Grüne Wiesen oder Wirtschaftswachstum - kein Widerspruch für Europa!
Die Europäische Umweltagentur hat ihren vierten Bericht „Die Umwelt in Europa - Zustand und Ausblick“ (SOER 2010) veröffentlicht: Eine umfassende Bestandsaufnahme, wie und warum sich die Umwelt in Europa verändert und was wir dagegen tun. Der SOER 2010 kommt zu dem Schluss, dass ein ganzheitlicher Ansatz für die Umgestaltung Europas, hin zu einer ressourceneffizienten grünen Wirtschaft, neben einer gesunden Umwelt, auch Wohlstand und sozialen Zusammenhalt fördern kann. Europa müsse sich aber auch an die Folgen des Klimawandels anpassen - auch wenn Emissionsreduktionsziele erfüllt würden und man sich auf dem Weltklimagipfel in Cancún auf drastische Maßnahmen einigen würde.
02.12.2010
„Wir verbrauchen mehr natürliche Ressourcen, als das ökologische Gleichgewicht aushält. Dies gilt sowohl für Europa als auch die Erde insgesamt. Der Klimawandel ist das bis dato sichtbarste Symptom dieser Instabilität, eine Reihe globaler Trends lassen jedoch künftig größere systemische Risiken für unsere Ökosysteme befürchten. Die derzeitige Finanzkrise sollte uns als Anlass zu einer Denkpause dienen", so Professor Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der EUA.
Ein komplette Umstellung auf eine ressourceneffiziente grüne Wirtschaft setzt voraus, dass wirklich alle ökologischen Ressourcen - biologische Vielfalt, Boden, Kohlenstoff, Flüsse, Meere und die Luft, die wir atmen - gänzlich in die Produktion, den Verbrauch und globale handelspolitische Entscheidungen einbezogen werden.
„Es gibt keine Sofortlösungen - aber Behörden, Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger müssen zusammenarbeiten, um neue Wege für eine effizientere Ressourcennutzung zu finden. Die Saat für zukünftige Maßnahmen ist gesät: nun liegt es an uns, sie Wurzeln schlagen und gedeihen zu lassen“, schließt McGlade.
Der SOER 2010 zeigt überdies auf, dass ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klimawandel, biologischer Vielfalt, Ressourcennutzung und menschlicher Gesundheit nötig ist und auf welche Weise bestimmte Hilfsmittel wie Raumplanung, Umweltsteuerreform, Vermeidung von Verschmutzung, Vorsorge und Bilanzierung aller Ressourcen den naturkapitalbasierten Ansatz für den Aufbau einer grünen Wirtschaft unterstützen können.
Wichtigste Ergebnisse und Empfehlungen
> Klimawandel: Die Europäische Union hat bei der Verringerung von Emissionen und dem Ausbau erneuerbarer Energien Fortschritte gemacht. 2009 lagen die Emissionen der EU-27 um 17 Prozent unter dem Wert von 1990 und damit schon sehr nahe am Emissionsminderungsziel von 20 Prozent bis 2020. Leider ist dieser positive Trend nicht in allen Sektoren zu verzeichnen. So stiegen die Emissionen der EU-27 aus dem Verkehr zwischen 1990 und 2008 um 24 Prozent.
> Anpassung an den Klimawandel: Auch wenn Europa alle seine Emissionsreduktionsziele erfüllt und die Staats- und Regierungschefs, die gerade auf dem internationalen Klimagipfel in Cancún (Mexiko) zusammengekommen sind, darin übereinstimmen, dass drastische Maßnahmen notwendig sind, muss sich Europa dennoch an die derzeitigen und künftig zu erwartenden Folgen des Klimawandels anpassen. Ein gewissenhafter Umgang mit den natürlichen Ressourcen kann uns bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen.
> Biologische Vielfalt, Ökosysteme und Gesundheit: Natura 2000, ein Netz von Schutzgebieten, das mittlerweile rund 18 Prozent der EU-Landfläche abdeckt, hat zum Schutz gefährdeter Arten und zur Bewahrung von Grünflächen sowie Erholungsgebieten beigetragen. Die Rechtsvorschriften zur Luft- und Wasserqualität haben die Belastungen für die biologische Vielfalt und den Menschen verringert. Andererseits haben die intensivierte Landnutzung, der Verlust von Lebensräumen und die Überfischung jedoch verhindert, dass die EU ihr Ziel für den Erhalt der biologischen Vielfalt bis 2010 erreicht hat.
> Integrierte Lösungen mit einer globalen Perspektive: Durch das Aufzeigen der zahlreichen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Herausforderungen - ökologischer und anderer Natur - ermutigt uns der SOER-Bericht 2010 übergreifende Maßnahmen in verschiedenen politischen Bereichen zu ergreifen, um so schneller Besserungen zu erwirken und positive Nebenwirkungen zu maximieren (z. B. Minderung des Klimawandels und gleichzeitig Verbesserung der Luftqualität).
> Ressourceneffizienz: Die Sicherung von Nahrung, Energie und Wasser ist von entscheidender Bedeutung für die Landnutzung, zumal sich die unterschiedlichen Bedarfe aufgrund steigender Nachfrage oftmals entgegenstehen (z. B. Nahrung, Futter und Kraftstoff). Bilanzierung und Preisgestaltung unter weitestgehender Berücksichtigung der Folgen unserer Ressourcennutzung sind notwendig, um Wirtschaft und Verbraucher auf den Weg einer optimierten Ressourceneffizienz zu bringen.
> Bürgerbeteiligung: Die Politik allein kann Umwelttrends nicht stoppen oder umkehren. Wir müssen die Anzahl engagierter Bürgerinnen und Bürger, die bemüht sind, durch ihr Verhalten zum Umweltschutz beizutragen durch ihre Einbindung in Datenerhebungen und über soziale Medien erhöhen.