Tankerunglück von 1989 heute noch gefährlich
Die bioverfügbaren Schadstoffe, die heute im Meer vor der Küste Alaskas treiben, stammen vom Tankers Exxon Valdez, der vor 20 Jahren verunglückte. Das bestätigen nun Forscher des Helmholz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sowie Kollegen aus Frankreich und den USA in der Zeitschrift "Environmental Science & Technology". Sie konnten zeigen, dass Schadstoffe aus natürlichen Kohlevorkommen im Golf von Alaska nicht leicht bioverfügbar sind, was für das Rohöl der Tankerkatastrophe jedoch sehr wohl zutrifft. Das widerlegt die These, dass beobachtete Schadstoffe statt dem Tankeröl aus natürlichen Kohlevorkommen stammen. „Die Kohle ist kein Argument für Umweltschädigungen in dieser Region“, fasst Studien-Mitautor Hauke Harms vom UFZ zusammen.
30.09.2009
Ein Grund dafür für die anhaltende Verschmutzung ist, dass sich die im Öl enthaltenen polyzyklischen aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) aufgrund der niedrigen arktischen Temperaturen nur sehr langsam abbauen. Es handelt sich dabei um langlebige, teils hochgiftige und krebserregende Schadstoffe, die natürliche Bestandteile sowohl von Kohle als auch von Erdöl bilden. Wie giftig diese Stoffe sind, hängt davon ab, ob sie von Organismen im Stoffwechsel umgesetzt werden oder nicht, was man als „Bioverfügbarkeit“ bezeichnet. Um bioverfügbar zu sein, müssen sich PAKs vor allem im Wasser lösen können. „Sobald ein Stoff bioverfügbar ist, beginnt sein Abbauprozess und er verschwindet allmählich. Das ist jedoch ein stufenweiser, langsamer Prozess, der Jahrhunderte dauert“, berichtet der UFZ-Experte.
Im Labor untersuchten die Forscher PAKs aus Proben vom Tankeröl, die man nach der Katastrophe gesammelt hatte, und verglichen sie mit denen, die aus Kohlenvorkommen stammen. Sie verwendeten dabei als Biosensoren genetisch modifizierte Bakterien, die mit den Schadstoffen reagieren, indem sie zu leuchten beginnen. Es zeigte sich, dass sich nur PAKs aus dem Tankeröl auf Organismen auswirken. „Diese neue forensische Anwendung hat den Vorteil, dass beim Nachweis der Umweg über aufwändige chemische Analysen entfällt“, so Harms. Aufgrund der hohen Lichtstärke der Bakterien kann man die Prozesse in hoher Auflösung bis hin auf die Mikroebene einzelner Organismen untersuchen.