Biodiversität
Aquarienbesitzer räumen Meere leer
Die Riffe vor den Florida Keys sind von Schnorchlern und Fischern gerne besucht. In den vergangenen Jahren ist noch eine weitere Gruppe hinzugekommen. Dabei handelt es sich um Tierhändler, die sich vor allem für wirbellose Tiere wie Krebse, Garnelen, Schnecken interessieren, denn der Markt dafür ist seit einigen Jahren massiv gewachsen.
01.04.2010
Rund 700.000 Meerwasser-Aquarien gibt es in den USA. Mit der modernen Technik ist es leichter geworden, kleine Riffbecken mit Korallen, Seeanemonen, Krebsen, Krabben, Seegurken und Schnecken ins Wohnzimmer zu bringen. Ein Resultat aus diesem Boom ist das steigende Interesse und der boomende Markt für diverse Meerestiere. Für die Biodiversität am echten Riff hat dies allerdings nachteilige Folgen.
165 lizensierte Sammler gibt es in Florida. Sie versorgen Tierhändler mit Ware und agieren nach eigenen Angaben nachhaltig, da keine neuen Lizenzen ausgestellt werden und zudem für viele Tierarten tägliche Entnahme-Limits vorgeschrieben sind. Experten wie etwa Andrew Rhyne, Direktor des New England Aquarium, warnen jedoch davor, dass die Bestände von wirbellosen Tieren sehr schnell erschöpft sein kann.
Rhyne hat in einer Studie im PLoS ONE Anfang 2010 berichtet, dass die Zahl der Organismen, die zwischen 1994 und 2007 gesammelt wurden, jährlich um 13 Prozent anstieg. 2007 wurden rund 8,8 Mio. Spezies entnommen. Im gleichen Zeitraum veränderte sich auch die Zusammensetzung der Arten bei den Wirbellosen. 1994 wurden nur sechs Spezies der insgesamt 15 am häufigsten vorkommenden Tiere als Aquariumtiere gesammelt. 13 Jahre später waren es neun der 15, die die "ökologischen Nischen" in den privaten Aquarien füllten. Darunter waren etwa 700.000 Turbo-Schnecken und 2,4 Mio. Blaufuß-Krabben.
Wirbellose haben große Bedeutung für die Riffe
Gerade wirbellosen Tieren komme große Bedeutung zum Erhalt der Riffe zu. "Wenn einzelne Tierarten an einer gewissen Stelle übersammelt werden, gerät das ökologische Gleichgewicht schnell aus dem Ruder", so Rhyne. "Dieser Artikel weißt uns darauf hin, dass nicht nur in Entwicklungsländern wie in Indonesien, sondern auch in den Florida Keys ein intensives Absammeln von wirbellosen Korallenriffbewohnern für die Ausstattung von privaten Meerwasseraquarien stattfindet", meint der Riffexperte Christian Wild von der Universität München.
Dabei werde deutlich, dass zwischen Tiersammlern und Meeresbiologen Uneinigkeit bezüglich der Nachhaltigkeit dieser Aktivität sowie den möglichen Konsequenzen für das Funktionieren der lokalen Korallenriffökosysteme herrsche. "Ein übermäßiges Absammeln von algenfressenden Schnecken und Seeigeln kann zum Beispiel zum Überwuchern und Ersticken der riffbildenden Steinkorallen durch schnellwüchsige Algen führen", so Wild. Das sei ein Phänomen, das insbesondere in den karibischen Korallenriffen immer häufiger beobachtet wird.
Nachzucht von Meerestieren kaum möglich
"Ich kann mich der im Artikel erwähnten Aussage von Andrew Rhyne nur anschließen und denke auch, dass es unseriös ist, zu behaupten, diese intensive Entnahme von Tieren aus den Korallenriffen in Florida wäre nachhaltig. Denn man weiß viel zu wenig über die Ökologie der Tiere und das Funktionieren der Riffökosysteme", kritisiert Wild.
Die grundsätzliche Problematik bei der Riffaquaristik liege sicherlich darin, dass die allermeisten der eingesetzten Organismen nicht nachgezüchtet werden können, sondern stattdessen Wildfänge aus Korallenriffen gemacht werden müssen. "Eine Reihe von Faktoren, darunter großer Stress während Fang und Transport sowie Umgewöhnung an Aquarienverhältnisse und unsachgemäße Haltung, führen dazu, dass ein Großteil der im Riff gefangenen Organismen nicht lange überlebt."
