Energiewende
Klimakiller Palmöl
Weil viele Betreiber von Blockheizkraftwerken in Deutschland derzeit auf das im Vergleich zu Raps wesentlich billigere Palmöl umsteigen, muss in Asien immer mehr Urwaldfläche neuen Plantagen weichen. Nach Angaben des ARD-Magazins Report geraten die sonst klimafreundlichen Blockheizkraftwerke dadurch ins Zwielicht, da die nachhaltige Produktion des Öls in Asien völlig ungesichert ist. Zudem wird der Brennstoff über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) subventioniert - mit Geld, das auf die Stromrechnung der Verbraucher umgelegt wird.
15.03.2007
Wie Report München in seiner Sendung am Montag, dem 12.03.07,
berichtete, liegt die Stromerzeugung deutscher Blockheizkraftwerke
mittels Palmöl in diesem Jahr bei rund 1,3 Milliarden Kilowattstunden
(kWh). Das entspricht in etwa der gesamten Stromerzeugung aus
Solarenergie des Jahres 2005.
Die Betreiber von Blockheizkraftwerken nützen dabei eine Lücke im Gesetz: Unabhängig von der fragwürdigen Herkunft des verwendeten Palmöls bekommen sie allein 2007 mindestens 200 Millionen Euro aus der im Strompreis enthaltenen EEG-Umlage vergütet. Denn formal betrachtet, ist Palmöl genau wie Raps ein nachwachsender Rohstoff aus landwirtschaftlicher Produktion - unabhängig davon, wo er hergestellt wird.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht angesichts der paradoxen Entwicklung sogar die Wende zu mehr erneuerbaren Energien in Gefahr. Gabriel gegenüber Report München: "Das ist schon besorgniserregend: Jeder, der EEG-Strom benutzt, denkt er tut etwas Gutes, und wenn er das zum Teil durch die Zerstörung des Regenwaldes gemacht hat, dann sind wir kurz davor, den Sinn dieses Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu diskreditieren."
Die Kraftwerksbetreiber rechtfertigen den Einsatz von preiswertem Palmöl damit, dass sich Rapsöl als Brennstoff wegen des gestiegenen Marktpreises nicht mehr lohne. Außerdem verweisen einige darauf, das von ihnen verwendete Palmöl komme aus Altplantagen und erfülle Kriterien für nachhaltige Produktion, wie sie etwa von der Arbeitsgemeinschaft RSPO (Round Table on Sustainable Palmoil) entwickelt werden. Doch solche Rechtfertigungen lässt Axel Friedrich vom Bundesumweltamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelten: "Wenn hier jemand behauptet, er hat Palmöl von alten, bestehenden Plantagen gekauft, nimmt er aus dem System Palmöl heraus und erhöht den Druck, neue Palmölplantagen anzulegen zu Lasten des Urwaldes. Wer so etwas macht, macht Urwald kaputt. Jede zusätzliche Nachfrage nach Palmöl führt zu neuen Abholzungen."
Obwohl die Ölpalme grundsätzlich ein nachhaltiger und sehr ertragreicher Rohstoff ist, fällt wegen der aggressiven Flächennutzung in den tropischen Anbauländern die Klimabilanz von Palmölplantagen oftmals vernichtend aus - besonders dann, wenn Plantagen auf Torfböden angelegt werden. Denn in den Urwäldern und Torfsümpfen ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert. "Durch unkontrollierte Brände im Vorfeld der Errichtung von Palmölplantagen entweicht um ein Vielfaches mehr CO2 aus den Torfböden und Urwäldern, als durch Palmölplantagen und durch den Einsatz von Palmöl als Brennstoff später überhaupt wieder eingespart werden kann", warnt Professor Florian Siegert von der Uni München.
Der Druck auf den Bundesumweltminister wächst. Er prüfe derzeit sogar ein Importverbot. Dies habe aber wenig Aussicht auf Erfolg. Aus Gabriels Umfeld verlautet, dass eine geplante Novellierung des EEG darauf abziele, nur noch "nachweislich nachhaltiges Palmöl" zur Stromerzeugung zuzulassen.
