Biodiversität

Bohrinsel-Absinken: Meer und Küste von gigantischer Ölpest bedroht

Mit der Explosion und dem Sinken der Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko droht eine Umweltkatastrophe gigantischen Ausmaßes. Seit dem Absinken der rund 70 Kilometer vor der US-Küste gelegenen Förderinsel letzten Donnerstag dürften aus dem Bohrloch am Meeresboden laut US-Küstenwache täglich bis zu 1,13 Mio. Liter Rohöl ausströmen, ausserdem befanden sich auf der Plattform rund 2,5 Millionen Liter Diesel. Ein unbemanntes U-Boot wurde zur Untersuchung des Bohrlochs eingesetzt, doch sind alle Versuche, die Quelle zu schließen, bisher fehlgeschlagen.

27.04.2010

Golf von Mexiko, Foto: NASA
Golf von Mexiko, Foto: NASA
Als "Umweltbombe" bezeichnet Ulrich Saint-Paul vom Zentrum für marine Tropenökoologie die Katastrophe. "Was an möglichen Folgen für die Umwelt droht, geht über jede Vorstellungskraft", so der Meeresexperte gegenüber pressetext. Unmittelbar gefährdet sei die gesamte Nahrungskette in dieser Region des Golfes sowie auch die Flora und Fauna der Küste.

Der Ölteppich, der am Donnerstagabend bereits eine Länge von acht Kilometern erreicht hat, dürfte zu Beginn dieser Woche die US-Küste erreichen. "Das Öl legt sich über alle Organismen und unterbindet deren Atmung und Stoffwechsel, sodass sie sterben", berichtet Saint-Paul. Wird der Ölteppich von der Meeresströmung verteilt, sind auch zahlreiche weitere Lebensräume bedroht, bis hin zu den Korallenriffen in Florida und in der Karibik. Wie sensibel Korallen auf Öl reagieren, hat sich vor zwei Wochen im australischen Great Barrier Reef gezeigt. Der chinesische Kohlefrachter "Shen Neng 1" lief auf eine Korallenbank auf, wobei vergleichbar kleine Ölmengen des Tankes ausliefen. "Das Gefährdungspotenzial für die Korallen ist dennoch so enorm, dass sie in kurzer Zeit zugrunde gehen werden", so der Bremer Forscher.

Bei der aktuellen Größenordnung des Unfalls kommt unweigerlich der Tankerunfall der "Exxon Valdez" in das Bewußtsein, der vor 20 Jahren weite Küstenregionen in Alaska nachhaltig zerstört hat. Die Folgen der 40 Mio. Liter Rohöl, die damals ausliefen, sind sogar heute noch nicht überwunden. "Da der Golf von Mexiko wärmer ist, kann man damit rechnen, dass der Abbau des Öls ein wenig schneller vor sich geht. Darauf zu hoffen ist jedoch kein Trost - da die Zerstörung des Lebensraums sofort einsetzen wird", so Saint-Paul.

Versucht wird derzeit, die weitere Ausbreitung des Ölteppichs durch Barrieren zu verhindern. "Weitere Möglichkeiten sind, Öl abzupumpen oder der Einsatz chemischer Bindungsmittel, die das Öl zum Absinken bringen", so der Experte.
Quelle: UD / pte
 
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