Biodiversität
Millenniumsziel zum Erhalt der Biodiversität gescheitert?
Das angepeilte Millenniumsziel, den Rückgang der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen, wird sicher nicht erreicht werden. Zu diesem Schluss kommen Forscher bei der Konferenz des International Programme on Biodiversity (DIVERSITAS). "Trotz der Schaffung von 80.000 Schutzgebieten ist der Rückgang der Arten massiv", erklärt Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei im Interview.
15.10.2009
Die Gründe dafür sieht der Experte einerseits in sogenannten Verzögerungseffekten, die man auch bei den CO2-Emissionen bemerken kann. Andererseits sind die globalen Veränderungen, insbesondere die Klimaänderung und die Landnutzung, so groß, dass offensichtlich ein Ende des Artenrückgangs nicht feststellbar ist. "Die weltweiten Binnengewässer machen nur 0,8 Prozent der gesamten Landfläche aus, beherbergen aber rund zehn Prozent der weltweiten Fauna", so Tockner. Der Artenrückgang in den Binnengewässern sei viel stärker als an Land. Wie gefährdet auch der Verlust einzelner Arten ist, zeigt der Forscher anhand von zwei Beispielen auf.
"Von den weltweit 25 Störarten sind alle gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Das gleiche gilt für die weltweit vier Süßwasserdelfinarten. Auch sie stehen auf der Roten Liste ganz oben", betont Tockner und unterstreicht damit ein Problem, auf das auch der WWF immer wieder hinweist. Ein Mitgrund sei auch die nicht besonders starke Lobby zum Schutz dieser Gewässer. "Wir haben uns Fachartikel in den Magazinen Science und Nature angesehen und festgestellt, dass von insgesamt 325 Arbeiten zum Thema Biodiversität sich nur drei mit der Problematik der Binnengewässer beschäftigen."
Nicht nur in den tropischen Regionen wie im Amazonas oder in den Binnenseen Afrikas gibt es einen starken Rückgang der Arten. "Auch in Europas Flüssen sind durch die Fragmentierung der Fließgewässer fast alle wandernden Fische bedroht", so Tockner. Durchgehende Wasserwege von der Rhone bis zur Wolga üben zusätzlich Druck auf die Lebewesen in den Flussgebieten aus. Hier komme es zu einer Homogenisierung der Fauna. Umgangsprachlich könne man das als Supereinzugsgebiet für neue Spezies bezeichnen.
"In manchen Flussabschnitten haben sich ganze Lebensgemeinschaften von gebietsfremden eingeschleppten Lebewesen - so genannte Neobiota - angesiedelt." Bisher sei nicht bekannt, welche Funktionen diese neuen Arten erfüllen und ob diese Besiedlung positiv oder negativ sei. "Hier werden evolutionäre Prozesse losgetreten, deren Auswirkungen man nicht kennt und bisher auch nicht abschätzen kann." Die Frage stehe auch im Raum, wie effizient Neobiota den Stoffumbau in einem Gewässer durchführen können.
In der Öffentlichkeit gebe es für das Thema Biodiversitätsverlust viel zu geringes Verständnis, beklagt Tockner. "Doch der Erhalt der Artenvielfalt ist eine ethische, ökologische und ökonomische Notwendigkeit. Der Schutz der Umwelt und damit der Biodiversität steht nämlich nur vermeintlich in Konkurrenz zum Klimaschutz und der gesicherten Ernährung der Weltbevölkerung", meint Tockner. Ein diverses System weise eine höhere Produktivität aus. "Daher ist es wichtig, die Bedeutung der Artenvielfalt zu unterstreichen und bekannt zu machen."
