Biodiversität

Biotreibstoffe für Regenwald-Rodung verantwortlich

Die geplante Ausdehnung von Plantagen für Biotreibstoffe in Brasilien könnte indirekt die Zerstörung des Regenwaldes forcieren. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Kassel in einer Studie, die im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS veröffentlicht wurde. Durch die Ausdehnung der Zuckerrohr- und Sojaplantagen würden nämlich Viehzüchter in Richtung Amazonien verdrängt.

16.02.2010

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book

Um das Gebiet für die Rinderzucht aufzubereiten, müssten Waldflächen gerodet werden. Das verschlechtert die Kohlenstoffbilanz des "Biosprits" ganz erheblich. Brasilien setzt derzeit vor allem auf Zuckerrohr für die Ethanolproduktion und Sojabohnen zur Herstellung von Biodiesel. Die Forscher haben - um die Dynamik der Landnutzungsänderung zu untersuchen - mit einem Simulationsmodell gearbeitet.

Momentan werden 55.000 Quadratkilometer Zuckerrohr und 191.000 Quadratkilometer Soja angebaut. Wenn die Biosprit-Produktion bis 2020 das geplante Ziel erreicht, kommen noch 57.200 Quadratkilometer für Zuckerrohr hinzu. Bei Soja würden es sogar 108.100 Quadratkilometer mehr sein", so Studien Co-Autor Rüdiger Schaldach.

Die Biotreibstoffe würden zu 88 Prozent auf ehemaligen Viehweiden angebaut werden. Die Rinderfarmer müssten sich dann jedoch neues Terrain suchen. Dazu müssten bis 2020 rund 121.000 Quadratkilometer neue Waldflächen gerodet werden. Für die Kohlenstoffbilanz bedeutet das ein Debit von rund 44 (aus Zuckerrohr) und 250 (aus Soja) Jahren im Vergleich zur Nutzung fossiler Brennstoffen.

Landwirtschaftliches Basisszenario als Ausgangspunkt

"Unsere Untersuchungen beziehen auch ein ökonomisches Agrarmodell für ein Basisszenario mit ein, das die Nahrungs- und Futtermittelproduktion des Zuckerrohrs und der Sojabohne betrachtet", so Schaldach. "Ein Fakt wird in der ganzen Studie allerdings deutlich", betont der Wissenschaftler. Auch bei der Produktion von Biotreibstoffen sei ein nachhaltiges Handeln möglich.

"Wir haben auch die Nutzung anderer Biotreibstoffe untersucht, um festzustellen, welche der Alternativen unter energetischen Gesichtspunkten weniger problematisch sind, wobei mögliche ökologische Konsequenzen ausgeklammert wurden", erklärt der Wissenschaftler.

Die modellierte Dichte an Viehbestand wird um 0,09 Tiere pro Hektar zunehmen. "Eine Erhöhung von 0,13 Tiere pro Hektar, könnte die indirekte Landnutzungsänderung durch die Biotreibstoffe verhindern und dennoch sowohl die Nachfrage nach Nahrungsmitteln als auch Biotreibstoff decken", so der Forscher. In Zukunft sollte eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, die für Biotreibstoffe stehen und jenen, die die Rinderfarmen betreiben, forciert werden. Nur so könne man effektiv CO2 einsparen, erklärt Schaldach abschließend.

Quelle: UD / pte
 

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