Energiewende

Biomasse muss ihr „grünes Image“ verteidigen

„Energie aus Biomasse ist derzeit eines der meist diskutierten Themen im Bereich der Erneuerbaren“, sagte Umweltminister Gabriel in seiner Eröffnungsrede der 15. Europäischen Biomassekonferenz. Kontrovers, in Teilen einseitig und verfälscht, versuche mancher Kritiker derzeit am „grünen Image“ der Bioenergie zu kratzen, so ein anderer Konferenzteilnehmer gegenüber dem Europressedienst.

29.05.2007

Und in der Tat mehren sich in der Öffentlichkeit jene Stimmen, die der Bioenergie ihre ökologische Nachhaltigkeit absprechen wollen und - unter Heranziehen von Negativbeispielen wie der Palm-Öl Gewinnung in Indonesien - die gesamte Branche in Misskredit bringen. Tatsächlich - das bestätigt etwa Hermann Scheer, Vorsitzender des Internationalen Parlamentarier-Forums Erneuerbare Energien und Träger des alternativen Nobelpreises - kann man bei der Gewinnung von Bioenergie, oder vielmehr beim Anbau der energetischen Trägerstoffe, „sehr vieles richtig, aber eben genauso viel auch falsch machen“. Aus diesem Grund mahnten die Parlamentarier fast einstimmig, dass es auf vernünftige Konzepte zum Anbau von Biomasse ankomme.

Derzeit werden weltweit zwar erst rund 11 Prozent des Primärenergiebedarfes aus Biomasse gedeckt, aber dennoch befürchten Kritiker schon jetzt eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Das Mais, Getreide und Zuckerrüben zukünftig eher im Benzintank als auf dem Teller landen, ist für Peter Paziorek, parlamentarischer Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, ein Szenario, dem er entschieden widersprach. Diese Diskussion, so Paziorek, sei eine konstruierte Debatte, die mit der Realität wenig gemein habe.

Dabei ist Biomasse laut Hermann Scheer „im eigentlichen Sinn gar keine ‚erneuerbare’ Energiequelle“. Nur wenn durch geeignete landwirtschaftliche Konzepte sichergestellt werde, dass die Biomasse auch in Zukunft verfügbar bleibt, habe man eine vernünftige, nachhaltige Energiequelle. Zahlreiche Teilnehmer forderten vor diesem Hintergrund eine Zertifizierung der Bioenergie, etwa durch ein Gütesiegel, das eine umweltschonende Energiegewinnung sicherstelle. Hier seien die politischen Entscheidungsträger gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Außerdem müsse bei der Diskussion um die Versorgungssicherheit stets die gesamte Bandbreite des Erneuerbare-Energien-Portfolios im Blick behalten werden, ergänzte Wolfgang Palz, Vorsitzender der Weltrats für Erneuerbare Energie. Im Bereich Solar und Windkraft sei Deutschland schon Weltmeister. Nun müsse das Land auch bei der Biomasse eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn: Nur im direkten Zusammenspiel mit den andere Erneuerbaren, wie Solar, Wind- oder Wasserkraft könne auch langfristig eine ausreichende Energieversorgung sichergestellt werden.

Einspeisevergütung für Biogas?

Auch Hans-Josef Fell, Mitglied des Deutschen Bundestages, unterstrich, dass „alle Energiequellen im Blick behalten werden müssen.“ Zudem forderte der Bündnis-Grüne mit Nachdruck die „Aufhebung der Biodiesel-Besteuerung“. Es sei unverständlich, dass eine derart neue Technologie durch unsinnige Steuerinstrumente ausgebremst werde, sagte er dem EuPD Europressedienst. Die wohl kostspieligste Forderung - neben einer Nachhaltigkeitsverordnung, zusätzlichen Forschungsmitteln und einer Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes - stellt aber Fells Forderung nach einem Einspeisegesetz für Biogas dar. Der Parlamentarier bestätigte gegenüber EuPD Europressedienst, dass er ein Einspeisegesetz für dringend erforderlich halte. „Nur so kann die Innovationshürde bei der Bioenergie übersprungen werden und neue Akteure für die Biogaserzeugung gewonnen werden“, so Fell. Auf Nachfrage unterstrich er, dass sich die Einspeise-Tarife etwa an denen für Windenergie ausrichten könnten und schlug eine Förderlaufzeit von etwa 15 Jahren pro Biogas-Anlage vor.

Ähnlich ehrgeizig mutet auch das europäische Ziel an, bis 2050 die gesamte Energieversorgung auf die verschiedenen Standbeine der Erneuerbaren zu verteilen. Alfons Gonzaléz-Finat, Generaldirektor Transport und Energie bei der Europäischen Kommission, sieht eine solche Zielsetzung durchaus als realistisch an. Welche Strategien die Kommission dafür konkret vorsieht, ließ Gonzalés-Finat jedoch offen. „Erst einmal werden wir mit den Mitgliedsstaaten die Aktionspläne für 2020 besprechen. Dann wird man weitersehen“, so der europäische Generaldirektor. Bis Oktober dieses Jahres wolle die EU dann Einzelheiten der Klimaschutzziele veröffentlichen.
Quelle: EuPD
 
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