Energiewende

Windkraft-Dilemma in Schottland

Auf der nördlichsten Hebriden-Insel Lewis haben Pläne zum Bau des größten Onshore-Windparks die Bevölkerung entzweit: Die einen sehen Chancen zum Nabelpunkt Erneuerbarer Energien in Europa zu werden, die anderen fürchten um den Verlust der seit Jahrhunderten unveränderten und geschützten Torfmoor-Landschaft. Hunderte riesige Turbinen, von denen jede 140 Meter hoch ist, sollen mehr als 1.000 Megawatt Strom herstellen, berichtet BBC-Online.

10.08.2006

Für die Bewohner von Lewis ist das Hochmoor seit dem Mittelalter auch der Lieferant für Energie, denn aus den Torfböden schneiden die Kleinbauern Ziegel aus, die anschließend getrocknet und verheizt werden. Die traditionelle Wirtschaft schwächelt aber seit Jahren. Lokale Politiker warnen vor einer demografischen Katastrophe, da immer mehr junge Leute auf das Festland ziehen, um besser bezahlte Jobs zu bekommen. Einige sehen deshalb in dem Windpark eine Zukunftschance. Allein der geplante Windpark im Norden von Lewis soll zum größten Europas ausgebaut werden.

Doch ganz ohne Eingriffe in die Natur wird sich das wohl nicht machen lassen: Vier Mio. Kubikmeter Gesteinsmassen müssen allein für die Errichtung der fast 170 Kilometer Straßen bewegt werden. Gegner des Windparks fürchten sich vor den negativen Auswirkungen durch Lärm und die Veränderung des Landschaftsbilds. "Das zentrale Hochland der Insel steht unter Naturschutz. Dort kann kein Windpark errichtet werden, daher rücken die Pläne für einen solchen näher an die größeren Siedlungen im Norden heran", so Finlay MacLeod, Schriftsteller und Lektor von der Insel. "Die visuelle Störung des Landschaftsbildes wird ebenso wie der Lärm massiv", befürchtet MacLeod. Hinzu komme noch, dass hier bis zu 200 Windturbinen errichtet werden sollen, die größer sind als bisherige.

Doch wird nicht nur damit spekuliert, im Norden zu bauen, sondern im Südosten sollen zwei weitere Windparks errichtet werden - 53 Turbinen am Eisgein Estate und 125 Turbinen in Pairc -. Doch stehen nicht alle Bewohner von Lewis den Kraftwerksplänen derart negativ gegenüber. Kevin Murray, Repräsentant von Lewis Wind Power, sieht bessere Zeiten für seine eigene Insel kommen. "Dann müssen unsere Söhne und Töchter nicht nach 18 Jahren ihren Hut nehmen, um am Festland eine Arbeit zu finden", meint Murray. Lewis Wind Power verspricht nämlich mehr als 300 Jobs während der vierjährigen Bauzeit und weitere 350 in den folgenden 25 Jahren.

Tatsächlich gebe es bei den Scottish Executives mehr als 6.100 Einsprüche gegen die Windparks, davon allein 4.573 von der Insel Lewis. Führende Mitglieder des Comhairle nan Eilean Siar, dem Western Island Council, haben die Errichtung der Windparks unterstützt. Sie drängen auf konsequente Förderung des neuen Wirtschaftszweiges. Mehr als drei Mio. Euro jährlich würden den Kleinbauern in Form von Nutzungsentgelten für die Tierweide offeriert. Das Argument dafür ist, dass die traditionellen Wirtschaftszweige wie Landbau, Torfschneiden und die Fischerei stetig weniger Geld bringen, so Calum Ian McIver, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Entwicklung im Council.

Jeder Bauer würde im Jahr zwischen 1.500 und 8.000 Euro bekommen, rechnet Catriona Campbell, Vorsitzende von Moorland Without Turbines vor. Das sei bei weitem zu wenig. "Das gesamte Moor wird dadurch zerstört." Campbell, selbst Kleinbäuerin und Lehrerin, wirft den Verantwortlichen zudem vor, die Inselbevölkerung unzureichend zu informieren.

Zu den erklärten Gegnern der Windkraftwerke gehört auch die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB): Gründe dafür sind die zum Teil sehr seltenen Vogelarten, die in der bisher unberührten Landschaft von Lewis leben. Die Experten der RSPB fürchten, dass die großen Windräder mehrere hundert Raubvögeln jährlich das Leben kosten wird.
Quelle: pte
 
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