Energiewende

Korrosionsschutz "Made in Germany" am Arabischen Golf

Seit in den neunziger Jahren im Emirat Qatar das weltweit größte zusammenhängende Erdgasvorkommen entdeckt wurde, hat sich die Siedlung Ras Laffan drastisch verändert. Aus dem ehemaligen Fischerdorf im Nordosten des kleinen Landes am Arabischen Golf ist ein gigantischer Industriekomplex geworden. Der bietet auch für deutsche Unternehmen interessante Auftragspotentiale. Der industrielle Mehrgewerkedienstleister ThyssenKrupp Xervon beispielsweise konnte bereits eine Reihe von Korrosions- und Brandschutzaufträgen sehr erfolgreich in Qatar abwickeln.

29.09.2006

"Wir haben uns hier mit unserer bisher geleisteten Arbeit einen sehr guten Ruf erworben. Sowohl bei den größten staatlichen Unternehmen Qatar Petroleum und QatarGas wie auch bei den meisten größeren Anlagenbauern", freut sich Axel Bub, Technischer Leiter der Xervon-Niederlassung in Qatar. Ein 50 Mitarbeiter starkes Team sanierte beispielsweise im vergangenen Jahr die Korrosions- und Brandschutzbeschichtung einer kompletten Gasproduktionsplattform im North-Field. Ebenso erfolgreich wickelte Xervon einen Sanierungsauftrag auf einer Offshore-Gasplattform von QatarGas ab - in nur drei Monaten. "Gute Arbeit spricht sich herum in einem Land, in dem viel Wert auf persönliche Empfehlungen gelegt wird", erklärt Bub. Wie überall zählen auch in Qatar vor allem hohe Arbeitsqualität und Termintreue.

Korrosionsschutz im Wüstensommer

In Ras Laffan hat Xervon beim Neubau der "ORYX-GTL Plant" - ein Joint Venture zwischen Qatar Petroleum und Südafrikas Sasol (South African Synthetic Oil) - innerhalb eines Jahres 50.000 Quadratmeter Großtanks beschichtet. In den GTL-Anlagen (Gas to Liquid) wird das Gas zu Flüssigprodukten verarbeitet. Das drei Milliarden US-Dollar teure Projekt ORYX ist seit März in Betrieb und produziert 34.000 Barrel Treibstoff pro Tag.

Für die Außen- und Innenbeschichtung an den 18 neuen Flüssigprodukt-Tanks mit Durchmessern von 72 Metern und einer Höhe bis zu 21 Metern war ThyssenKrupp Xervon verantwortlich - einschließlich des erforderlichen umfangreichen Gerüstbaus. Dass die Arbeiten innerhalb eines Jahres fertig gestellt werden konnten, ist wegen der extremen klimatischen Bedingungen keine Selbstverständlichkeit. Bei Temperaturen bis zu 48 Grad Celsius und Bedingungen im Tank wie in einem Backofen mussten die Arbeiten teilweise in die Nachtstunden verlegt und mit Ventilatoren für kühle Frischluftzufuhr gesorgt werden.

Das hört sich einfacher an als gemacht, denn mit der Abkühlung der Luft erhöht sich auch die relative Luftfeuchte, besonders wenn die Luft von der See kommt. "Wir mussten für eine exakte Überwachung des Taupunktes sorgen, denn bei mehr als 85 Prozent Luftfeuchte ist Schluss mit dem Beschichten", erinnert sich Bub. Diese Werte hielten manchmal tagelang, aber dank persönlichem Engagement einzelner Mitarbeiter konnte der Terminplan trotzdem eingehalten werden. In der Endphase des Projekts blieben die Operation-Manager täglich bis zu 16 Stunden vor Ort, um in Abstimmung mit dem Auftraggeber und anderen am Bau beteiligten Gewerken die Arbeit zu organisieren und jede Stunde effektiv zu nutzen. So ließen sich Entscheidungen unmittelbar vor Ort treffen, und alle Ressourcen konnten konzentriert eingesetzt werden.

Zukunftsmusik

Für den Bau der LNG-Anlage "Qatargas 2" hat sich ThyssenKrupp Xervon für die Ausführung der Korrosionsschutz- und Gerüstbauarbeiten beworben. Weitere Bewerbungen werden folgen. Denn in den nächsten zwanzig Jahren sind in Ras Laffan insgesamt 16 LNG- und sieben GTL-Projekte sowie fünf Gas- und sieben Ethylen-Anlagen geplant. Auch der Hafen, bereits jetzt der größte LNG Export-Hafen der Welt, wird weiter ausgebaut. Bis 2009 sollen zu den bestehenden vier Terminals noch sieben weitere hinzukommen.

Die Zukunft von Qatar liegt im Erdgas. Mit dem North-Field verfügt das Emirat über das größte zusammenhängende Erdgasvorkommen der Welt mit gesicherten ausbeutbaren Reserven von 900 Billionen Kubikfuß. Als Konsequenz aus der Entdeckung dieser riesigen Gasvorkommen entstand Ende der 90er Jahre nördlich von Doha die Ras Laffan Industrial City, welche bereits heute über die größten Gas-Verflüssigungsanlagen der Welt und einen eigenen Hafen verfügt. 2002 lag die Produktion von Flüssiggas bereits bei 13,5 Millionen Tonnen. Seit 2004 ist die LNG-Anlage "Qatargas 1" in Betrieb und produziert 10 Millionen Tonnen zusätzlich pro Jahr.
Quelle: UD
 
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