Biodiversität
Artenverlust gefährdet Pflanzenproduktion
Der Verlust von Arten wirkt sich für viele Dienstleistungen der Natur ähnlich drastisch aus wie der Klimawandel oder die Umweltverschmutzung. Das berichten Forscher aus den USA, Kanada und Schweden in der Zeitschrift "Nature". "Manche glauben, der Wandel der Biodiversität sei im Vergleich mit anderen Umweltproblemen harmlos. Tatsächlich gefährdet der Artenverlust die Pflanzenproduktion aber gleich stark wie die globale Erwärmung", sagt Studienleiter David Hooper von der Western Washington University.
10.05.2012
Die Wissenschaftler durchforsteten 192 Studien, die den Einfluss verschiedener Umweltgefahren auf das Wachstum der Pflanzen sowie auf die Zersetzung abgestorbener Biomasse durch Bakterien und Pilze untersuchten. Das Ergebnis: Verschwindet jede fünfte Art im Ökosystem, sind die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt vernachlässigbar. Liegt die Verlustrate bei 21 bis 40 Prozent, hemmt dies allerdings das Pflanzenwachstum um fünf bis zehn Prozent, ähnlich wie die Folgen des Klimawandels oder des Verlustes der Ozonschicht. Noch höherer Artenverlust entspricht gar den Folgen einer Giftmüll-Deponie in Wäldern.
"Artenverlust wirkt sich auf zwei zentrale Mechanismen der Ökologie aus: Auf Komplementarität und Redundanz", erklärt Teja Tscharntke, Agrarökologe an der Universität Göttingen. Die meisten Aufgaben der Natur erfordern nicht nur viele Individuen, sondern auch viele Arten, da jede Spezies einen anderen Job erfüllt. "Pflanzen wurzeln etwa in unterschiedlicher Tiefe oder zeigen andere Blattbedeckung. Je unterschiedlicher die Arten, umso produktiver ist das Ökosystem, da Nährstoffe der einzelnen Bodenschichten oder das Sonnenlicht besser genutzt werden."
Ebenso bevorzugen auch Zersetzer völlig unterschiedliche Laubtypen oder Bienenarten verschiedene Blumenhöhen und -arten. Welche Folgen der Verlust komplementär arbeitender Individuen hat, sieht man in der Landwirtschaft besonders deutlich, wie Tscharntke darlegt. "Schädlinge wie etwa Getreideblattläuse haben eine Vielzahl von Gegenspielern wie etwa Marienkäfer, Schwebfliegen oder Schlupfwespen, die jeweils auf andere Teile der Population reagieren. Fallen diese Räuber weg, kann man den wirtschaftlichen Schaden kalkulieren."
Weit schwieriger zu erforschen, jedoch ähnlich folgenreich ist die mit dem Artenschwund abhanden kommende Redundanz. "Zur Erfüllung jeder ökologischen Funktion sind meist nur wenige Arten nötig, die anderen spielen scheinbar keine Rolle. Das täuscht jedoch - denn auch wenn Arten dasselbe tun, kommen sie minimal anders mit kleinräumigen Veränderungen der Umwelt in Raum und Zeit zurecht", sagt der Göttinger Biodiversitätsforscher. Dass jede einzelne Pflanzenart einer Blumenwiese seine Funktion hat, konnte Tscharntke mit seinem Team unlängst nachweisen.
Warnsignal an Politik
Die Studienautoren deuten ihre Ergebnisse als Warnsignal an die Politik, dass der Verlust der Biodiversität dieselbe Beachtung verdient wie andere Umweltprobleme. Die soeben erfolgte Gründung des UN-Biodiversitätsrates IPBES mit Sitz in Bonn soll hier zur Bewusstseinsschärfung beitragen. Der Erhalt der Biodiversität berührt letztlich auch die Ernährungsfrage, ruft Tscharntke in Erinnerung. "70 Prozent der wichtigsten Nutzpflanzen und ein Drittel der weltweiten Nahrungsproduktion werden von der natürlichen Bestäubungsleistung beeinflusst."
"Artenverlust wirkt sich auf zwei zentrale Mechanismen der Ökologie aus: Auf Komplementarität und Redundanz", erklärt Teja Tscharntke, Agrarökologe an der Universität Göttingen. Die meisten Aufgaben der Natur erfordern nicht nur viele Individuen, sondern auch viele Arten, da jede Spezies einen anderen Job erfüllt. "Pflanzen wurzeln etwa in unterschiedlicher Tiefe oder zeigen andere Blattbedeckung. Je unterschiedlicher die Arten, umso produktiver ist das Ökosystem, da Nährstoffe der einzelnen Bodenschichten oder das Sonnenlicht besser genutzt werden."
Ebenso bevorzugen auch Zersetzer völlig unterschiedliche Laubtypen oder Bienenarten verschiedene Blumenhöhen und -arten. Welche Folgen der Verlust komplementär arbeitender Individuen hat, sieht man in der Landwirtschaft besonders deutlich, wie Tscharntke darlegt. "Schädlinge wie etwa Getreideblattläuse haben eine Vielzahl von Gegenspielern wie etwa Marienkäfer, Schwebfliegen oder Schlupfwespen, die jeweils auf andere Teile der Population reagieren. Fallen diese Räuber weg, kann man den wirtschaftlichen Schaden kalkulieren."
Weit schwieriger zu erforschen, jedoch ähnlich folgenreich ist die mit dem Artenschwund abhanden kommende Redundanz. "Zur Erfüllung jeder ökologischen Funktion sind meist nur wenige Arten nötig, die anderen spielen scheinbar keine Rolle. Das täuscht jedoch - denn auch wenn Arten dasselbe tun, kommen sie minimal anders mit kleinräumigen Veränderungen der Umwelt in Raum und Zeit zurecht", sagt der Göttinger Biodiversitätsforscher. Dass jede einzelne Pflanzenart einer Blumenwiese seine Funktion hat, konnte Tscharntke mit seinem Team unlängst nachweisen.
Warnsignal an Politik
Die Studienautoren deuten ihre Ergebnisse als Warnsignal an die Politik, dass der Verlust der Biodiversität dieselbe Beachtung verdient wie andere Umweltprobleme. Die soeben erfolgte Gründung des UN-Biodiversitätsrates IPBES mit Sitz in Bonn soll hier zur Bewusstseinsschärfung beitragen. Der Erhalt der Biodiversität berührt letztlich auch die Ernährungsfrage, ruft Tscharntke in Erinnerung. "70 Prozent der wichtigsten Nutzpflanzen und ein Drittel der weltweiten Nahrungsproduktion werden von der natürlichen Bestäubungsleistung beeinflusst."
Quelle: UD / pte