Energiewende

Biomasse schafft nur zehn Prozent des weltweiten Energiebedarfs

Nachhaltig produzierte Bioenergie kann bis zur Mitte dieses Jahrhunderts etwa ein Zehntel des weltweiten Bedarfs an Primärenergie decken. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung", die vom Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU) an die Deutsche Bundesregierung übergeben wurde. Tim Beringer und Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) haben Modellierungs-Ergebnisse für das Gutachten geliefert und zeigen, dass der Anbau von Energiepflanzen in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln und zum Erhalt von Wäldern steht.

08.12.2008

"Die Diskussion um die umfangreiche Nutzung von Bioenergie gibt es nun schon etwas länger. Die Begeisterung dafür war anfangs sehr groß", so Beringer. Mittlerweile habe man jedoch festgestellt, dass die Anbauflächen weltweit viel zu klein sind, um den stetig steigenden Energiebedarf allein mit Biomasse zu decken. Zwei Dinge müssten nach Ansicht der Forscher zudem besonders berücksichtigt werden: "Die Ernährungssicherheit und der Naturschutz müssen gegen die Kostenminderung und der Treibhausgasreduktion abgewogen werden. Daher bleibt als eine der wesentlichen Fragen im Gesamtzusammenhang, welches der Art von Biomassenutzung auch tatsächlich sinnvoll ist", so der Forscher. Dass etwa Biomasse einen Teil der Kohlekraftwerke in der Stromproduktion ersetzen könne, stehe außer Zweifel. "Optimal geeignet sind dafür etwa Blockkraftwerke in industriellem Maßstab in Verbindung mit der Abscheidung und Speicherung vonCO2." Solche Kraftwerke könnten künftig sogar "negative Emissionen" erzeugen. Einerseits könnten zur Befeuerung solcher Kraftwerke Abfall- und Reststoffe oder aber auch schnellwachsende Energiepflanzen verwendet werden.

Bioenergieproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen, die benötigt werden, um den steigenden Nahrungsmittelbedarf zu decken, sehen die Forscher jedoch nicht als Option. Die PIK-Forscher kommen zum Schluss, dass selbst bei einer vergleichsweise moderaten Nutzung voraussichtlich Restwälder in Europa und den USA zu Anbauflächen umgewandelt werden würden. "Allein die Freisetzung des gebundenen Kohlenstoffs lässt die Energiebilanz negativ ausfallen", so Beringer. Es ergebe keinen Sinn, den Klimawandel mit Bioenergie zu begrenzen, wenn dabei Schäden angerichtet werden, die mit den Folgen des Klimawandels vergleichbar sind.

Die Studie komme zum Schluss, dass bis 2050 weltweit maximal zehn Prozent des Primärenergiebedarfs damit gedeckt werden können. Der WBGU, dem Stefan Rahmstorf und PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber angehören, gibt für die nachhaltige Nutzung von Bioenergie ein Potenzial von 80 bis maximal 170 Exajoule (EJ, Trillionen Joule) im Jahr 2050 an. Rund 50 Exajoule pro Jahr könnten aus der Verwertung von Abfallstoffen wie Restholz, Gülle oder Stroh gewonnen werden. Diese sollten verstromt werden, empfiehlt der WBGU, da dies kaum Risiken für Böden, Wasser oder Klima berge. Der Maximalwert von 170 EJ Bioenergie pro Jahr werde sich dagegen wahrscheinlich nicht realisieren lassen. Zum Teil sprechen wirtschaftliche Gründe gegen die volle Ausnutzung der möglichen Anbauflächen und zum Teil liegen diese in politischen Krisengebieten.

Das Potenzial der Bioenergie beeinflusst die Kosten für den Klimaschutz maßgeblich. Je höher das Potenzial, umso geringer sind die Gesamtausgaben zum Erreichen des Ziels, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Quelle: pte
 
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