Biodiversität

Walschützer beklagen neuen Skandal bei AIDA

Trotz schickem neuen Nachhaltigkeitsbericht kommt die Reederei AIDA nicht aus dem negativen Nachhaltigkeitsfahrwasser heraus: Vor wenigen Tagen wurden auf den Färöer-Inseln erneut 267 Grindwale blutig abgeschlachtet, nachdem anlässlich des alljährlichen Volksfestes der Färinger am 21. Juli bereits 125 Wale ihr Leben lassen mussten. Das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) deckte nun auf, dass auf einem Kreuzfahrtschiff von AIDA den Gästen anlässlich eines Landgangs auf den Färöer-Inseln von einem Reiseleiter der Verzehr des Walfleischs empfohlen würde.

06.08.2013

Das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kiritisiert die Reederei AIDA. Foto: Marion Lenzen
Das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kiritisiert die Reederei AIDA. Foto: Marion Lenzen
"Sie sollten unbedingt das Walfleisch auf den Färöer-Inseln probieren", hieß es nach Angaben des WDSF auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff von dem bekannten Bordlektor Jörg T. Dieser gilt als erfolgreicher Nordlandspezialist und Vortragsredner. Die Aussage wurde nach Angaben des WDSF von einem Gast der AIDA bestätigt.

Die Tierschutzorganisation beanstandet, dass die AIDA-Gäste nicht über die nachgewiesene Kontaminierung des Walfleischs mit Schwermetallen gewarnt würden. Selbst die Färöer-Regierung habe einen Warnhinweis ausgesprochen. Das Walfleisch sei in Restaurants auf Fischbuffets und an Marktständen erhältlich, ohne dass es teilweise als solches gekennzeichnet sei, so das WDSF.

AIDA fährt auf seiner Transamerika-Tour und Islandreise regelmäßig auch die Färöer-Inseln an. Das WDSF protestierte gegen die AIDA-Fahrten zu dem Walfangstaat auf seiner Facebookseite. Rund 70.000 Nutzer haben die Protestaufrufe und den Boykott-Aufruf gegen die AIDA-Anlandung auf den Färöer-Inseln beim WDSF bisher gelesen. Hunderte von Protesten landeten auf der Facebook-Seite von AIDA. Denen wurde es jedoch heute zu bunt und sie löschten nach eigenen Angaben "reduntante" (überflüssige) Kommentare, was erneut zu intensiven Protesten führte.

WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: "Das Angebot von AIDA zur Anlandung auf den Färöer-Inseln, wo alljährlich rund 1000 Grindwale aus traditionellen Gründen abgeschlachtet werden, ist ein Skandal. AIDA verweist zu den Protesten auf seine Naturschutzbemühungen im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms. Gleichzeitig unterstützen sie jedoch mittelbar den Walfang. Alleine aus moralischen und ethischen Gründen lässt sich das nicht mit den AIDA-Vorsätzen vereinbaren."

Streit zwischen Walschützern und Kreuzfahrtunternehmen AIDA schwelt weiter

Die Walschützer riefen daraufhin zum Facebook-Protest auf und Hunderte empörter Tierfreunde schrieben ihren Frust auf der AIDA-Seite des sozialen Netzwerks. Als AIDA anfing, einen Großteil der Proteste zu löschen, mit der Begründung, dass sie "überflüssig" seien, wurden die Proteste lauter. Um die verbleibenden Protest-Beiträge in den Hintergrund zu drängen, rief AIDA seine über 500.000 Facebook-Nutzer auf, eigene Kreuzfahrtfotos einzureichen. Die knapp 3.500 "Liker" des WDSF kamen dagegen nicht mehr an.

Als das WDSF eine Pressemeldung ankündigte, kam AIDA Cruises dem mit einer eigenen Pressemitteilung zuvor. Darin propagiert der Kreuzfahrt-Riese seine "Artenschutzbemühungen als Grundlage zum wirtschaftlichen Erfolg". Lediglich vom Konsum "bedrohter Pflanzen- und Tierarten" bei Landgängen wird abgeraten. Von den Gefahren des Verzehrs von kontaminiertem Walfleisch ist in der Meldung keine Rede.

Die Walschützer hatten darauf hingewiesen, dass das Walfleisch speziell auf den Färöer-Inseln stark mit Schwermetallen belastet sei und sich auf der Inselgruppe teilweise undeklariert auf Fischbuffets in Restaurants wiederfinden würde. AIDA würde mit der Empfehlung des Walfleischverzehrs seine Gäste gefährden. Außerdem fordert das WDSF das Kreuzfahrtunternehmen auf, nach dem erneuten blutigen Abschlachten von 392 Grindwalen innerhalb der letzten 10 Tage, das Ziel der Färöer-Inseln aus moralischen und ethischen Gründen ganz zu streichen.

Davon will AIDA offenbar nichts wissen. Der Pressechef Hansjörg Kunze schrieb dem WDSF, dass die AIDA-Umweltdirektorin, Monika Griefahn (Ex-Umweltministerin), sich derzeit in Urlaub befinde. Kunze verweist lediglich auf den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. Aber auch dort findet sich nichts zum Thema Walfleischverzehr. Bezüglich der Färöer-Inseln würden den AIDA-Gästen "Informationen zum Thema Artenschutz gegeben".

Der WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller will nach der Urlaubsrückkehr von  Griefahn das persönliche Gespräch suchen, um AIDA doch noch zum Einlenken zu bewegen. Bis dahin sollen die Proteste auf der WDSF-Facebook-Seite fortgesetzt werden.

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Quelle: UD / na
 
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