Vorstellbar sei der Artenverlust durch einen steilen Gebirgshang, der plötzlich von nur noch einer Pflanzenart besiedelt wird. "Wir wissen, dass jede Pflanze, die in so einem Hang wächst, mit ihren Wurzeln ein Geflecht bildet, das ähnlich jenem von Schrauben, Nägeln und Dübeln auf einer Wand zur Stabilisierung dient. Eine Reduzierung der Vielfalt auf eine Art, würde dem Hang seine Stabilität nehmen. "Ähnlich hohe Bedeutung haben auch die Fluss-Auen, die eine sehr hohe Serviceleistung bieten und bei der Abwehr von Hochwässern und zur Bereitstellung von Trinkwasser wichtig sind. Zudem sind sie Zentren der biologischen Vielfalt", erklärt Tockner. "Gerade deshalb sollten sie unbedingt geschützt oder wiederhergestellt werden."
"Von den weltweit 25 Störarten sind alle gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Das gleiche gilt für die weltweit vier Süßwasserdelfinarten. Auch sie stehen auf der Roten Liste ganz oben", betont Tockner und unterstreicht damit ein Problem, auf das auch der WWF immer wieder hinweist. Ein Mitgrund sei auch die nicht besonders starke Lobby zum Schutz dieser Gewässer. "Wir haben uns Fachartikel in den Magazinen Science und Nature angesehen und festgestellt, dass von insgesamt 325 Arbeiten zum Thema Biodiversität sich nur drei mit der Problematik der Binnengewässer beschäftigen."
Nicht nur in den tropischen Regionen wie im Amazonas oder in den Binnenseen Afrikas gibt es einen starken Rückgang der Arten. "Auch in Europas Flüssen sind durch die Fragmentierung der Fließgewässer fast alle wandernden Fische bedroht", so Tockner. Durchgehende Wasserwege von der Rhone bis zur Wolga üben zusätzlich Druck auf die Lebewesen in den Flussgebieten aus. Hier komme es zu einer Homogenisierung der Fauna. Umgangsprachlich könne man das als Supereinzugsgebiet für neue Spezies bezeichnen.
"In manchen Flussabschnitten haben sich ganze Lebensgemeinschaften von gebietsfremden eingeschleppten Lebewesen - so genannte Neobiota - angesiedelt." Bisher sei nicht bekannt, welche Funktionen diese neuen Arten erfüllen und ob diese Besiedlung positiv oder negativ sei. "Hier werden evolutionäre Prozesse losgetreten, deren Auswirkungen man nicht kennt und bisher auch nicht abschätzen kann." Die Frage stehe auch im Raum, wie effizient Neobiota den Stoffumbau in einem Gewässer durchführen können.
In der Öffentlichkeit gebe es für das Thema Biodiversitätsverlust viel zu geringes Verständnis, beklagt Tockner. "Doch der Erhalt der Artenvielfalt ist eine ethische, ökologische und ökonomische Notwendigkeit. Der Schutz der Umwelt und damit der Biodiversität steht nämlich nur vermeintlich in Konkurrenz zum Klimaschutz und der gesicherten Ernährung der Weltbevölkerung", meint Tockner. Ein diverses System weise eine höhere Produktivität aus. "Daher ist es wichtig, die Bedeutung der Artenvielfalt zu unterstreichen und bekannt zu machen."
Vorstellbar sei der Artenverlust durch einen steilen Gebirgshang, der plötzlich von nur noch einer Pflanzenart besiedelt wird. "Wir wissen, dass jede Pflanze, die in so einem Hang wächst, mit ihren Wurzeln ein Geflecht bildet, das ähnlich jenem von Schrauben, Nägeln und Dübeln auf einer Wand zur Stabilisierung dient. Eine Reduzierung der Vielfalt auf eine Art, würde dem Hang seine Stabilität nehmen. "Ähnlich hohe Bedeutung haben auch die Fluss-Auen, die eine sehr hohe Serviceleistung bieten und bei der Abwehr von Hochwässern und zur Bereitstellung von Trinkwasser wichtig sind. Zudem sind sie Zentren der biologischen Vielfalt", erklärt Tockner. "Gerade deshalb sollten sie unbedingt geschützt oder wiederhergestellt werden."
Quelle: UD / pte