Biodiversität

Biodiversiät trotz Klimawandel? Neues EU-Forschungsprojekt

Hochschulen und Forschungseinrichtungen in acht europäischen Ländern haben sich in dem neuen, von der Europäischen Union geförderten Projekt "SIGNAL" zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie im Hinblick auf den voraussichtlichen Klimawandel dazu beitragen, die ökologischen Serviceleistungen und die Biodiversität des europäischen Grünlands zu erhalten. Es sollen wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, insbesondere für europäische und nationale Behörden, für Nichtregierungsorganisationen oder für die Land- und Forstwirtschaft. Die Koordination des Gesamtprojekts liegt bei Prof. Dr. Anke Jentsch, Universität Bayreuth.

11.10.2012

Prof. Dr. Anke Jentsch, Professorin für Störungsökologie an der Universität Bayreuth und Koordinatorin des neuen EU-Projekts „SIGNAL“, im Ökologisch-Botanischen Garten (ÖBG) auf dem Bayreuther Universitätsgelände. Foto: Christian Wißler
Prof. Dr. Anke Jentsch, Professorin für Störungsökologie an der Universität Bayreuth und Koordinatorin des neuen EU-Projekts „SIGNAL“, im Ökologisch-Botanischen Garten (ÖBG) auf dem Bayreuther Universitätsgelände. Foto: Christian Wißler
Rund die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Europa sind Grünland. Diese Wiesen- und Weidelandschaften tragen durch ökologische Serviceleistungen wesentlich zur Lebensqualität bei - beispielsweise durch die Neubildung von Grundwasser, die Filterung von Schadstoffen, die Speicherung wertvoller Nährstoffe, die Bereitstellung von Grünfutter oder auch das Angebot an Naherholungsräumen.

Mit dem voraussichtlichen Klimawandel in Europa steigt das Risiko, dass extreme Wetterereignisse diese ökologischen Serviceleistungen beeinträchtigen. Es besteht die Gefahr, dass invasive Pflanzenarten in das Grünland eindringen, heimische Arten verdrängen und auch die Vielfalt innerhalb der Pflanzenarten beschädigen. Derartige Einschnitte in die Biodiversität könnten die Widerstandsfähigkeit des Grünlands gegenüber extremen Wetterereignissen erheblich schwächen. Wiesen- und Weidelandschaften wären dann nicht oder nur noch teilweise in der Lage, ihre ökosystemaren Funktionen zu erfüllen.

Vorbeugende Maßnahmen aber können die ökologischen Schäden, die infolge des Klimawandels drohen, abwenden oder zumindest abschwächen. Hier setzt das neue transnationale Forschungsprojekt "SIGNAL" an, das von der Europäischen Union in den kommenden drei Jahren gefördert wird. Verantwortlich für die Koordination des Gesamtprojekts ist Prof. Dr. Anke Jentsch, Professorin für Störungsökologie an der Universität Bayreuth. Der Projektname spielt auf die praxisbezogene Ausrichtung der Forschungsarbeiten an. Es geht darum, anhand zuverlässiger Indikatoren zu bestimmen, in welcher Weise und in welchem Ausmaß die Grünlandflächen in Europa störungsanfällig sind. Darauf aufbauend sollen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, die sich an europäische oder nationale Behörden, an Nichtregierungsorganisationen oder auch an die Land- und Forstwirtschaft richten.

"Die Forschungsergebnisse werden eine solide Grundlage bilden, um bisherige Maßnahmen im Umweltmanagement und Naturschutz daraufhin zu überprüfen, ob sie in Zukunft noch hinreichend effektiv und effizient sind", erläutert Prof. Jentsch. "Zugleich müssen wir angesichts veränderter Wetter- und Klimaprognosen neue Instrumente entwickeln, um die ökologischen Serviceleistungen der Grünflächen in Europa zu erhalten." Vorbeugende Maßnahmen sollen sich vor allem auf drei Faktoren konzentrieren, die in der Forschung als 'Puffer' gegenüber den Folgen extremer Wetterereignisse gelten: die Biodiversität auf den Grünlandflächen, der durch stickstofffixierende Hülsenfrüchte gesteigerte Nährstoffgehalt in den Böden, aber auch landwirtschaftliche Techniken.

"Alle Beteiligten sehen in diesem transnationalen Projekt die große Chance, verlässliche Grundlagen für den ökologisch verantwortungsvollen Umgang mit Grünlandflächen in Europa zu entwickeln. Uns ist daran gelegen, dass die Forschungsergebnisse zügig in die Praxis umgesetzt werden. Gemeinsam wollen wir dazu beitragen, die Schönheit und Leistungsfähigkeit dieser typischen Bestandteile europäischer Kulturlandschaften zu erhalten", erklärt Projektkoordinatorin Prof. Dr. Anke Jentsch. Voraussichtlich im Januar 2013 wird die Universität Bayreuth Gastgeber einer Kick-off-Veranstaltung zum Start des neuen EU-Projekts sein.
Quelle: UD / fo
 
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