "Wir haben in der Studie den Konnex zwischen dem Lebensstil in einem Europa, das sich rapide verändert, und den Auswirkungen auf die Ozeane untersucht", so Projekt-Koordinator Laurence Mee. "In jedem der untersuchten Meere konnten wir schwere Zerstörungen aufgrund menschlichen Handelns feststellen. Die Erschließung und Bebauung von Küstenabschnitten, die Zunahme des Verkehrs und der Art und Weise wie Menschen Nahrungsmittel herstellen, sind für das Ökosystem bedrohlich", meint Mee, der Direktor des Marine Institute an der University of Plymouth ist.

Die Wissenschaftler haben die vier Umweltbelange Habitatsveränderungen, Eutrophierung - die Überdüngung von Gewässern -, chemische Verschmutzung und Fischerei genauer untersucht. "Dabei konnten wir sehr genau feststellen, dass die Verbindung der vier Faktoren ausschlaggebend für die Zerstörung ist. Jedes der vier Themen ist mit dem anderen in Verbindung stehend", so der Forscher. Eines der großen Umweltprobleme sei etwa die Errichtung zahlreicher großer Hotel- und Resortkomplexe an den Küsten des Mittelmeers. "Dass sich die Umweltsituation in der Nordsee entspannt hat, ist zwar gut", meint Mee. Allerdings sei dies auch nur deshalb der Fall, weil die Schwerindustrie von den Standorten der Nordsee nach China und Indien verlagert wurde. "Das bedeutet, dass es zwar hier in Europa zu Verbesserungen gekommen ist, aber in Asien höchstwahrscheinlich zu massiven Verschlechterungen."

Wie die Bedrohungen im Konkreten aussehen, haben die Forscher wie folgt beschrieben: Sämtliche europäische Meere werden zu intensiv und nicht nachhaltig befischt. Hinzu kommt erschwerend, dass das Mittelmeer durch Bioinvasoren und zunehmende Bautätigkeit bedroht ist. Das Schwarze Meer leidet unter der intensiven Landwirtschaft und dem daraus resultierenden erhöhten Nährstoffeintrag. Die Folge ist extremes Algenwachstum. Auch die Ostsee dient vielen Anrainerstaaten offensichtlich immer noch als Müllkippe. Hier sind es vor allem Abwässer aus der Industrie, die zur Eutrophierung des Gewässers führen. Eine Entspannung könnte die Errichtung von Kläranlagen bieten. Im Nordostatlantik sind der zunehmende Schiffsverkehr und die Errichtung immer neuer Häfen bedrohlich.

"Das schlimmste wäre, nun zum Business-as-usual überzugehen", meint Mee. Das sei keine Option. "Wenn wir die Lösung dieser Probleme nicht schnell in Angriff nehmen, vernichten wir die Grundlage für zukünftige Generationen." Bereits im November 2006 warnten Wissenschaftler davor, dass die Fischerei in 50 Jahren zum Erliegen komme, wenn nicht sofort Maßnahmen zum Schutz unternommen werden. "Wenn wir unser Management für die Meere als lebende und funktionierende Ökosysteme nicht fundamental ändern, ist dies das letzte Jahrhundert, in dem es Meeresfrüchte aus der Natur geben wird", so der Studien-Co-Autor Steve Palumbi von der Stanford University in Kalifornien.
Quelle: pte
 
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