Biodiversität

Kenia:Tourismuseinbruch bedroht Nationalpark

Die Bedrohung für Großkatzen, die in Kenias Maasai Mara Nationapark leben, hat dramatisch zugenommen. Wie die für den Naturschutz in der 510 Quadratkilometer großen Region zuständige Non-Profit-Gesellschaft Mara Conservancy feststellt, ist hierfür vor allem der starke Rückgang im Tourismus des Landes verantwortlich.

09.05.2008

Laut Angaben der Organisation seien die Umsätze in diesem Bereich seit den gewalttätigen Unruhen nach der Präsidentschaftswahl Ende vergangenen Jahres vollkommen eingebrochen. Als Konsequenz der wirtschaftlichen Misere sehe man sich nun außer Stande, weiterhin die hohen Kosten tragen zu können, die für die Verwaltung und Kontrolle des Nationalparks anfallen. Besonders die bisherigen Entschädigungszahlungen an in der Region ansässige Bauern, deren Vieh öfters durch Löwen- oder Leopardenangriffe getötet wird, würden in diesem Zusammenhang ein enormes Problem darstellen. Bleiben diese Zahlungen aus, werden viele dort ansässige Maasai zur Selbstjustiz greifen und die Jagd auf die Großkatzen eröffnen, befürchtet die Nationalparkverwaltung.

"Bei uns sind bereits mehrere Berichte eingegangen, die belegen, dass Einheimische als Revanche für die Tötung ihres Viehs zur Jagd auf Löwen und Leoparden übergegangen sind", erklärt William Deed von der Mara Conservancy gegenüber BBC News. Bei einem monatlichen Umsatzrückgang von bis zu 50.000 Dollar sei man einfach nicht länger in der Lage, die bisher angewandte Entschädigungsstrategie weiterhin aufrecht zu erhalten. "Bislang konnten wir in solchen Situationen mit unserem System die Viehhalter immer versöhnlich stimmen. Ohne ausreichende Finanzierung können die Entschädigungen aber nicht mehr bezahlt werden, und die lokalen Gruppierungen geben sich durch die Nähe zu den wild lebenden Tieren zunehmend beunruhigter", schildert Deed. Das habe in weiterer Folge dazu geführt, dass es immer wieder zu Spannungen zwischen den Einheimischen und der Nationalparkverwaltung gekommen sei. Gespräche mit lokalen Führern sei man zwar schon eingegangen. Die so erzielten Verhandlungserfolge würden aber mit jedem Großkatzenangriff wieder zu Nichte gemacht.

"Es ist nur mehr eine Frage der Zeit bis unsere Aufseher die lokalen Viehbesitzer nicht mehr davon abhalten können, ihre eigenen Maßnahmen zur Lösung des Problems zu ergreifen", warnt Deed. Aufgrund des starken Umsatzrückgangs sei der Job der Aufseher ohnehin schon um ein Vielfaches gefährlicher geworden. Als Einsparmaßnahme sah sich die Verwaltung des Nationalparks nämlich dazu gezwungen, die Ausgaben für Elektrizität radikal einzuschränken. So verfügt das Areal zur Zeit nur über elf Stunden Strom pro Tag, was die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen der Zentrale und den Patrouille-Teams empfindlich einschränkt. Dies führt wiederum dazu, dass Parkranger beispielsweise bei der Verfolgung von bewaffneten Viehdieben oft auf sich alleine gestellt sind. Die Kontrollgänge bei Nacht mussten zudem aus Kostengründen generell eingestellt werden.

"Von der gegenwärtigen Situation profitieren nicht zuletzt auch die Wilddiebe", ergänzt Deed. So hätten sich in letzter Zeit die Meldungen über Gruppen von Männern gehäuft, die nachts mit Taschenlampen auf der Jagd nach Thomson Gazellen gesichtet worden sind. Fünf dieser Wilderer konnten Mitarbeiter des Mara Conservancy im vergangenen Monat erwischen. Für die finanzielle Zukunft des Maasai Mara Nationaparks hat Deed aber dennoch Hoffnung. "Auch wenn die größte Gewalt in Kenia bereits abgeklungen ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich das Tourismusgewerbe wieder erholt", meint er abschließend.
Quelle: pte
 
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