Biodiversität
Wie stark schaden Biotreibstoffe der Biodiversität?
"Biotreibstoffe sind der größte Angriff auf die Biodiversität!" Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der Bren School für Umweltwissenschaft und -management an der Universität Kalifornien sowie ehemaliger Präsident des Wuppertal-Instituts. Die Forderungen bezüglich der weltweiten Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe stoßen dagegen beim deutschen Land- und Biokraftstoffwirtschaft auf deutliche Ablehnung.
27.09.2007
Weizsäcker machte sich in seinem Vortrag über die Herausforderungen in
der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für eine globale
Friedenspolitik besonders auf die Gefahren aufmerksam, die von dem Boom
der Biotreibstoffe ausgingen: Die Artenvielfalt sei durch die riesigen
Monokulturen der Biospritpflanzen enorm bedroht. Der Anbau von
energiebringenden Pflanzen habe nichts mit Klimaschutz zu tun. Vielmehr
führe er in eine ökologische Krise.
Für den aktuellen Trend zum Anbau von ethanolbringenden Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr machte er die Agrarlobby verantwortlich, die hoffe, damit "steinreich" zu werden. Außerdem wolle man unabhängig sein "von den Leuten, die auf dem Erdöl sitzen". "Erst wenn wir dazu imstande sind, Zellulose-Ethanol zu produzieren, gäbe es eine Chance, einen Beitrag zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes zu leisten", sagte von Weizsäcker. Zellulose-Ethanol, das durch Vergärung von pflanzlichen Abfallstoffen gewonnen wird, befindet sich noch in der Entwicklung.
Um die Klima-Aufheizung zu verhindern, müsse die Konzentration von Kohlendioxid stabilisiert und seine Emissionen halbiert werden. "Stattdessen erwarten wir eine Verdoppelung der Emissionen auf der Welt", so von Weizsäcker. Wichtig sei es also, die Entwicklungsländer mit ins Boot zu holen. Dazu sei der Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein starker Ansatz. Auf ihrer Japanreise hatte die Kanzlerin vorgeschlagen, weltweit einheitliche Obergrenzen für Treibhausgase pro Kopf anzustreben. Dadurch stehen Schwellenländer bei der Emission pro Kopf viel besser da als die Industrieländer. Merkels Vorschlag "ist friedensstiftend und fair", urteilte von Weizsäcker und rechnete vor, was das für die Industriestaaten bedeute: "Wir müssten unsere Emissionen um 80 Prozent senken!"
Als elegantesten Lösungsansatz für den Klimaschutz bewertete von Weizsäcker die Energieeffizienz. Ökonomen sprächen immer von Arbeits- und Kapitalproduktivität - von Ressourcenproduktivität aber höre man nichts. Die aber müsse bis 2050 verzehnfacht werden, so, wie durch die Industrialisierung die Arbeitsproduktivität verzwanzigfacht worden sei. Und das gehe nur, wenn Energie stetig teurer werde. "Wir verpulvern Energie, weil sie nichts kostet!" So sei das auch bei den Arbeitslöhnen gewesen, die parallel zur Produktivität stetig gestiegen wären.
Pauschale Kritik an Biokraftstoffen unbegründet
Die jüngst in einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geäußerten Forderungen bezüglich der weltweiten Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe stoßen bei Fachorganisationen der deutschen Land- und Biokraftstoffwirtschaft auf deutliche Ablehnung. Der OECD-Bericht sorgte in den vergangenen Tagen mit seiner pauschalen Kritik an Biokraftstoffen weltweit für Aufmerksamkeit. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), die in Deutschland seit annähernd 20 Jahren die Biokraftstoffmarkteinführung begleitet, sieht die Gefahr, dass der Bericht auch hierzulande zu negativen Bewertungen der Biokraftstoffe führt. Insbesondere auch notwendige politische Entscheidungen könnten nachteilig beeinflusst werden, obwohl die im Bericht geäußerten Kritikpunkte auf die hiesige Situation in praktisch allen Bereichen nicht zutreffend seien.
