Biodiversität

Bürgerkrieg bedroht Gorillas im Kongo

Die Zukunft der seltenen und vom Aussterben bedrohten Gorillas ist durch heftige Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo mehr als gefährdet. Im Virunga National Park leben rund 380 der letzten verbliebenen 700 Gorillas. Ausgerechnet in diesem Schutzgebiet ist es am Wochenende zu Kämpfen zwischen Aufständischen um den Warlord Laurent Nkunda und Regierungstruppen gekommen. Rund 300 Menschen - der Großteil von ihnen Park-Ranger und ihre Familien, sind Anfang der Woche geflohen. Damit ist der Nationalpark, der keine Zäune hat, unbewacht.

18.09.2007

Die vom Aussterben bedrohten Menschenaffen im Virunga-Naturschutzgebiet wurden nicht wie früher wegen ihres Fleisches oder für Trophäen (Gorillahände als Aschenbecher) geschlachtet, sondern brutal massakriert, um den Urwald ungestört auszubeuten. Auch die zu ihrem Schutz eingesetzten Park-Ranger der kongolesischen Naturschutzbehörde wurden angegriffen, es gab Verletzte und Tote. P.M.-Reporter Michael Kneissler, der vor drei Monaten mit einer Expedition der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) vor Ort war, erklärt: "Das ist ein Signal an die Tierschützer, sich zurückzuziehen. Die Mörder wollen die letzten Gorillas und ihre Schützer vertreiben, um den Urwald ungestört zu besiedeln."
 
Umwelt- und Naturschützer äußerten sich zur Problematik in Zentralafrika mit großer Besorgnis. Nach Beobachtungen von Wildhütern sei es im Schutzgebiet bereits zu Schießereien gekommen. "Wir dachten vor wenigen Tagen, dass die Situation sich wieder beruhigen wird. Nun sind die Gorillas aber erneut in Gefahr und die Park-Ranger können ihrer Arbeit nicht nachkommen", so Emmanuel de Merode, Direktor der Umweltorganisation WildlifeDirect. Der Experte hofft, dass auch diese Geschichte gut für die Gorillas ausgeht. Eine Chance für die Gorillas ist aber die Tatsache, dass rund 100 Tiere im kongolesischen Teil des Parks leben, während der Großteil in den unzugänglichen Wäldern des ugandischen Bwindi zu Hause sind. Seit Januar 2007 sind bereits neun Berggorillas im Kongo getötet worden.

Doch nicht nur die Gorillas leben in permanenter Gefahr, sondern auch diejenigen, die sie beschützen. Erst im Vormonat wurde ein Mitarbeiter des Parks getötet, als Aufständische den Wachposten überfielen. In den vergangenen zehn Jahren sind mehr als 150 Mitarbeiter in den fünf Nationalparks in der Demokratischen Republik Kongo getötet worden. Sie alle wollten verhindern, dass die natürliche Umgebung der Nationalparks von Wilderern, Rebellen oder gar illegalen Bergarbeitern verschont blieben.

Die ZGF unterstützte in den vergangenen zwei Jahren den Aufbau einer bewaffneten Ranger-Spezial-Einheit, um den Schutz der Tiere zu verstärken. Letzte Woche mussten die Ranger allerdings aus dem Virunga-Park evakuiert werden, weil der Bürgerkrieg im Osten Kongos neu aufgeflammt ist. Bei den Kämpfen zwischen der kongolesischen Armee und Rebellen gab es zahlreiche Tote, bis zu 100.000 Menschen sind auf der Flucht. Die Gorillas sind derzeit ohne jeden Schutz. Über den Zustand der Population ist im Moment nichts bekannt. Nur der Aufenthaltsort einer der Gorilla-Familien, die P.M. im Mai besuchte, wurde bisher entdeckt. Die Affensippe hat den Urwald verlassen und lebt in Feldern, die wegen der Flucht der Besitzer zurzeit unbewacht sind.
 
Der 790.000 Hektar große Virunga National Park, der 1925 der erste Nationalpark Afrikas war, befindet sich direkt östlich der großen Zentralafrikanischen Schwelle und größtenteils im Großen Afrikanischen Grabenbruch. Der Park, der sich über das Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Uganda erstreckt, wurde 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Der Park umfasst eine der Regionen mit der größten Artenvielfalt Afrikas. Seit 1994 steht er auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Ein Grund dafür war die riesige Flüchtlingswelle, die damals nach dem Völkermord in Ruanda in die Region drängte. Der Bedarf an Feuerholz von fast einer Million Menschen, die in Camps innerhalb des Parks Zuflucht suchten, bedrohte den Baumbestand des Naturschutzgebiets in seiner Gesamtheit.
Quelle: UD / pte
 
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