Biodiversität

Warum sich Unternehmer für biologische Vielfalt interessieren sollten

Die Leistungen der Natur sind Grundlage zahlreicher wirtschaftlicher Leistungen. Wer an dauerhaftem wirtschaftlichem Erfolg interessiert ist, muss also auch an Naturschutz Interesse haben. Umfragen in Unternehmen zeigen jedoch, dass die wirtschaftliche Bedeutung der biologischen Vielfalt als gering eingeschätzt wird. „Naturkapital Deutschland - TEEB DE“ will mit der neuen Broschüre „Die Unternehmensperspektive - Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein“ das Bewusstsein speziell in Unternehmen für das eigene Abhängigkeits- und Verantwortlichkeitsverhältnis zur Natur fördern.

07.03.2013

Foto: Marion Lenzen
Foto: Marion Lenzen
Auf rund 200 Millionen Euro pro Jahr schätzen Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) die jährlichen Gesundheitskosten, die allein durch die fortschreitende Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie in Deutschland entstehen. Die Pollen der Pflanze, die vor allem durch verunreinigtes Saatgut von Sonnenblumen verbreitet wird, sind extrem allergen und fliegen erst sehr spät im Jahr, was die Beschwerdesaison für Pollenallergiker verlängert. Die Kosten entstehen z.B. durch Therapien und krankheitsbedingte Fehlzeiten. 12 Milliarden Euro werden laut EU- Kommission jährlich für die Vermeidung und Beseitigung der Folgen aller gebietsfremder Arten in der EU ausgegeben.

Der leichtfertige Umgang mit gebietsfremden Arten ist nur ein Beispiel in der Broschüre, das zeigt, dass die Störung natürlicher Ökosysteme durch den Menschen negative Folgen - auch für die Wirtschaft - mit sich bringen. Die internationale TEEB-Studie weist auf Analysen hin, die schätzen, dass weiteres Nichtstun beim Schutz funktionierender Ökosysteme ab 2050 jährlich bis zu sieben Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kosten wird.

Dass unternehmerisches Handeln nicht nur gesellschaftliche Kosten durch Beeinträchtigung ökosystemarer Leistungen mit sich bringen kann, sondern auch von diesen Leistungen abhängt, will Naturkapital Deutschland - TEEB  mit seiner neuen Broschüre veranschaulichen. Wie zuvor schon die internationale TEEB-Studie auf globaler Ebene liefert die Broschüre Belege für die Bedeutung der Natur für die Wirtschaft, benennt Chancen und Risiken für unternehmerisches Handeln und zeigt Wege auf zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf. Die Broschüre wurde unter Koordination des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) von der Unternehmensberatungsgesellschaft PriceWaterhouseCooper erstellt.

„Unternehmen, die sich nicht frühzeitig auf die neuen Herausforderungen einstellen, werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen“ meint Prof. Bernd Hansjürgens, Leiter der Naturkapital Deutschland-Studie. „Die Spielregeln ändern sich, weil Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen die Notwendigkeit erkennen, den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veränderter Regulierung, Konsumentenverhalten und Angebotsbedingungen angemessen zu berücksichtigen.“ (Kommentar auf www.naturkapital-teeb.de)

Einige Unternehmen haben dieses Bewusstsein und Handlungsansätze bereits als Marketinginstrument erkannt und heben sich so durch ein positives Image von der Konkurrenz ab. So legte der Sportartikelhersteller Puma kürzlich die Umweltkosten der eigenen Wertschöpfungskette von 145 Millionen Euro jährlich offen. Der Großteil der Umweltbelastung entstehe dabei bei den Zulieferbetrieben im Ausland in Form von Wasserverschmutzung und Rodung von Weideflächen für Rinder zur Lederproduktion. Das Unternehmen will diese Kosten nun transparent schrittweise reduzieren.

Eine umfassende Orientierung des Unternehmens auf strikte Nachhaltigkeitskriterien steht auch im Zentrum des Outdoor-Artikelherstellers VAUDE. Die Geschäftsführerin Antje von Dewitz erwartet vom Gesetzgeber jedoch auch striktere Regeln für alle, z.B. in der Chemikalienregulierung, um von den eigenen Ansätzen stärker profitieren zu
können. „Ein gesetzliches Verbot umweltschädlicher Stoffe wäre die wirksamste Maßnahme, um die Entwicklung unschädlicher Alternativen in der
Chemieindustrie zu beschleunigen“, sagt von Dewitz im Interview.
Quelle: UD / fo
 
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