Biodiversität

Kampf gegen Überfischung zeigt Erfolge

Es besteht Hoffnung, dass die Menschheit auch in Zukunft Fisch essen wird. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Expertenteam, das von der US-Behörde National Marine Fisheries Service koordiniert wurde. In zweijähriger Forschung fanden die Wissenschaftler Nachweise dafür, dass Maßnahmen gegen die in vielen Meeresteilen bereits erfolgte Überfischung der Meere Erfolg haben. Die Verringerung der Fangquoten sowie des Beifangs in den Netzen zeigten sich gemeinsam mit der Errichtung von Meeresschutzgebieten als geeignete Strategien, um Bestand und Vielfalt der Fische zu schützen. In fast zwei Drittel aller Fischereiregionen müssen diese Anstrengungen allerdings verstärkt werden, damit ein Aussterben verhindert werden kann, geben die Forscher zu bedenken.

06.08.2009

Foto: Uwe Doellmann
Foto: Uwe Doellmann
Ausgangspunkt der Untersuchung war die Behauptung des Meeresbiologen Boris Worm - ebenfalls in der Zeitschrift Science - vor drei Jahren, dass die Meeresfischerei angesichts der Zerstörung des Ökosystems Meer durch die kommerzielle Fischerei spätestens im Jahr 2048 zu ihrem Ende kommen würde. Mit Unterstützung von 20 weiteren internationalen Experten trug Worm nun alle verfügbaren Daten zur Meeresfischerei in zehn großen Fischereiregionen der Industrieländer zusammen und bewertete diese Daten nach einer Vielzahl unterschiedlicher Analysemodelle. In fünf der zehn untersuchten Ökosysteme zeigte sich ein Rückgang der Ausbeutungsrate in den letzten Jahren. Bei sieben der zehn Regionen befindet man sich auf oder unterhalb der Rate, die man als die höchste verträgliche für nachhaltige Fischerei erkannt hat. "Es gibt Hoffnung, dass wir das Problem der Überfischung in den Griff bekommen und die Meeresfischerei und damit verbundenen Ökosysteme langfristig erhalten bleiben", so Worm.

Euphorie ist dennoch fehl am Platz. Bei 63 Prozent der untersuchten Fischbestände weltweit sind noch immer drastische Maßnahmen wie eine Reduzierung des Fangs notwendig, um das drohende Aussterben von besonders verletzlichen Arten zu verhindern. Ein Schwachpunkt der Studie ist zudem, dass sie aufgrund fehlender Daten Fänge in Entwicklungsländer nicht berücksichtigen konnte. Die Lage dürfte hier weit weniger positiv sein, wenn es auch hier vereinzelt Signale der Hoffnung gibt. So haben Experten und lokale Gemeinden in Kenia, wo Fischbestände drastisch zurückgegangen waren, gemeinsam Einschränkungen der Fischerei und Auflagen bezüglich des Fanggerätes durchgesetzt. Die Fischer vor Ort fangen heute wieder mehr und größere Fische und verzeichnen dadurch ein höheres Einkommen.

"Die Studie beweist, dass Managment-Maßnahmen zum Schutz des Fischbestands endlich greifen und funktionieren", kommentiert WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin die Ergebnisse. Durch die Errichtung von Meeresschutzgebieten sei es etwa gelungen, dass in kurzer Zeit neue Schellfisch-Populationen entstanden, nachdem diese durch den Fang komplett ruiniert waren. Zahlreiche Probleme würden jedoch weiterhin bestehen. "60 bis 70 Prozent der weltweiten Fischerei geschieht in Entwicklungsländern, wo es noch wenig Schutzmaßnahmen gibt. Mitverantwortlich dafür sind auch die europäischen Länder, die nach dem sukzessiven Leerfischen von Mittelmeer und Nordsee nun zunehmend vor der Küste tropischer Ländern des Südens fangen, teilweise mit Flotten der Entwicklungsländer. Hier gibt es bisher kaum Regulative", so Scattolin.

Werden die beschriebenen Maßnahmen konsequent fortgesetzt, kann sich auch Scattolin den Erhalt des Fisches als Nahrungsmittel vorstellen. Richtige Entscheidungen im Fischereimanagement seien dabei wichtiger als Verzicht oder Einschränkung des Fischverzehrs seitens des Konsumenten. "Der wichtigste Beitrag des Einzelnen ist, beim Fischkauf auf das MSC-Gütesiegel für nachhaltige Fischerei zu achten", betont der WWF-Experte. Auf Ebene der Politik tritt mit 1.1.2010 das EU-Einfuhrverbot für Fische ohne Herkunftsbezeichnung in Kraft, was dem Problem der illegalen Fischerei, die besonders bei Tunfischen weit verbreitet ist, entgegenwirken soll. Weitere fischereipolitische Entscheidungen seien jedoch noch ausständig, so Scattolin. "Wir fischen entlang der Nahrungskette abwärts, beginnend bei den größeren Räubern wie Tunfisch und wechseln, sobald dieser ausgestorben ist, zu den nächstgrößeren. Da diese Taktik das Gleichgewicht enorm gefährdet, sind hier politische Entscheidungen wie ein Fangstopp notwendig."
Quelle: UD / pte
 
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