Energiemanagement wird für Firmen immer wichtiger
Immer mehr Unternehmen haben erkannt, dass ein sparsamer Umgang mit Energie ein echter Kosten- und Wettbewerbsvorteil ist. Längst geht es dabei nicht mehr nur um eigene Sparpotenziale, sondern mit energieeffizienten Maschinen lässt sich im Ausland gutes Geld verdienen. Ein ganzheitliches Energiemanagement ist dafür gefragt. Hierbei helfen sowohl Energieversorger wie E.ON als auch Förderbanken wie die KfW.
18.08.2014
Der Blick auf die Stromrechnung bereitet heutzutage Privatpersonen wie auch Firmen Sorgen. In den letzten zehn Jahren sind die kosten um rund 50 Prozent gestiegen. Das bestätigt auch Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energie-Agentur, im Interview: „Die Sorgen der Betriebe können wir durchaus nachvollziehen. Wir haben kürzlich 250 Unternehmen des produzierenden Gewerbes befragt, und auch hier machen sich diese Befürchtungen breit. Dies betrifft energieintensive Betriebe, aber ebenso Betriebe, die nicht von der EEG-Umlage befreit sind. Unternehmen sorgen sich allerdings auch um die Stromversorgung und die Versorgungsqualität, die durch massenhaft eingespeisten Sonnen- und Windstrom unsicherer werden könnte. Bereits kurzfristige Spannungsabfälle können Maschinen für Stunden lahmlegen.“
Effizienz lautet die Antwort auf diesen Kostenschub. Beim Thema Energieeffizienz haben die deutschen Unternehmen ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Bei wirtschaftlicher Leistung pro eingesetzter Energieeinheit gehören deutsche Unternehmen schon länger zur Weltspitze. Jetzt rückt ein ganzheitlicher Blick auf alle Produktionsabläufe, ein Energiemanagement immer stärker in den Blickpunkt.
"Das Thema Einsparen von Strom und Wärme ist zwar für die meisten Unternehmen längst an der Tagesordnung", sagt Dr. Heinz Rosenbaum, Geschäftsführer der E.ON Energie Deutschland. "Trotzdem gibt es Erfahrungswerte, dass in vielen Betrieben der Energieverbrauch noch um bis zu 15 Prozent gesenkt werden kann. Und das mit überschaubarem Aufwand und meist nur kleineren Investitionen."
Das bestätigt auch Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur: „Immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig Investitionen in Energieeffizienz sind, um Energiekosten zu senken und damit Wettbewerbsvorteile zu erschließen. So investieren aktuell 37 Prozent der Unternehmen Kapital, um ihre Energieeffizienz zu steigern.“
Ganzheitlicher Blick aufs Unternehmen
E.ON bietet in Zusammenarbeit mit DEKRA eine gezielte Energieeffizienz-Beratung vor Ort an. Experten ermitteln dabei alle betriebsspezifischen Kennzahlen zum Energieverbrauch, identifizieren Einsparpotenziale und geben der Geschäftsführung konkrete Handlungsempfehlungen. Die Zusammenarbeit beginnt mit einer Initialberatung. Diese umfasst eine systematischen Bestandsaufnahme aller Verbrauchswerte im Unternehmen, um so die anfallenden Energiekosten verursachergerecht zuordnen zu können. Auf Basis der vorhandenen energietechnischen Daten und einer Betriebsbegehung erstellen die Berater einen Bericht, der den Ist-Zustand festhält und mögliche Energieeffizienzmaßnahmen vorschlägt. Zweiter Schritt ist die Detailberatung mit anschließendem Maßnahmenplan und konkreten Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
Stephan Kohler dazu im Manager Magazin: „Das betrifft Querschnittstechnologien – also Motoren, Lüftungs- oder Druckluftanlagen - ebenso wie Produktionsanlagen selbst. Wichtig für ein effizientes Energiemanagement ist aber auch die permanente Überwachung, also ein Energiecontrolling. Es ist im Grunde das Herzstück des Energiemanagements in einem Betrieb. Nur so lassen sich dauerhaft die Energiekosten senken.“ Ein Energiemanagementsystem ist also sinnvoll, weil Energiemanagementsysteme dazu beitragen, die Energieeffizienz in Unternehmen zu erhöhen. Sie sind ein Instrument zur kontinuierlichen und systematischen Hebung von Energieeinsparpotenzialen.
