Regenerative Energien: Bürgerbeteiligung erwünscht
Ein digitales Planspiel soll die Energiewende vor Ort vorantreiben. Das Umweltministerium fördert daher ein neu entwickeltes Tool zur Standortdiskussion über Windenergie- und Solaranlagen.
10.06.2022
Naturschutz, Standorte, Besitzverhältnisse und vieles mehr: Wer Energie aus Windkraft und Sonnenstrahlen fördern will, muss viele Interessen berücksichtigen und tragfähige Kompromisse finden. Gleichzeitig sind Ausbau und Akzeptanz von erneuerbaren Energien grundlegend für die weitere Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Akzeptanz und Verständnis der erneuerbaren Energien sind die Ziele des Forschungsprojektes „Lokaler Energiewendedialog“, und dessen Förderung nun vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz verlängert wurde.
Um diese Ziele zu erreichen, hat ein Projektteam – bestehend aus Mitgliedern des Instituts für Umweltplanung (IUP) der Leibniz Universität Hannover (LUH), der Klimaschutzagentur Region Hannover und der IP SYSCON GmbH – ein digitales Planspiel entworfen: „Vision:En 2040“ soll die Zustimmung für erneuerbare Energien stärken, indem Bürgerinnen und Bürger vor Ort beteiligt werden. Das Planspiel ist dabei kein formales Planungsinstrument, sondern dient dem Austausch, der Versachlichung und dem Dialog mit den Akteursgruppen und Menschen vor Ort.
In dem digitalen Spiel können neben Bürgerinnen und Bürgern auch Verwaltungsbeschäftigte sowie Kommunalpolitikerinnen und –politiker einer Kommune auf potenziell geeigneten Flächen Windenergieanlagen und unterschiedliche Photovoltaikanlagen planen. Indem die Auswirkungen des individuellen Handelns visualisiert werden, soll der Zuspruch vor Ort gesteigert werden. Das Tool ermöglicht Teilnehmenden in moderierten Veranstaltungen, eine vollständige Energieversorgung aus erneuerbaren Energien für ihre Gemeinde oder Region zu planen. Hierfür werden Wind- und Solarenergieanlagen auf digitalen Karten verortet und ihre potenziellen Erträge angezeigt. Der berechnete Stromertrag wird einem Stromerzeugungsziel der Kommune gegenübergestellt. Die Simulationsergebnisse nutzen die Teilnehmenden, um anschließend zu diskutieren, welchen Beitrag ihre Kommune zur Energiewende leisten kann. Der Start öffentlicher Veranstaltungen ist in Gehrden (Region Hannover) geplant.
Das digitale Planspiel zur Energiewende basiert auf Geodaten der LUH, die als Unterstützung für die Standortfindung von Windenergieanlagen online öffentlich zur Verfügung stehen. „Wir haben dafür bundesweit einheitliche Kriterien zugrunde gelegt, die Schallschutz, Naturschutz, Landschaftsbild und die rechtlich vorgeschriebenen Abstände der Windkraftanlagen zur Infrastruktur umfassen“, erklärt Prof. Dr. Christina von Haaren vom IUP. Die Ergebnisse dieser bundesweiten Flächen- und Restriktionsanalysen wurden von der IP SYSCON GmbH bei der Programmierung von „Vision:En 2040“ für das jeweilige Stadt- oder Gemeindegebiet dargestellt.
Für Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, stellt das Projekt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Energiewende dar. „Klimaschutz und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern sind das Gebot der Stunde. Beides erfordert einen ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien und ist von überragendem öffentlichen Interesse“, sagt Olaf Lies. „Das Erreichen der Ziele der Energiewende hängt von vielen Variablen ab und liegt in der Verantwortung aller. Wir alle sind gefordert, unseren Beitrag für ein Gelingen zu leisten. Das digitale Planspiel Vision:En 2040 kann dazu beitragen, den Dialog über kommunale Energiekonzepte und den Weg in eine klimaneutrale Energieversorgung zu versachlichen und die Akzeptanz zu erhöhen.“
Auch für die gemeinnützige Klimaschutzagentur ist Vision:En2040 ein wichtiger Beitrag in der Diskussion zur Energiewende. „Generell sind die meisten Menschen für die Energiewende. Im Planspiel diskutieren wir gemeinsam über die günstigsten Standorte für Energieanlagen, sorgen für Akzeptanz und tun genau das, was immer gefordert wird: die Bürgerinnen und Bürger einbinden“, sagt Anja Floetenmeyer-Woltmann, Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur Region Hannover, die Umsetzungspartnerin im Projekt ist.