Biodiversität

Java-Nashorn in Vietnam ausgestorben

In Vietnam ist das Java-Nashorn ausgestorben. Laut der Naturschutz-Organisation WWF war das 2010 von einem Wilderer in einem Nationalpark erlegte Tier das letzte seiner Art im südostasiatischen Staat. Eine letzte Population lebt in einem Schutzgebiet auf der Insel Java. Der Artenschutzreferent und Südostasienexperte des WWF Deutschland, Stefan Ziegler, sieht im Aberglauben an die Heilkraft des Hornes die Kernursache für die Bedrohung.

09.11.2011

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Nachdem alle 2009 und 2010 genommenen Dungproben dem im Vorjahr tot aufgefundenen Rhinozeros im vietnamesischen Cat Tien Nationalpark zugeordnet wurden, ist es traurige Gewissheit: Das Java-Nashorn ist in Vietnam ausgestorben. Dies bedeutet gleichzeitig mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass es die Tierart, deren Verbreitungsgebiet sich einst von Indien bis Südostasien spannte, am Festland nicht mehr gibt.

Ujung Kulon ist nun das letzte existierende Habitat. Es liegt an der Südwestspitze Javas und ist der erste von Indonesien je errichtete Nationalpark. Die Anzahl der dort lebenden Java-Rhinos wird auf etwa 50 geschätzt.

Aberglaube ist Kernproblem

In Vietnam hatten die Unpaarhufer seit ihrer Wiederentdeckung 1988 stets einen schweren Stand. Ausgehend von einem einstelligen Bestand standen die Chancen auf Wiederverbreitung schlecht. "Vietnam hat damals schnell reagiert, einen Nationalpark errichtet und ausgeweitet", erklärt Ziegler im Gespräch. Unterstützt wurden die Behörden dabei finanziell vom WWF, der selbst Ende der 90er-Jahre ein groß angelegtes Projekt initiierte, die Ausrottung aber nicht verhindern konnte.

"Die größte Bedrohung ist die Wilderei", sagt Ziegler. "Nasenhörner haben eine lange Geschichte in der traditionellen Medizin und werden vor allem gegen Fieber und Infektionskrankheiten eingesetzt", schildert der Experte das Grundproblem. "Als letztes Phänomen waren sie sogar als Heilmittel für Krebs im Umlauf. Unter anderem hat ein hoher Regierungsbeamter Vietnams entsprechende Gerüchte geschürt, nachdem ein Verwandter von ihm auf diese Weise angeblich seinen Leberkrebs besiegen konnte."

Vietnam ist eine der aufstrebendsten Volkswirtschaften des Kontinents. "Es entsteht kaufkräftiger Mittelstand, während gleichzeitig der Bedarf an traditionellen Heilmitteln weiter steigt", schildert Ziegler. Dies führt dazu, dass vietnamesische Jäger auch in anderen Ländern auf die Jagd - etwa nach dem afrikanischen Breitmaulnashorn - gehen. Wissenschaftlichen Nachweis für die propagierte Wirkungskraft der Hornsubstanz, die menschlichen Fingernägeln ähnelt, gibt es nicht.

Fortschritte in Ujung Kulon

Der WWF führt Aufklärungsaktionen gegen das gefährliche und in vielen asiatischen Ländern stark verbreitete Unwissen durch. In China konnte die Organisation bereits einige populäre, traditionelle Mediziner dafür gewinnen, öffentlich Stellung gegen die Verwendung von Nasenhörnern, Tigerknochen und andere tierische Heilmittel-Bestandteile zu beziehen. "Trotzdem ist es schwierig, die Leute zu erreichen und zu überzeugen. So etwas ist längst nicht mit einer halbjährigen Informationskampagne erledigt", so Ziegler.

Zumindest der Fortbestand der in Indonesien lebenden Java-Nashorn-Population dürfte bis auf Weiteres gesichert sein. "Dort wird viel gemacht", sagt der Fachmann, "es werden regelmäßig Patrouillen an Land und auf See unternommen. In den letzten Jahren gab es auch keine Wilderei-Vorfälle mehr. Dank der aufgestellten Kamerafallen wissen wir auch, dass sich der Bestand in Ujung Kulon vermehrt."
Quelle: UD / pte
 
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