Die von der OECD aufgestellte Forderung wird unter anderem damit begründet, dass die staatliche Förderung alternativer Energiequellen zu rapide steigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume führe. Weiter heißt es in dem OECD-Bericht, Politiker manipulierten den Markt zugunsten einer nicht erprobten Technik, die sich nur begrenzt auf den Klimawandel auswirke. Zudem werden Umweltschäden durch den Anbau von Energiepflanzen für die Biokraftstoffproduktion befürchtet. Aus Sicht der UFOP ist unverständlich, warum bei der Veröffentlichung des Berichtes nicht auf die besondere Situation in Deutschland bzw. Europa eingegangen wurde. Wie in keinem anderen Land der Welt ist gerade in Deutschland die Produktion von Biokraftstoffen und hier insbesondere von Biodiesel auf Basis von Raps ein etabliertes und funktionierendes System. Ebenso unzureichend beleuchtet bleiben in dem Bericht die Chancen, die mit der Biokraftstoffproduktion für die Entwicklungsländer einhergehen.
Unbestritten ist auch aus Sicht der UFOP, dass Umweltproblemen, die sich beispielsweise durch die Abholzung von Regenwald für die verstärkte Biokraftstoffproduktion ergeben, in den betroffenen Ländern unbedingt begegnet werden muss. Die UFOP unterstützt in diesem Zusammenhang gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Biomasse zur energetischen Nutzung.
Da die Bundesregierung beabsichtigt, die Förderung von Biokraftstoffen an deren Beitrag zur Klimagasminderung zu koppeln, hofft die UFOP, dass sich anstehende politische Entscheidungen nicht an pauschalisierten und global formulierten Berichten, sondern an den für Deutschland und der Europäischen Union gültigen und abgesicherten spezifischen Gegebenheiten orientieren werden. Damit besteht die Chance auch auf internationaler Ebene Instrumente für eine nachhaltige Biomasseproduktion zu etablieren, an denen sich schließlich auch die Ziele der Politik orientieren müssen. Die UFOP fordert daher einen sachgerechten und ausgewogenen Diskurs mit allen Beteiligten, der praktisch erst am Anfang steht. Die Bioenergieproduktion sollte daher insgesamt als Chance begriffen werden, die schließlich auch neue Technologiefenster für die heimische Wirtschaft öffnet.
Für den aktuellen Trend zum Anbau von ethanolbringenden Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr machte er die Agrarlobby verantwortlich, die hoffe, damit "steinreich" zu werden. Außerdem wolle man unabhängig sein "von den Leuten, die auf dem Erdöl sitzen". "Erst wenn wir dazu imstande sind, Zellulose-Ethanol zu produzieren, gäbe es eine Chance, einen Beitrag zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes zu leisten", sagte von Weizsäcker. Zellulose-Ethanol, das durch Vergärung von pflanzlichen Abfallstoffen gewonnen wird, befindet sich noch in der Entwicklung.
Um die Klima-Aufheizung zu verhindern, müsse die Konzentration von Kohlendioxid stabilisiert und seine Emissionen halbiert werden. "Stattdessen erwarten wir eine Verdoppelung der Emissionen auf der Welt", so von Weizsäcker. Wichtig sei es also, die Entwicklungsländer mit ins Boot zu holen. Dazu sei der Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein starker Ansatz. Auf ihrer Japanreise hatte die Kanzlerin vorgeschlagen, weltweit einheitliche Obergrenzen für Treibhausgase pro Kopf anzustreben. Dadurch stehen Schwellenländer bei der Emission pro Kopf viel besser da als die Industrieländer. Merkels Vorschlag "ist friedensstiftend und fair", urteilte von Weizsäcker und rechnete vor, was das für die Industriestaaten bedeute: "Wir müssten unsere Emissionen um 80 Prozent senken!"
