Mit recycelter Energie zum Start-up-Erfolg
Abwärme in Strom umwandeln: Mit einem neuen Verfahren ist dies heute nicht mehr nur in Großkraftwerken, sondern auch in Anlagen mit niedrigen Temperaturen und in Fahrzeugen wirtschaftlich. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben diese klimaschonende Technologie nicht nur entwickelt, sondern mit einem eigenen Unternehmen auch selbst auf den Markt gebracht. Dafür hat die TUM sie nun mit dem Presidential Entrepreneurship Award ausgezeichnet.
04.11.2016
Jeden Tag gehen riesige Mengen an Energie in der Industrie und im Verkehr ungenutzt verloren. Überall dort entsteht Abwärme. Um diese gewissermaßen zu recyceln, hat ein Team der TUM eine neue Technologie entwickelt. Das Gerät kann zur Stromerzeugung in Fabriken oder Biogasanlagen, in Lastwagen und Schiffen genauso wie in Baumaschinen angeschlossen werden. Es funktioniert wie ein Dampfkraftwerk, nur dass ein organisches Fluid statt Wasser eingesetzt wird.
Dieses Prinzip, Organic Rankine Cycle (ORC) genannt, ist an sich nicht neu, sondern wird bereits bei Großkraftwerken eingesetzt. Es fehlte aber bislang eine Technologie, die kleine Mengen an Abwärme mit niedriger Temperatur effizient nutzbar macht und die zudem ohne großen Aufwand betrieben werden kann und für eine große Anzahl an Nutzern finanzierbar ist.
Kapitalgeber aus dem Silicon Valley
Richard Aumann, Dr. Andreas Sichert und Dr. Andreas Schuster haben seit 2004 am Lehrstuhl für Energiesysteme der TUM gleich mehrere Probleme der bisherigen Kraftwerkstechnik gelöst – 20 verschiedene Patente sind das Ergebnis. 2008 gründeten sie Orcan Energy, 2013 brachten sie ihr erstes Produkt auf den Markt. Inzwischen haben sie nicht nur einen bedeutenden Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley und einen großen Energieversorger als strategischen Partner überzeugt. Ihre Technologie wird bereits in mehreren europäischen Ländern eingesetzt.
Der Jury des TUM Presidential Entrepreneurship Awards imponierte, dass sich das Team vor dem Markteintritt bewusst viel Zeit für die Produktentwicklung auf der Basis seiner Forschungsergebnisse genommen hat. „Deshalb kann das Unternehmen nun ein Produkt mit einem hohen Qualitätsniveau anbieten, das eine bislang ungenutzte CO2-neutrale Energiequelle erschließt – mit immensem Potenzial für die Gesellschaft“, sagte Prof. Thomas Hofmann, Vizepräsident der TUM für Forschung und Innovation, in seiner Laudatio auf dem TUM Entrepreneurship Day.
Für die Auszeichnung nominiert waren außerdem INVENOX und KINEXON. INVENOX hat eine neue Bauweise für Energiespeicher entwickelt. Die Batteriemodule erreichen dadurch eine sehr große Energiedichte und eine hohe Lebensdauer. Die Produktion wird kostengünstiger, defekte Batteriezellen können leicht ausgetauscht werden.
KINEXON hat Sensornetzwerke zur zentimetergenauen Ortung und Bewegungserfassung von Personen und Objekten entwickelt. Die kabellose Technologie und ein Analysetool machen Anwendungen in ganz unterschiedlichen Bereichen möglich, von Prozessbeobachtungen in der smarten Fabrik über Trainingsauswertungen im Sport bis hin zur Überwachung von Veranstaltungen.