Doch dafür braucht es ein Zertifizierungssystem, mit dem die Nachhaltigkeit kontrolliert werden kann - ein System, das nur im Verbund mit der EU und Palmölerzeugerländern wie Indonesien oder Malaysia und den Plantagenbetreibern funktionieren kann. Dieses Vorhaben bezeichnet Axel Friedrich vom Bundesumweltamt als "eine der schwierigsten Aufgaben, die das Amt hier in den letzten Jahrzehnten begonnen hat, weil viele Interessen und sehr viel Geld damit verbunden sind." Erste Vorschläge waren eigentlich für Juni dieses Jahres angekündigt. Doch bereits dieses Ziel wird nicht erreicht werden, so Friedrich.
Die Betreiber von Blockheizkraftwerken nützen dabei eine Lücke im Gesetz: Unabhängig von der fragwürdigen Herkunft des verwendeten Palmöls bekommen sie allein 2007 mindestens 200 Millionen Euro aus der im Strompreis enthaltenen EEG-Umlage vergütet. Denn formal betrachtet, ist Palmöl genau wie Raps ein nachwachsender Rohstoff aus landwirtschaftlicher Produktion - unabhängig davon, wo er hergestellt wird.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht angesichts der paradoxen Entwicklung sogar die Wende zu mehr erneuerbaren Energien in Gefahr. Gabriel gegenüber Report München: "Das ist schon besorgniserregend: Jeder, der EEG-Strom benutzt, denkt er tut etwas Gutes, und wenn er das zum Teil durch die Zerstörung des Regenwaldes gemacht hat, dann sind wir kurz davor, den Sinn dieses Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu diskreditieren."
Die Kraftwerksbetreiber rechtfertigen den Einsatz von preiswertem Palmöl damit, dass sich Rapsöl als Brennstoff wegen des gestiegenen Marktpreises nicht mehr lohne. Außerdem verweisen einige darauf, das von ihnen verwendete Palmöl komme aus Altplantagen und erfülle Kriterien für nachhaltige Produktion, wie sie etwa von der Arbeitsgemeinschaft RSPO (Round Table on Sustainable Palmoil) entwickelt werden. Doch solche Rechtfertigungen lässt Axel Friedrich vom Bundesumweltamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelten: "Wenn hier jemand behauptet, er hat Palmöl von alten, bestehenden Plantagen gekauft, nimmt er aus dem System Palmöl heraus und erhöht den Druck, neue Palmölplantagen anzulegen zu Lasten des Urwaldes. Wer so etwas macht, macht Urwald kaputt. Jede zusätzliche Nachfrage nach Palmöl führt zu neuen Abholzungen."
Obwohl die Ölpalme grundsätzlich ein nachhaltiger und sehr ertragreicher Rohstoff ist, fällt wegen der aggressiven Flächennutzung in den tropischen Anbauländern die Klimabilanz von Palmölplantagen oftmals vernichtend aus - besonders dann, wenn Plantagen auf Torfböden angelegt werden. Denn in den Urwäldern und Torfsümpfen ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert. "Durch unkontrollierte Brände im Vorfeld der Errichtung von Palmölplantagen entweicht um ein Vielfaches mehr CO2 aus den Torfböden und Urwäldern, als durch Palmölplantagen und durch den Einsatz von Palmöl als Brennstoff später überhaupt wieder eingespart werden kann", warnt Professor Florian Siegert von der Uni München.
Der Druck auf den Bundesumweltminister wächst. Er prüfe derzeit sogar ein Importverbot. Dies habe aber wenig Aussicht auf Erfolg. Aus Gabriels Umfeld verlautet, dass eine geplante Novellierung des EEG darauf abziele, nur noch "nachweislich nachhaltiges Palmöl" zur Stromerzeugung zuzulassen.
Doch dafür braucht es ein Zertifizierungssystem, mit dem die Nachhaltigkeit kontrolliert werden kann - ein System, das nur im Verbund mit der EU und Palmölerzeugerländern wie Indonesien oder Malaysia und den Plantagenbetreibern funktionieren kann. Dieses Vorhaben bezeichnet Axel Friedrich vom Bundesumweltamt als "eine der schwierigsten Aufgaben, die das Amt hier in den letzten Jahrzehnten begonnen hat, weil viele Interessen und sehr viel Geld damit verbunden sind." Erste Vorschläge waren eigentlich für Juni dieses Jahres angekündigt. Doch bereits dieses Ziel wird nicht erreicht werden, so Friedrich.
Quelle: UD