Biodiversität

Keine Entwarnung bei Korallensterben

Der "Schutz der Korallenriffe" muss weiterhin im Bewusstsein der Öffentlichkeit bleiben. Das fordert die International Coral Reef Initiative (ICRI), die das Jahr 2008 zum Internationalen Jahr des Riffes ausgerufen hat. Bei der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt, die derzeit in Bonn stattfindet, werden Experten über die Bedeutung und den Zustand der weltweiten Riffe zu Wort kommen.

29.05.2008

"Die Daten verheißen nichts Gutes", meint Georg Heiss, Forscher am Berliner Museum für Naturkunde, Projektmanager des Internationalen Jahr des Riffes 2008 in Deutschland und Vorsitzender von Reef Check im Interview. Der letzte Status-Report von Clive Wilkinson habe deutlich gezeigt, dass die Regenwälder der Meere in den vergangenen Jahren stärker zurückgegangen sind. "Drei Viertel der Riffe sind stark bedroht, 20 Prozent sind bereits verloren. Ende des Jahres wird es einen neuen Bericht geben", erklärt Heiss.

Die Korallenriffe sind bei der diesjährigen Konferenz in Bonn zwar nicht das Hauptthema, allerdings sollte der Schutz dieser wertvollen Lebensräume verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit kommen. "Wir wollen viele Staaten, aber auch NGOs dazu überreden, Mitglied der International Coral Reef Initiative ICRI zu werden", erklärt Heiss. Die ICRI ist eine lose Gruppierung, die keine verbindlichen Verpflichtungen abgibt, allerdings Rahmenbedingungen zum Schutz der Habitate vorschlägt. Ein bis zwei Mal im Jahr treffen sich die Mitglieder zu einer Versammlung.

"In Riffen leben etwa ein Viertel aller Fischarten. Etwa 100.000 riffbewohnende Arten sind bislang identifiziert worden, die Gesamtzahl wird auf mindestens eine Million Tier- und Pflanzenarten geschätzt", unterstreicht Heiss die Bedeutung der Korallenriffe. "Korallenriffe sind das Ökosystem mit der höchsten Biodiversität in den Meeren, sie gehen heute aber schneller verloren als die Regenwälder an Land", so Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museum für Naturkunde in Berlin und Koordinator des Internationalen Jahr des Riffes 2008 in Deutschland. Gehe diese Entwicklung weiter, sei das nicht nur für die Natur sondern auch für den Menschen katastrophal, da etwa 25 Prozent des Fischfangs in Asien von Riffen abhängig ist.
"Der zunehmende Tourismus und die damit verbundene Umweltverschmutzung und Bautätigkeit tragen zwar in einigen Regionen der Welt auch zur Belastung der Riffe bei, aber besonders Sporttaucher sind heute wichtige Multiplikatoren für den Riffschutz und tragen auch durch ihre Teilnahme an wissenschaftlichen Beobachtungsprogrammen wie Reef Check dazu bei, dass wir über den weltweit Besorgnis erregenden Zustand der Riffe genauer Bescheid wissen", meint Heiss. Es sei allerdings dringend notwendig, weitere Schutzzonen zu schaffen.

Die Idee der LifeWeb-Initiative des deutschen Umweltministers Sigmar Gabriel hält Heiss für positiv. Gabriel kündigte an, er werde der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn eine "LifeWeb-Initiative" vorschlagen, mit der Deutschland seine Anstrengungen zur Schaffung von Schutzgebieten für sensible Ökosysteme verstärken könne. Der Minister erklärte, dass er die Bereitschaft der Entwicklungsländer, solche zusätzlichen Schutzgebiete auszuweisen, mit zusätzlichen Finanzmitteln der Industriestaaten unterstützen werde. "Indonesien hat auf dieses Angebot reagiert und vorgeschlagen, das weltweit artenreichste Meeresgebiet dafür zur Verfügung zu stellen", so Heiss. Eine weitere Forderung der Riffschützer ist auch eine bessere Zertifizierung des Aquarienhandels. "Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz wird jährlich mehr als 1.000 Tonnen Lebendmaterial aus Riffen allein nach Deutschland importiert."
Quelle: pte
 
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