"Energie wird nur noch von Konzernen kommen"
Die aktuelle EU-Umweltbeihilferichtlinie, die von der EU-Kommission jetzt vorgestellt wurde, sorgt bei Umweltexperten für Ärger und Kopfschütteln. "Damit reserviert die EU-Kommission den Erneuerbaren-Energie-Ausbau, so er überhaupt noch stattfindet, für die großen Player", meint oekonews-Herausgeber Lukas Pawek.
22.04.2014
"Als Fördersystem wird dann nur noch ein Ausschreibesystem erlaubt, das allerdings weltweit gescheitert ist. Das erfolgreichste System zum Ausbau der erneuerbaren Energien ist weltweit das Einspeisetarifsystem", so Pawek. Das hätten sogar die Atomenergie-Befürworter verstanden, denn England fordert für ein neues AKW Einspeisetarife, die höher liegen als die heimischen Windkraft-Tarife. Und das indexangepasst über 35 Jahre.
Weniger Ökoenergie - Quersubvention für Fossile
Die erfolgreichen Einspeisetarifsysteme dürfen in Zukunft für Ökoanlagen nur noch bis drei Megawatt pro Windpark vergeben werden. "Moderne Windräder liegen bereits heute schon über dieser Grenze. EU-Kommissar Johannes Hahn hat allerdings erfolgreich eine Ausnahme in die Richtlinie reinreklamiert. Wenn Österreich das funktionierende Ökostromgesetz nicht ändert, kann dieses für die nächsten Jahre in Kraft bleiben", so Pawek.
Den Grund für diese Politik sieht der Experte in den roten Zahlen der alten Energieversorger. "Der deutsche Stromriese RWE droht bereits damit, Atomkraftwerke abzuschalten, weil die Strompreise aufgrund der erneuerbaren Energien so gesunken sind", kritisiert Pawek.
Österreichs Energieimporte: Jährlich eine "Hypo"
Pawek rechnet vor, wie abhängig allein Österreich von Energieimporten ist: Demnach gibt die Alpenrepublik jährlich 17 Mrd. Euro für den Import von fossilen Energien wie Öl, Kohle und Gas aus. "Anders ausgedrückt zahlt Österreich Jahr für Jahr eine 'Hypo' für Energieformen, die technisch gesehen längst der Vergangenheit angehören sollten."
Dem Argument, dass Ökoenergie nur mit Förderungen überleben kann, kann Pawek nichts abgewinnen. "Es gibt keine Energieform, die nicht auf irgendeine Art gefördert wird. Die Beseitigung von Schäden etwa nach der Tschernobyl-Katastrophe, die Gesundheitsschäden durch die Kohle-Verbrennung oder die Ertragsverluste der Bauern durch den Klimawandel gehen gänzlich auf Kosten der Allgemeinheit und werden vom Steuertopf finanziert, aber auf keiner Stromrechnung der Welt ausgewiesen."
Industrie müsste Ökostrom-Verfechter sein
"Jeder Industriebetrieb, der die Entwicklung der letzten Jahre nicht verschlafen hat, müsste längst ein glühender Ökostrom-Verfechter sein", meint Pawek. "Tatsache ist, dass der Strompreis gerade für die Industrie dank der Ökoenergien auf einem historischen Tief ist. Hinzu kommt noch, dass die Industrie im großen Stil von Förderungen befreit ist", argumentiert der Experte.
"In Österreich werden jährlich 500 Mio. Euro alleine im Windkraftbereich umgesetzt. Mehr als eine Viertel Mio. Menschen arbeitet in Europa im Windbereich. Alle wichtigen Komponenten eines Windrades werden in Österreich gefertigt, vom Stahl für die Türme, bis zu Generatoren und dem Flügelmaterial, um nur einige Beispiele zu nennen", so Pawek.
Niederösterreich bremst die Energiewende
"Aber nicht nur auf EU-Ebene werden die Erneuerbaren bekämpft, sondern auch in Niederösterreich. Im Bundesland mit dem größten Windkraftpotenzial wird der Windkraftausbau auf 1,5 Prozent der Landesfläche reduziert", so Pawek. "Außerdem ist eine Windrad-Steuer geplant. Eine in vielen Gegenden horrende Netzanschlussgebühr gibt es ja bereits."
"Mit dieser Steuer und den minimalen Ausbauflächen wird die Energiewende in Niederösterreich damit fast begraben. Wir müssen rasch auf 100 Prozent erneuerbare Energie umsteigen, nur so können wir unseren Wohlstand und eine saubere Umwelt auch in Zukunft bewahren", so Pawek abschließend.