Davon profitierte auch Erik Epple, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Rutesheim (Landkreis Böblingen). Über E.ON beauftragte er DEKRA mit einer Energieeffizienzberatung für Verkaufsräume, Werkstatt und Lager. Die Experten haben bei ihrer Analyse von Beleuchtung, Klimatechnik und Heizungssystem sogar ein signifikantes Einsparpotential von rund 65.000 Kilowattstunden bzw. 31 Prozent der Stromkosten pro Jahr ausgemacht. Und dieses Potenzial kann ohne große Investitionen genutzt werden. "Die Empfehlungen setzen wir konsequent um, etwa durch den Austausch unserer schon etwas älteren Neonröhren durch moderne und energiesparende LED-Leuchten", erklärt Erik Epple.
DIN Normen einhalten
Um Steuervorteile im Energiebereich auch künftig in Anspruch nehmen zu können, müssen Unternehmen den Nachweis eines Energie-Audits oder eines Energiemanagementsystems erbringen. Hierzu ist ein zertifiziertes Energie-Managementsystem ISO 50001 notwendig. Die ISO 50001 beschreibt ein systematisches Energiemanagement-System. Dies hilft insbesonders mittleren und größeren Unternehmen ihren Energieverbrauch systematisch zu beobachten, regelmäßig nach Energieffizienzmaßnahmen zu suchen und dies von einem externen Auditor zertifizieren zu lassen.
Für kleinere und mittlere Unternehmen wiederum eignet sich die im Herbst 2012 eingeführte, neue DIN 16247-1. Sie richtet sich an KMU mit weniger als 250 Mitarbeiter und unter 50 Mio Umsatz), welche regelmäßig ihre Energieeffizienz überprüfen wollen und/oder den Spitzenausgleich bei der Strom- und Energiesteuer beantragen. Der TÜV Rheinland sagt dazu: „DIN EN 16247 -1 hilft, den IST-Zustand Ihres Energieverbrauches zu bewerten, nicht jedoch, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess aufrecht zu erhalten.“
KfW fördert Energiemanagement
Die Anfangsberatung wird bis zu 80% und die Detailberatung bis zu 60% durch die KfW gefördert. Dazu erläutert die IHK Schwaben, dass per Gesetz nur solche Unternehmen des produzierenden Gewerbes von einer Steuerentlastung profitieren, die ein Energiemanagementsystem gemäß der internationalen Norm eingeführt haben. Bestätigt werden muss dieses mit einer Zertifizierung. Hierbei hilft die KfW
- für die Erstzertifizierung eines Energiemanagementsystems mit maximal 80 % der zuwendungsfähigen Ausgaben und maximal 8.000 Euro,
- für die Erstzertifizierung eines Energiecontrollings maximal 80 % der zuwendungsfähigen Ausgaben und maximal 1.500 Euro,
- für den Erwerb von Messtechnik maximal 20 % der zuwendungsfähigen Ausgaben und maximal 8.000 Euro und
- für den Erwerb von Software maximal 20 % der zuwendungsfähigen Ausgaben und maximal 4.000 Euro.
Die Gesamtsumme der Zuwendungen ist auf maximal 20.000 Euro pro Unternehmen und innerhalb eines Zeitraums von 36 Monaten beschränkt. Die Förderung von Energiemanagementsystemen soll einen Beitrag zur Erreichung der Energieeffizienzziele der Bundesregierung aus dem Energiekonzept leisten.