Als elegantesten Lösungsansatz für den Klimaschutz bewertete von Weizsäcker die Energieeffizienz. Ökonomen sprächen immer von Arbeits- und Kapitalproduktivität - von Ressourcenproduktivität aber höre man nichts. Die aber müsse bis 2050 verzehnfacht werden, so, wie durch die Industrialisierung die Arbeitsproduktivität verzwanzigfacht worden sei. Und das gehe nur, wenn Energie stetig teurer werde. "Wir verpulvern Energie, weil sie nichts kostet!" So sei das auch bei den Arbeitslöhnen gewesen, die parallel zur Produktivität stetig gestiegen wären.
Pauschale Kritik an Biokraftstoffen unbegründet
Die jüngst in einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geäußerten Forderungen bezüglich der weltweiten Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe stoßen bei Fachorganisationen der deutschen Land- und Biokraftstoffwirtschaft auf deutliche Ablehnung. Der OECD-Bericht sorgte in den vergangenen Tagen mit seiner pauschalen Kritik an Biokraftstoffen weltweit für Aufmerksamkeit. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), die in Deutschland seit annähernd 20 Jahren die Biokraftstoffmarkteinführung begleitet, sieht die Gefahr, dass der Bericht auch hierzulande zu negativen Bewertungen der Biokraftstoffe führt. Insbesondere auch notwendige politische Entscheidungen könnten nachteilig beeinflusst werden, obwohl die im Bericht geäußerten Kritikpunkte auf die hiesige Situation in praktisch allen Bereichen nicht zutreffend seien.
Die von der OECD aufgestellte Forderung wird unter anderem damit begründet, dass die staatliche Förderung alternativer Energiequellen zu rapide steigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume führe. Weiter heißt es in dem OECD-Bericht, Politiker manipulierten den Markt zugunsten einer nicht erprobten Technik, die sich nur begrenzt auf den Klimawandel auswirke. Zudem werden Umweltschäden durch den Anbau von Energiepflanzen für die Biokraftstoffproduktion befürchtet. Aus Sicht der UFOP ist unverständlich, warum bei der Veröffentlichung des Berichtes nicht auf die besondere Situation in Deutschland bzw. Europa eingegangen wurde. Wie in keinem anderen Land der Welt ist gerade in Deutschland die Produktion von Biokraftstoffen und hier insbesondere von Biodiesel auf Basis von Raps ein etabliertes und funktionierendes System. Ebenso unzureichend beleuchtet bleiben in dem Bericht die Chancen, die mit der Biokraftstoffproduktion für die Entwicklungsländer einhergehen.
Unbestritten ist auch aus Sicht der UFOP, dass Umweltproblemen, die sich beispielsweise durch die Abholzung von Regenwald für die verstärkte Biokraftstoffproduktion ergeben, in den betroffenen Ländern unbedingt begegnet werden muss. Die UFOP unterstützt in diesem Zusammenhang gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Biomasse zur energetischen Nutzung.
Da die Bundesregierung beabsichtigt, die Förderung von Biokraftstoffen an deren Beitrag zur Klimagasminderung zu koppeln, hofft die UFOP, dass sich anstehende politische Entscheidungen nicht an pauschalisierten und global formulierten Berichten, sondern an den für Deutschland und der Europäischen Union gültigen und abgesicherten spezifischen Gegebenheiten orientieren werden. Damit besteht die Chance auch auf internationaler Ebene Instrumente für eine nachhaltige Biomasseproduktion zu etablieren, an denen sich schließlich auch die Ziele der Politik orientieren müssen. Die UFOP fordert daher einen sachgerechten und ausgewogenen Diskurs mit allen Beteiligten, der praktisch erst am Anfang steht. Die Bioenergieproduktion sollte daher insgesamt als Chance begriffen werden, die schließlich auch neue Technologiefenster für die heimische Wirtschaft öffnet.
Quelle: UD