Energiewende

Krieg in der Ukraine: europäische Energiewende nicht gefährdet

Durch den Verzicht auf russisches Erdgas wird sich die europaweite Energiewende beschleunigen – mit weniger fossilen Brennstoffen im Energiemix und geringeren Treibhausgasemissionen.

02.06.2022

Krieg in der Ukraine: europäische Energiewende nicht gefährdet
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Laut einer aktuellen Analyse aus der Energy Transition Research von DNV werden im Jahr 2024 insgesamt 34 Prozent des Energiemixes innerhalb Europas auf nichtfossilen Brennstoffen beruhen, was zwei Prozentpunkte über der vor dem Ausbruch des Krieges gestellten Prognose liegt. Der Gasverbrauch wird sich laut einer vor dem Kriegsausbruch erstellten Prognose von DNV im Jahr 2024 insgesamt um neun Prozent verringern. Der Bereich Solarenergie dürfte bis 2026 mit einem Zuwachs von 20 Prozent den höchsten Anstieg verzeichnen. Durch die aufgeschobene Stilllegung einiger Kernkraftwerke wird es möglich sein, potentielle Lücken zu füllen.

Kurzfristig wird man sich zwar noch mit Kohle behelfen müssen, um die Energienachfrage in Europa stillen zu können, doch ab 2024 ist ein Aufschub von Stilllegungen sowie ein verstärkter Einsatz der Kernkraft als Ausgleich für fehlendes Erdgas wohl unentbehrlich. Emissionen aus der Energieerzeugung auf dem Kontinent werden im Zeitraum 2022 bis 2030 im Vergleich zur Prognose vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine um 2,3 Prozent geringer sein. Dies lässt sich auf die zunehmende Bedeutung von erneuerbaren Energien und Kernkraft, eine bessere Energieeffizienz sowie ein kurz- bis mittelfristig geringeres wirtschaftliches Wachstum zurückführen.

Remi Eriksen, Group President and CEO
Remi Eriksen, Group President and CEO

„Wie schon bei der COVID-19-Pandemie haben die Führungsspitzen Europas angesichts einer Krise klaren Kopf bewahrt und sich für eine Beschleunigung der Energiewende auf dem gesamten Kontinent eingesetzt. Diesmal sichert Europa nicht nur die Energieversorgung ab, sondern verringert gleichzeitig Emissionen“, erklärte Remi Eriksen, Group President und CEO von DNV.

Mit dem Blick gen Osten kann Russland seine Einbußen bei den Erdgasexporten nach Europa nicht wettmachen, da dort die nötige Infrastruktur einfach nicht vorhanden ist. Laut Einschätzung von DNV wird Europa im Gegensatz dazu im Jahr 2030 selbst zwölf Prozent mehr Gas produzieren, was die Reaktion der Industrie auf vorläufig höhere Öl- und Gaspreise sowie Versprechungen der EU widerspiegelt, mehr Gas zu liefern. Importiertes Flüssigerdgas spielt aufgrund der Regasifizierungskapazität nur eine eingeschränkte Rolle, für die Errichtung zusätzlicher Infrastruktur werden voraussichtlich zwei bis fünf Jahre benötigt. Trotzdem wird es Bestandteil des europäischen Gesamtkonzepts zur Absicherung der Energieversorgung sein.

In der Erdöl- und Erdgasindustrie besteht gegen Ende des Jahrzehnts die Gefahr von Überkapazitäten, da Unternehmen versuchen, die hohen Preise und Versorgungslücken auszunutzen. Für Erdöl geht der Trend langfristig weiterhin nach unten, und das geringere BIP-Wachstum sowie ein Verlangsamen der Globalisierung dürften die Nachfrage konfliktbedingt weiter eindämmen. Die bis 2030 steigende Gas- und Ölkapazität wird zu geringeren Preisen führen, wodurch sich wiederum die Nutzung in den 2030er Jahren global geringfügig erhöhen könnte.

Sverre Alvik, Director of Energy Transition Research at DNV
Sverre Alvik, Director of Energy Transition Research at DNV

„Der Krieg in der Ukraine hat die Energiemärkte zwar erschüttert, eine Verringerung des Kohlenstoffanteils bleibt jedoch nach wie vor das zentrale Thema. Energieversorgungsunternehmen müssen einen Mittelweg finden, wenn sie die kurzfristige Lücke in der Öl- und Gasversorgung schließen und gleichzeitig auf lange Sicht keine Investitionswerte verlieren wollen“, erklärt Sverre Alvik, Leiter Energy Transition Research bei DNV.

Für die Verbraucher steht bisher kein Ende der hohen Strompreise in Aussicht. Strompreise in Europa werden bei einem Verzicht auf die Energieversorgung aus Russland im Jahr 2024 um zwölf Prozent höher sein. Der Anstieg bei den Rohstoffkosten wird sich auch auf den Absatz von Elektrofahrzeugen auswirken, da sich die Kosten für Batterien erhöhen. Für Europa bedeutet dies, dass es sich nicht bereits 2027, sondern erst im Jahr 2028 bei der Hälfte aller verkauften Neuwagen um Elektroautos handeln wird. Dies ließe sich allerdings durch entsprechende finanzielle Anreize beeinflussen.

Informationen zu diesem Forschungsprojekt

Das System-Dynamics-Energiewendemodell von DNV bietet Einblicke in die Art und Weise, wie sich Wirtschaft, Technologien, Industriezweige, Regionen und politische Strategien gegenseitig beeinflussen. Das Modell bildet die Grundlage für den „Energy Transition Outlook“ – eine Prognose für den wohl wahrscheinlichsten Energiemix bis zum Jahr 2050. Bei dieser Analyse ging DNV davon aus, dass Europa im Jahr 2023 80 Prozent weniger Erdgas aus Russland importiert und den Import bis zum Jahr 2025 ganz einstellt.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Quelle: UD/cp
 

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