Biodiversität

Großbritannien schafft weltgrößtes Meeresschutzgebiet

Die britische Regierung hat rund um den Chagos-Archipel im Indischen Ozean das größte Meeresschutzgebiet der Welt eingerichtet. Auf einer Fläche von 545.000 Quadratkilometer soll in Zukunft auch die kommerzielle Fischerei verboten werden, verkündete der britische Außenminister David Milibrand. Rund um die Schaffung dieses Schutzgebiets gibt es allerdings eine brisante Geschichte von Zwangsumsiedelung.

09.04.2010

Luftaufnahme von Diego Garcia, Foto: www.chagossupport.org.uk
Luftaufnahme von Diego Garcia, Foto: www.chagossupport.org.uk
Die Chagos-Inseln, die zum British Indian Ocean Territory BIOT gehören, sind aber auch aus einem anderen Grund bekannt geworden. Denn die Briten haben die Insel Diego Garcia 1966 für 50 Jahre an die USA verpachtet, die hier einen der größten Militär-Stützpunkte errichtet haben. Dafür wurden die 2.000 Chagossians zwischen 1967 und 1971 zwangsübersiedelt. Der Zutritt in ihre alte Heimat wurde ihnen verboten.

Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Insulaner, die inzwischen auf Mauritius, den Seychellen und in Großbritannien leben, um das Recht, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Nach jahrelangen Rechtsverfahren entschied das Oberhaus in London im Oktober 2008, dass die Insulaner nicht mehr wieder auf ihre Inseln zurückkehren dürfen. Doch die Insulaner, die als Briten EU-Bürger sind, wollen sich nicht geschlagen geben und versuchen nun den Rechtsweg über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Im November 2009 startete eine Gruppe von neun britischen Naturschutz- und Wissenschaftsorganisationen eine Kampagne zur Unterschutzstellung der Korallenriffe des Archipels. Für einige der Chagossians schließt die Unterschutzstellung eine Wiederbesiedelung der Inseln aus, denn die meisten Insulaner lebten vom Fischfang.

Von internationalen Meeresbiologen wurde der Artenreichtum des Chagos Archipels oft mit dem Großen Barriere Riff in Australien oder den ekuadorianischen Galapagos Inseln verglichen. Tatsächlich ist der Archipel das größte lebende Korallenriffsystem. Hier kommen mehr als 220 Korallenspezies und mehr als 1.000 verschiedenen Rifffischarten vor. Im Schutzgebiet wäre neben dem kommerziellen Fischfang auch der Abbau von Bodenschätzen verboten.

Für Vertreter der UK Chagos Support Association lassen die Ankündigungen Milibrands allerdings einige Fragen offen. Dazu gehöre die Frage, ob auch vorgesehen ist, die Chagossians ins marine Schutzgebiet zu involvieren und der lokalen Bevölkerung beschränkten Fischfang zu erlauben.

Doch nicht alle Chagossians stehen dem marinen Schutzgebiet negativ entgegen. Allen Vincatassin von der UK Chagos Support Association sieht die Aktion der britischen Regierung als "tapfere Entscheidung". Sollten die Chagossians wieder zurückkehren, könne man die Regeln der Schutzzone an die Menschen anpassen.

Die Errichtung des Meeresschutzgebiets habe für Vincatassin nichts mit der Frage der Rückübersiedlung zu tun. "Es ist sinnvoll, die Inseln des Archipels zu schützen bevor jemand von einem anderen Land auf die Idee kommt, hier in großem Stil Hotels zu errichten und mit kommerziellem Fischfang zu beginnen." Das würde das Gebiet nämlich total zerstören.

Momentan vertritt die britische Regierung die Meinung, dass eine Rückkehr der Bewohner und ihrer Nachfahren erst möglich sei, wenn keine Notwendigkeit für die weitere militärische Nutzung von Diego Garcia spricht. Zudem läuft der Vertrag für die militärische Nutzung seitens der USA noch bis 2016. Den USA wurde das Recht eingeräumt, den Vertrag um 20 Jahre zu verlängern.
Quelle: UD / pte
 
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