Biodiversität

Schutz der Wälder: Unternehmen in der Verantwortung

Angesichts weltweit schrumpfender Forstflächen und steigender Nachfrage nach Holz und Holzprodukten wurden die Bemühungen um den Schutz der Wälder und die Förderung ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung in den vergangenen Jahren intensiviert. So stimmte beispielsweise der Europäische Rat im Oktober 2010 einem Gesetz zu, das den Import von Holz und Holzprodukten aus illegalem Holzeinschlag nach Europa untersagt und damit gleichzeitig Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit von Holz erfordert. Auch bei dem derzeit im mexikanischen Cancún stattfindenden Klimagipfel steht der Schutz der Wälder auf der Agenda.

06.12.2010

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Nach Einschätzung der oekom research AG reichen die bisherigen politischen und unternehmerischen Maßnahmen jedoch nicht aus, um den unter umweltbezogenen, sozialen und kulturellen Aspekten wichtigen Lebensraum Wald dauerhaft zu erhalten. In ihrem aktuellen Position Paper Forst & Holz benennt die Nachhaltigkeits-Ratingagentur die Kernthemen der Diskussion und die damit einhergehende Verantwortung von Unternehmen mit Blick auf ein auch bei Kapitalanlegern steigendes Interesse an Wald.

Pro Tag schrumpft die globale Waldfläche im Durchschnitt um mehr als 15.000 Hektar. Hauptgründe sind die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen, der illegale Holzeinschlag sowie der Klimawandel. Den Anteil des illegalen Holzeinschlags an der globalen Holzproduktion schätzt das Europäische Parlament auf 20 bis 40 Prozent. „Das Hauptaugenmerk muss auf der Vermeidung des illegalen Raubbaus an Wäldern und auf der flächendeckenden nachhaltigen Bewirtschaftung der Forstgebiete liegen“, betont Ellen Mayer, branchenverantwortliche Analystin für die Papier- und Holzindustrie bei oekom research. Entsprechende Kriterien berücksichtigt das oekom Corporate Rating bei zahlreichen Branchen. Bei der Nutzung des Rohstoffes Holz sind die Unternehmen unter anderem gefordert, sich in klaren Nachhaltigkeitsleitlinien dazu zu verpflichten, kein Holz und keine Holzprodukte aus illegalen oder unbekannten Quellen zu verwenden, es nicht aus Wäldern mit hohem Schutzwert zu beziehen und kein Holz gentechnisch veränderter Bäume zu nutzen. Positiv bewertet werden Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Forstwirtschaft wie beispielsweise die Aufstellung von Waldbewirtschaftungsplänen unter Berücksichtigung von Biodiversität, Wasser- und Bodenschutz sowie Pestizideinsatz.

Trend: Zertifizierung von Wäldern und Schutz von deren Biodiversität

Zertifizierungen nach international anerkannten Forststandards wie dem Forest Stewardship Council (FSC) schlagen sich ebenfalls positiv in der Bewertung von Unternehmen nieder. „Wir beobachten bei den von uns analysierten Unternehmen der Papier- und Holzindustrie einen steigenden Trend zur Zertifizierung von Wäldern und Plantagen“, berichtet Ellen Mayer. „Allerdings sind die Kriterien und Anforderungen der einzelnen Labels sowie deren Qualitätskontrollen sehr unterschiedlich. Es gibt auch auf zertifizierten Forstflächen Vorfälle, die gemäß der Richtlinien der Labels nicht vorkommen dürfen.“ Systeme zur Nachhaltigkeitszertifizierung von Wäldern sowie zur Nachverfolgbarkeit von Holz (Traceability) stellen konkrete Ansatzpunkte im Kampf gegen illegale Abholzung und negative Auswirkungen der Waldwirtschaft dar. Auch den Erhalt der Biodiversität haben zahlreiche Unternehmen als wichtiges Thema erkannt. „Verbesserungsbedarf besteht hier insbesondere bei der Messung und Kommunizierung des Zielerreichungsgrades entsprechender Maßnahmen“, so Mayer.

Auch Branchen wie Bau, Medien und Energieversorger in der Pflicht

Nicht zuletzt als Assetklasse erfährt Wald wachsende Beliebtheit. Deshalb definiert das oekom Corporate Rating auch für Branchen, bei denen Holz oder holzbasierte Produkte einen wesentlichen Teil der Aktivitäten und Produkte ausmachen, Anforderungen an den Anbau oder Bezug von Holz. Bei der Bau- und Baustoffbranche betreffen die Kriterien eingesetzte Materialien aus diesem Rohstoff, und in der Medienbranche geht es um das für Printerzeugnisse verwendete Papier. Analystin Ellen Mayer: „Verlage beispielsweise sollten sich zum Ziel setzen, Recyclinganteile in Papieren sowie den Anteil von zertifiziertem Papier weiter zu erhöhen. Dies ist nicht zuletzt ein wichtiges Signal an die Zulieferer.“ Energieversorger werden hinsichtlich der Nutzung von Holz in Biomassekraftwerken bewertet, der Einzelhandel mit Blick auf dessen Kauf und Verkauf. Darüber hinaus wendet oekom research entsprechende Kriterien auf die Finanz- und Versicherungsbranche an, die Projekte oder Unternehmen der Forstwirtschaft oder Papierindustrie finanziert bzw. versichert.

Dass die Vereinten Nationen 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt haben, wird - auch beim aktuellen Klimagipfel in Cancún - voraussichtlich eine stärkere öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. „Dies sieht oekom research als Chance, auf Politik und Wirtschaft mehr Druck auszuüben, damit weitere, dringend erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Wälder zügig umgesetzt werden“, resümiert Ellen Mayer.
Quelle: UD / pm
 
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