10 Jahre „Energy-Charts“: Fakten statt Fake News zur Energiewende
Vor zehn Jahren stellte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE die Datenplattform „Energy-Charts“ online, um die Diskussion zur Energiewende zu versachlichen. Die Webseite bietet heute umfangreiche interaktive Daten zur deutschen Stromerzeugung, Klimadaten, Emissionen, Preise sowie Stromerzeugungs- und Börsendaten für 42 europäische Länder. Sie ist eine der umfangreichsten Datenplattformen zum Energiemarkt in Europa.
02.08.2024
Es begann mit einer Pressemeldung: 2011 warnten die Medien vor einem Blackout an Pfingsten, weil die Solareinspeisung hoch und die Last niedrig sei. Darüber ärgerte sich Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer ISE so sehr, dass er begann, Daten zur Stromerzeugung in einem Foliensatz zusammenzutragen. „Ich wollte die Debatte um die Energiewende versachlichen, indem ich der Öffentlichkeit Daten leicht verständlich zur Verfügung stelle.“
Vom Foliensatz zur App
Durch die hohe Nachfrage wuchs der Foliensatz schnell auf 280 Seiten – so entstand die Idee einer Webseite, auf der Daten flexibel in interaktiven Grafiken geladen werden können. Nutzerinnen und Nutzer sollten Energiewende-Daten selbst konfigurieren können. Angefangen mit Daten zu Leistung, Energie und Börsenstrompreisen, wurde die Webseite sukzessive erweitert: Produktionsdaten zu Solar- und Windstrom, Import/Export, Klimadaten, Kraftwerksemissionen und eine interaktive Kraftwerkskarte kamen hinzu.
Mittlerweile schöpft das Team der Energy-Charts aus 16 verschiedenen Quellen, deren Daten mathematisch bereinigt und für die Ausgabe in interaktiven Grafiken aufbereitet werden. Zur stetigen Verbesserung der Plattform führte das Team Umfragen und Workshops mit Nutzern durch, in zwei von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanzierten Projekten wurden neue Designs und Datenkategorien eingeführt.
Mittlerweile stellen die Energy-Charts Daten in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch) und für 42 europäische Länder zur Verfügung. Auch die zeitliche Auflösung stieg von der wochen- über die tageweise bis zur viertelstündlichen Auflösung. Für Daten wie die erwartete Stromerzeugung und Börsenstrompreise liegen auch Prognosewerte vor.
Seit Dezember 2023 wird die Webseite durch die „Stromampel-App“ ergänzt, die für zwölf europäische Länder den aktuellen Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung sowie den für 34 Länder den Day-Ahead-Börsenstrompreis anzeigt. Besitzer:innen von Elektroautos, Wärmepumpen oder Smart Homes können damit ihren Stromverbrauch so steuern, dass er einen möglichst grünen Strommix nutzt. Der führende europäische Hausgerätehersteller BSH Hausgeräte GmbH, zu der Marken wie Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff gehören, setzt die Daten der Stromampel bereits ein. Die Daten stellt das Fraunhofer-Team auch auf der Webseite sowie über eine offene Schnittstelle (API) für alle Interessenten zur Verfügung.
Große Resonanz in Medien und Öffentlichkeit
Heute sind die Energy-Charts eine viel genutzte Webseite zu Energiedaten in Deutschland. Vertreter aus Wissenschaft, Medien, Politik und Energiewirtschaft, aber vor allem an der Energiewende Interessierte greifen auf die Daten zurück. Pro Jahr hat die Webseite etwa 100 Millionen Aufrufe, etwa 250 Millionen Grafiken werden ausgeliefert. Zwischen 8 Uhr und 16 Uhr wird die Webseite stündlich 200.000- bis 250.000-mal aufgerufen.
Doch die Aufklärungsarbeit zur Energiewende findet längst nicht nur auf der Webseite statt: Prof. Bruno Burger gibt jährlich über 100 Interviews, hält Vorträge und Seminare. Etwa 400 Medienbeiträge jährlich zitieren Daten aus den Energy-Charts oder Prof. Burger. Auf der Plattform X, wo die Energy-Charts seit 2016 vertreten sind und mehr als 25.000 Follower haben, wurden mehr als 7500 Posts mit aktuellen Energie-Grafiken getwittert.
Um die Nachfrage nach Austausch zu den Energiezahlen zu befriedigen, bietet das Team der Energy-Charts seit Juni 2021 jeweils zum Monatsanfang die „Energy-Charts Talks“ an, in denen aktuelle Stromerzeugungszahlen sowie neue Funktionalitäten/Daten vorgestellt und diskutiert werden. Diese haben monatlich zwischen 100 und 150 Teilnehmende.