„Ohne Verbot für fossile Heizungen droht ab 2040 kostspielige Abwrackprämie“
Die Energiepolitik schreibt mal wieder Schlagzeilen: Nachdem Ende Juni Umweltministerin Hendricks der Kanzlerin ihren Klimaschutzplan 2050 vorgelegt hat, erhebt sich lautstarker Protest. In der Tat steckt für die Bürger einiger Zündstoff in dem Papier. Bereits 2030 sollen die Deutschen nicht mehr mit Öl und Gas heizen dürfen. Dabei haben sich noch 2015 drei von vier Bürgern für eine Erdgasheizung entschieden.
24.07.2016
Mit dem Klimaschutzplan will Deutschland seinen internationalen Klimaschutzverpflichtungen aus dem UN-Klimagipfel in Paris nachkommen. Um die Erderwärmung auf weniger als 2 Grad zu begrenzen, idealerweise sogar 1,5 Grad, sollen die globalen Netto-Treibhausgasemissionen nach 2050 auf null reduziert werden. Der sperrige Begriff „Dekarbonisierung“ (CO2–Neutralität der Wirtschaft) war zum Jahreswechsel plötzlich in aller Munde. Auch Hendricks versprach nach dem Gipfel, Deutschland werde seinen Beitrag leisten, das beinhalte auch „keine Energiegewinnung aus Kohle, Gas und Öl“.
Mit dem Klimaschutzplan hat die Ministerin in Grundzügen aufgezeigt, mit welchen notwendigen Veränderungen eine Dekarbonisierung verbunden ist. Das reicht bei ihr von weniger Fleischverzehr, kein Torf im Garten über das Ende von Benzinern und Dieseln auf Straßen hin zu einem Verbot von Öl- und Gasheizungen in Kellern. Der Klimaschutzplan befolgt dabei das Einmaleins des Projektmanagements: Er denkt die Aufgabe vom Ende her: Wegen ihrer langen Nutzungsdauer von bis zu 20 Jahren dürften ab 2030 keine neuen Gas- oder Ölheizungen mehr installiert werden.
Damit folgt der Klimaschutzplan den Empfehlungen einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Thema. Die jüngste von Prof. Quaschning, HTW Berlin, fordert sogar ab 2040 keine Treibhausgase mehr freizusetzen, damit die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird. Spätestens dann dürfte auch Strom nur noch aus erneuerbaren Kraftwerken stammen und müsste auch zum Heizen und für die Mobilität verwendet werden. Bereits 2020 dürften keine neuen Gasbrennwertkessel mehr eingebaut werden, stattdessen sollten hauptsächlich Wärmepumpen zum Einsatz kommen.
Nach Gasbrennwertgeräten waren Wärmepumpen 2015 bereits das beliebteste Heizsystem im Neubau. Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe: „Die Wärmepumpe ist kein Neuling am Heizungsmarkt, in der Breite ist das Potenzial aber unbekannt. Dennoch: Schon heute entscheidet sich jeder dritte Ein- und Zweifamilienhausbesitzer für eine Wärmepumpe. Die höheren Anschaffungskosten werden durch staatliche Fördergelder kompensiert.“