Energiewende

Kapazität der Stromnetze ist in Österreich ausgereizt

Die Liberalisierung des Strommarktes hat drastische Änderungen in der österreichischen Energiewirtschaft bewirkt. Neben Vorteilen für die Kunden, sie zahlen eine Mrd. Euro weniger, wurden die Netzinvestitionen um die Hälfte reduziert. Die Kapazität der Stromnetze ist ausgereizt und ohne zusätzliche Investitionen droht langfristig ein Blackout, so eine aktuelle Studie.

26.07.2005

19 Expertinnen und Experten ziehen in dem Buch "Droht uns ein Blackout? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole" Bilanz über die Liberalisierung und zeigen neue Wege um die Herausforderungen zu bewältigen. Das Buch wurde jetzt vom Forum Versorgungssicherheit, Herausgeber Günther Ofner und einigen Autoren in Wien präsentiert.

Obwohl die Versorgungssicherheit in Österreich nach Angaben der Energie-Control im Jahr 2004 bei über 99 Prozent gelegen hat sieht Ofner "enormen energiepolitischen Handlungsbedarf". 1000 Mrd. Euro wären europaweit nötig, um die Stabilität der Netze zu garantieren. Ein energiepolitisches Konzept fehlt und die für Energieforschung vorgesehenen drei Mio. Euro werden nicht ausreichen, um die Versorgung langfristig zu garantieren. Dafür müssten in Europa bis 2030 rund 600.000 MW Kraftwerkskapazität neu errichtet werden.

In Österreich fehlen laut dem Forum Versorgungssicherheit in fünf Jahren 3.000 MW an Kraftwerkskapazität. Der Verbrauch steigt pro Jahr um zwei bis drei Prozent, die Infrastruktur wird aber nicht im entsprechenden Maß ausgebaut. Die Netze werden bis zur Belastbarkeitsgrenze gefahren, Überkapazitäten gibt es nicht mehr. Ein besonderes Risiko sind die sechs Leitungen zwischen Nord- und Südösterreich. Wenn eine dieser Risikoleitungen ausfällt, kann das nach dem Kaskadensystem zu einem völligen Zusammenbruch der Stromversorgung führen.

Wann ein Blackout kommen wird, wagt Günther Brauner, Vorstand am Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der TU Wien, nicht vorauszusagen. "Es ist möglich, dass noch 20 Jahre alles gut geht, es kann aber auch im nächsten Jahr schon zu drei Blackouts kommen." Solche Blackouts wären auch volkswirtschaftlich ein enormer Schaden: eine KWh, die nicht geliefert wird, verursacht laut Ofner einen Schaden von acht Euro.

Quelle: pte
 
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