"Das bedeutet, dass umso mehr Riffbewohner eingesammelt werden müssen, damit nur wenige Tiere im Wohnzimmeraquarium das Auge des Betrachters erfreuen", schildert Wild. "Insofern denke ich, dass man als umweltbewusster Mensch komplett auf die Meerwasseraquaristik verzichten, und sich die faszinierenden Riffbewohner stattdessen besser in ihrer natürlichen Umgebung anschauen sollte."
165 lizensierte Sammler gibt es in Florida. Sie versorgen Tierhändler mit Ware und agieren nach eigenen Angaben nachhaltig, da keine neuen Lizenzen ausgestellt werden und zudem für viele Tierarten tägliche Entnahme-Limits vorgeschrieben sind. Experten wie etwa Andrew Rhyne, Direktor des New England Aquarium, warnen jedoch davor, dass die Bestände von wirbellosen Tieren sehr schnell erschöpft sein kann.
Rhyne hat in einer Studie im PLoS ONE Anfang 2010 berichtet, dass die Zahl der Organismen, die zwischen 1994 und 2007 gesammelt wurden, jährlich um 13 Prozent anstieg. 2007 wurden rund 8,8 Mio. Spezies entnommen. Im gleichen Zeitraum veränderte sich auch die Zusammensetzung der Arten bei den Wirbellosen. 1994 wurden nur sechs Spezies der insgesamt 15 am häufigsten vorkommenden Tiere als Aquariumtiere gesammelt. 13 Jahre später waren es neun der 15, die die "ökologischen Nischen" in den privaten Aquarien füllten. Darunter waren etwa 700.000 Turbo-Schnecken und 2,4 Mio. Blaufuß-Krabben.
Wirbellose haben große Bedeutung für die Riffe
Gerade wirbellosen Tieren komme große Bedeutung zum Erhalt der Riffe zu. "Wenn einzelne Tierarten an einer gewissen Stelle übersammelt werden, gerät das ökologische Gleichgewicht schnell aus dem Ruder", so Rhyne. "Dieser Artikel weißt uns darauf hin, dass nicht nur in Entwicklungsländern wie in Indonesien, sondern auch in den Florida Keys ein intensives Absammeln von wirbellosen Korallenriffbewohnern für die Ausstattung von privaten Meerwasseraquarien stattfindet", meint der Riffexperte Christian Wild von der Universität München.
Dabei werde deutlich, dass zwischen Tiersammlern und Meeresbiologen Uneinigkeit bezüglich der Nachhaltigkeit dieser Aktivität sowie den möglichen Konsequenzen für das Funktionieren der lokalen Korallenriffökosysteme herrsche. "Ein übermäßiges Absammeln von algenfressenden Schnecken und Seeigeln kann zum Beispiel zum Überwuchern und Ersticken der riffbildenden Steinkorallen durch schnellwüchsige Algen führen", so Wild. Das sei ein Phänomen, das insbesondere in den karibischen Korallenriffen immer häufiger beobachtet wird.
Nachzucht von Meerestieren kaum möglich
"Ich kann mich der im Artikel erwähnten Aussage von Andrew Rhyne nur anschließen und denke auch, dass es unseriös ist, zu behaupten, diese intensive Entnahme von Tieren aus den Korallenriffen in Florida wäre nachhaltig. Denn man weiß viel zu wenig über die Ökologie der Tiere und das Funktionieren der Riffökosysteme", kritisiert Wild.
Die grundsätzliche Problematik bei der Riffaquaristik liege sicherlich darin, dass die allermeisten der eingesetzten Organismen nicht nachgezüchtet werden können, sondern stattdessen Wildfänge aus Korallenriffen gemacht werden müssen. "Eine Reihe von Faktoren, darunter großer Stress während Fang und Transport sowie Umgewöhnung an Aquarienverhältnisse und unsachgemäße Haltung, führen dazu, dass ein Großteil der im Riff gefangenen Organismen nicht lange überlebt."
"Das bedeutet, dass umso mehr Riffbewohner eingesammelt werden müssen, damit nur wenige Tiere im Wohnzimmeraquarium das Auge des Betrachters erfreuen", schildert Wild. "Insofern denke ich, dass man als umweltbewusster Mensch komplett auf die Meerwasseraquaristik verzichten, und sich die faszinierenden Riffbewohner stattdessen besser in ihrer natürlichen Umgebung anschauen sollte."
Quelle: UD / pte