Biodiversität

Schweinswale in der Ostsee stark gefährdet

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Vertragsstaaten des Abkommens zum Schutz von Kleinwalen (ASCOBANS) wollen den Ostsee-Schweinswal am Pfingstsonntag besonders würdigen. Aus diesem Anlass weist das Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf die ungebrochen starke Bedrohung und den notwendigen Schutz der Ostsee-Schweinswale hin. Das BfN engagiert sich seit langem für den Schutz der Schweinswale, der kleinsten und einzigen heimischen Walart in unseren Gewässern. Diese kleinen Zahnwale werden nur knapp zwei Meter lang und bis zu 80 kg schwer. Sie kommen in Nord- und Ostsee in getrennten Populationen vor, wobei sich die Ostseeschweinswale in zwei weitere Subpopulationen unterteilen lassen.

21.05.2013

Schweinswale sind in der Ostsee gefährdet. Bild: Missud/Flickr
Schweinswale sind in der Ostsee gefährdet. Bild: Missud/Flickr
Obgleich in Europa seit Jahren zahlreiche internationale Schutzbemühungen und Abkommen für den Schweinswal existieren, sind die Bestände noch immer gefährdet, vor allem in der östlichen Ostsee. Im Rahmen des Regionalabkommens ASCOBANS wurden daher bereits vor einiger Zeit Erhaltungspläne für Schweinswale in der Nord- und Ostsee erstellt, auch unter Mitwirkung des BfN. Sie widmen sich vor allem der Verminderung oder Beseitigung der Bedrohungen, denen diese sensiblen Meeressäugetiere ausgesetzt sind, z.B. durch Unterwasserlärm oder unbeabsichtigte Beifänge in der Fischerei.

„Werden Schweinswale in der westlichen Ostsee noch verhältnismäßig häufig gesichtet, so sind sie östlich des Darß kaum noch zu finden. Ihre Population ist stark gefährdet, wenn nicht sogar vom Aussterben bedroht“, so Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, „Hier besteht dringender Handlungsbedarf!“

Schweinswale orientieren sich mit Hilfe von Echoortung. Auch zur Verständigung untereinander und bei der Jagd senden sie Klicklaute aus. Diese können mit stationären Unterwassermikrofonen, so genannten Klick-Detektoren aufgezeichnet werden und erlauben so Rückschlüsse auf in diesem Bereich vorbeischwimmende Schweinswale. Im Rahmen eines groß angelegten internationalen Forschungsprogramms namens SAMBAH wurden 2011 erstmals über 300 (!) solcher Unterwassermikrofone über die ganze Ostsee verteilt ausgebracht. In Deutschland wird SAM-BAH vom Bundesamt für Naturschutz gefördert und von Forschern des Deutschen Meeresmu-seums in Stralsund durchgeführt.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Schweinswale sogar bis hinauf in finnische Gewässer vorkommen, ihre Zahlen aber offensichtlich gering sind. Die Wissenschaftler werden die SAM-BAH-Mikrofone im Mai dieses Jahres zum letzten Mal bergen und die Daten detailliert auswerten. Sie sollen helfen, konkrete Empfehlungen für den Schutz dieser seltenen Wale vorzuschlagen und einen ostseeweiten Dialog mit den Naturschutzbehörden, der Fischerei und den Akteuren der maritimen Wirtschaft zu forcieren.

Auf der Grundlage der Daten aus Monitoring-Programmen des BfN und des SAMBAH-Projektes entwickeln Wissenschaftler in Deutschland gemeinsam mit dem BfN derzeit Managementpläne für die Schweinswalpopulationen in Nord- und Ostsee. Die Minimierung von Gefährdungen steht dabei ebenso im Vordergrund wie die Sicherung von Fortpflanzungs- und Nahrungsgebieten. Diese Art-Managementpläne beziehen sich daher nicht allein auf die Meeresschutzgebiete in der AWZ, sondern sie gelten für den gesamten Meeres- und Küstenbereich. Wirkungsvolle Schutz-maßnahmen sollen die Schweinswal-Bestände stabilisieren, damit diese faszinierenden Tiere auch zukünftig in den deutschen Meeren ihre Heimat haben.

Hintergrundinformation Gefährdung der Schweinswale:
Zu den Hauptgefährdungen gehört insbesondere Unterwasserschall - durch Schiffsverkehr oder seismische Untersuchungen, neuerdings auch durch Lärm, der beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen ent-steht, die zunehmend in Nord- und Ostsee installiert werden. Das Rammen der Fundamente verursacht erhebliche Schallemissionen, die schädliche Auswirkungen auf Schweinswale haben können. So konnten z.B. bei Rammungen ohne Schallschutz Scheuchwirkungen und Verhaltensänderungen bis in Entfernungen von mehr als 20 km nachgewiesen werden. Ohne einen wirksamen Lärmschutz erleiden die Tiere in der Nähe der Bautätigkeiten zudem schwere Hörschäden oder weitere Schäden die zum Tode führen können. Um Verletzungen bei Schweinswalen zu verhindern, wurden von den Genehmigungsbehörden ein genauer Ablauf des Rammverfahrens sowie Grenzwerte für den Unterwasserschall festgelegt, die bei der Rammung eingehalten werden müssen. Wirkungsvolle Schallminderungsverfahren oder Gründungsformen der Windanlagen ganz ohne intensive Schallemissionen werden in Zukunft eine steigende Bedeutung  erlangen.

Eine weitere große Gefahr besteht für Schweinswale vor allem auch durch (unbeabsichtigte) Beifänge in der Schlepp- und Stellnetzfischerei, insbesondere in der Ostsee. Die feinen Netze sind für Schweinswale kaum zu orten. Die Tiere verfangen sich darin und ertrinken. Immer wieder werden auch tote Schweinswale mit Netzmarken gefunden. Eine zunehmende Zahl von Fischern kooperiert mit Wissenschaft und Natur-schutz und meldet die ungewollt gefangenen Kleinwale. Das Bundesamt für Naturschutz fördert seit einigen Jahren Forschungsvorhaben zur Entwicklung alternativer Fanggeräte und den Dialog mit den Fischern.
Quelle: UD / fo
 
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