Energiewende

Energiewende braucht ein Leitbild

Die Energiewende braucht ein Leitbild. Das ist das Kernergebnis der zweiten Energie-Akademie, die das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) im Februar 2014 mit Förderung der RWE Stiftung in der Lutherstadt durchgeführt hat. Im Mittelpunkt stand das Thema „Investitionen fördern – Kosten teilen: Wie kann die Energiewende fair gestaltet werden?“

19.03.2014

Energiewende braucht ein Leitbild zoom

In der Öffentlichkeit wird die Energiewende vor allem beim Thema Strompreise kontrovers diskutiert: Laut Deutschem Energie-Kompass 2013 sind rund 61 Prozent der Bürger der Meinung, sie zahlen zu viel für Strom und 60 Prozent denken zugleich, die energieintensive Industrie zahle zu wenig. „Die Menschen müssen nachvollziehen können, dass die mit dem Energieumbau einhergehenden Belastungen gerechtfertigt erscheinen, tragbar sind und auch fair verteilt werden. Nur dann werden sie bereit sein, ihre Beiträge zum Gemeinschaftsprojekt zu leisten“, sagte Wolfgang Tiefensee, Mitglied des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie in seiner Grußbotschaft anlässlich der zweiten Energie-Akademie.

Sind die Lasten fair verteilt? Der Frage sind Studierende von 16 deutschen Universitäten auf den Grund gegangen: In einem simulierten Stakeholder-Dialog nahmen sie die Rollen von Energiewirtschaft, Umweltgruppen, energieintensiver Industrie und Sozialverbänden ein. Ihr Ziel war es, so Ansatzpunkte für einen besseren Dialog zu erarbeiten. Zuvor waren sie von Experten der genannten Gruppen, der Bundesregierung sowie vom Wittenberg-Zentrum und der Universität Leipzig thematisch vorbereitet worden.

Eine Jury bewertete die Argumentationen, die die Studierenden erarbeitet haben, auf Basis ihrer ethischen und fachlichen Qualität. Juroren waren Jürgen Quentin, Projektleiter Klimaschutz und Energiewende bei der Deutschen Umwelthilfe, Christian Woltering, Referent für fachpolitische Grundsatzfragen beim Paritätischen Gesamtverband, Dr. Stephan Muschick, Geschäftsführer der RWE Stiftung sowie Prof. Andreas Suchanek, Vorstand am Wittenberg-Zentrum und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der HHL – Leipzig Graduate School of Management. In der Diskussion zeigte sich schnell die Komplexität des Themas Energiewende und der Wirkungszusammenhänge, so dass eine einfache Antwort auf die Frage der fairen Verteilung kaum möglich schien.

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Die Ergebnisse im Überblick

  • Das energiewirtschaftliche Zieldreieck (Versorgungssicherheit – Wirtschaftlichkeit / Bezahlbarkeit – Umweltverträglichkeit) reicht als alleinige Orientierungsgröße häufig nicht aus. Entscheidend ist vielmehr die Frage, wie Konflikte zwischen den Zielgrößen gemanagt werden. Die Art und Weise, wie der Dialog zwischen den Konfliktparteien geführt wird, bestimmt maßgeblich das gesellschaftliche Vertrauen in das Gemeinschaftswerk Energiewende und in ihre Akteure.
  • Ohne jenes Vertrauen ist kein Fortschritt in der Energiewende möglich – bei einem Scheitern stellen sich allerdings alle gesellschaftlichen Gruppen schlechter. Notwendig erscheint daher die Arbeit an der „Dialogkultur“. Es fehlt ein Leitbild zur Energiewende, das Perspektivwechsel fördert und damit zu einer Versachlichung der Debatten beiträgt.


Für ihr Engagement und ihre Kompetenz erhielten die Studierenden viel Lob von den Beobachtern der Simulation: „Wenn die reale Diskussion nur halb so sachlich und wertfrei verlaufen würde wie dieser virtuelle Stakeholder-Dialog, wäre uns allen geholfen“, resümierte Jürgen Quentin von der Deutschen Umwelthilfe. Prof. Andreas Suchanek ergänzte: „Die ethische Dimension des Dialogs liegt darin, die legitimen Interessen der eigenen Gruppe zu vertreten und gleichzeitig die Interessen der anderen Gruppen in den Blick zu nehmen und darauf zu reagieren.“

Für die RWE Stiftung zog Dr. Stephan Muschick ein positives Fazit: „Die Diskussion hat gezeigt, wie wichtig es ist, der Energiewende jenseits von Kostendiskussionen einen übergreifenden Zusammenhang zu geben. Für uns hat der Stakeholder-Dialog einen Anreiz gesetzt, dass Bildungsprojekte in der RWE Stiftung weiter ausgebaut werden.“

Das WZGE wird die Ergebnisse der Energie-Akademie auswerten und den Gedanken eines Leitbilds für die Energiewende mit Partnern aus dem Energiebereich fortentwickeln.

Quelle: UD/cp
 

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