Gegenwind für Offshore-Windparks
Windkraftanlagen auf hoher See, so genannte Offshore-Windparks, werden zumindest mittelfristig weniger Energie liefern als erhofft. Während die Bundesregierung bislang davon ausgeht, dass Offshore-Anlagen im Jahr 2025 eine Leistung von bis zu 25.000 Megawatt (MW) bereit stellen, halten Branchenexperten lediglich 16.000 MW für realistisch. "Die Offshore-Windenergie ist zweifellos ein enormer Wachstumsmarkt. Doch gibt es noch viele Unwägbarkeiten bei der Anlagentechnologie, der Anbindung an die Stromnetze und nicht zuletzt der Anlagenwartung. Riskante Investments sind im gegenwärtigen Finanzmarktumfeld nur schwer zu realisieren", erläutert Heiko Stohlmeyer, Finanzierungsexperte für erneuerbare Energien bei PricewaterhouseCoopers (PwC).
09.12.2008
Derzeit sind 16 der 29 in Nord- und Ostsee genehmigten Offshore-Projekte in Besitz von Energieversorgungsunternehmen. Während für die großen Konzerne eine Finanzierung aus Unternehmensmitteln möglich ist, setzen andere Unternehmen auf eine Projektfinanzierung, also die Refinanzierung ihrer Investition durch Erträge aus dem Windpark. In der aktuellen Situation an den Finanzmärkten lassen sich Kapitalgeber allerdings nur zögerlich auf dieses Arrangement ein.
"Wir erwarten, dass die ersten kommerziellen Offshore-Windparks von den Energieversorgern errichtet werden. Dabei dürfte es sich um zunächst kleinere Projekte handeln. Große projektfinanzierte Windparks werden folgen, sobald die technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit hinreichend belegt ist", prognostiziert Heiko Stohlmeyer.
Wartung bereitet Sorgen
Obwohl zumindest bis zu Beginn der Finanzkrise ausreichend Kapital für die Finanzierung von Offshore-Windparks vorhanden war, haben bislang weder Energiekonzerne noch Projektfinanzierer eine Entscheidung für den Bau eines größeren Windparks gefällt. Gründe für die Zurückhaltung sind in erster Linie die Risiken bei Bau und Betrieb der Anlagen.
Selbst die Lieferanten der Windkraftanlagen betrachten die Sicherstellung des Betriebs als "erhebliche Herausforderung". "Die Errichtung kommerzieller Parks mit 80 Windkraftanlagen weit vor der Küste ist derzeit ein kaum belastbar kalkulierbares Risiko. Es gibt zu wenig Erfahrungswerte etwa dazu wie Wartungsteams Offshore-Anlagen bei schlechtem Wetter und starkem Seegang erreichen können. Längere Betriebsstörungen können die Wirtschaftlichkeit des Projektes erheblich negativ beeinflussen", kommentiert Heiko Stohlmeyer.