Klimageld bleibt unbeliebt – Deutsche setzen auf Energiewende
Die CO2-Bepreisung von fossilen Brenn- und Kraftstoffen kann ein wirksames und breit akzeptiertes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel sein. Doch wie sollten die daraus resultierenden Einnahmen genutzt werden? Eine klare Mehrheit der deutschen Bevölkerung spricht sich dafür aus, diese Mittel gezielt in den Ausbau erneuerbarer Energien und der Netzinfrastruktur zu investieren. Die jährliche Rückerstattung in Form des Klimageldes findet hingegen weniger Zustimmung, auch wenn die Unterstützung dafür im Laufe der Jahre gestiegen ist.
19.02.2025
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Diese Ergebnisse stammen aus Analysen des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung im Rahmen des von der E.ON Stiftung geförderten Projekts „Sozialökologisches Panel“ aus den Jahren 2021 bis 2024.
CO2-Preis-Einnahmen: Investitionen bevorzugt statt Klimageld
Die CO2-Bepreisung wurde 2021 in Deutschland eingeführt, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Laut Koalitionsvertrag der Ampelregierung sollen die daraus resultierenden Einnahmen dazu genutzt werden, die Bürgerinnen und Bürger durch ein jährliches Klimageld zu entlasten. Die Ergebnisse des Sozialökologischen Panels aus den Jahren 2021 bis 2024 zeigen jedoch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung eine andere Verwendung bevorzugt: Rund 80 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, die Mittel in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren, etwa 65 Prozent befürworten eine Finanzierung des Netzausbaus. Die Zustimmung zur Idee des Klimageldes ist im Vergleich dazu geringer – auch wenn sie von rund 30 Prozent im Jahr 2021 auf 44 Prozent im Jahr 2024 gestiegen ist, bleibt sie auf einem niedrigeren Niveau.
Darüber hinaus liefern die Panelerhebungen Einblicke in die Wahrnehmung der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Während der Klimawandel und umweltbezogene Themen mit 39 Prozent weiterhin als eine der wichtigsten Herausforderungen angesehen werden, hat ihre Relevanz seit 2021 um 20 Prozentpunkte abgenommen. Gleichzeitig gewinnt die wirtschaftliche Lage Deutschlands an Bedeutung: 32 Prozent der 3.724 Befragten, die an allen vier Erhebungen teilgenommen haben, nennen sie als eines der beiden drängendsten Probleme im Jahr 2024.
„Unsere empirischen Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten mit den CO2-Preis-Einnahmen die Energiewende voranbringen möchten. Das bedeutet: Investitionen für den Ausbau der Erneuerbaren und der Netze anstatt einer jährlichen Rückerstattung in Form eines Klimageldes“, sagt RWI-Energieexperte Manuel Frondel. „Die Politik wäre gut beraten, die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen. Wenn sie die CO2-Preis-Einnahmen zur Finanzierung der Netze verwendet, entstünde eine doppelte Dividende: Einerseits würde die Energiewende forciert und andererseits die Bevölkerung bei den Strompreisen entlastet.“
Der Geschäftsführer der E.ON Stiftung, Stephan Muschick, ergänzt: „Die Frage ist nicht, ob wir die ökologische Transformation brauchen, sondern wie wir sie umsetzen. Die Menschen haben das verstanden. Das zeigt die große Zustimmung zu zahlreichen Aspekten der Energiewende. Aber: Es gibt Kritik am Wie. Die Lehre daraus: Wenn wir das Wie nicht so gestalten, dass die Menschen den Wandel unterstützen, wird auch das Ob ins Wanken geraten.“