Energiewende

Investitionsstopps lassen Ölpreis explodieren

Weil viele große Ölkonzerne Investitionen bei Förderprojekten immer stärker zurückfahren, droht neben einem mittelfristigen Versorgungsengpass auch eine Preisexplosion. Laut einer Branchenuntersuchung der Beratungsgesellschaft Cambridge Energy Research Association, besteht die Gefahr, dass Projekte mit einem Volumen von 7,6 Mio. Barrel täglich verzögert oder komplett auf Eis gelegt werden.

03.04.2009

Foto: BP
Foto: BP
Für die globale Fördertätigkeit hätte dies zur Folge, dass 2014 nur noch 101,4 Mio. Barrel gefördert würden. Weil die Experten zuvor noch von rund 109 Mio. Barrel ausgegangen waren, wird der aktuelle Preis von 50 Dollar pro Barrel dann nicht mehr zu halten sein. "Die Finanz- und allgemeine Wirtschaftskrise verschärft die ohnehin angespannte Situation am weltweiten Ölmarkt. Da die Nachfrage künftig wieder anziehen wird und der Zugang zu ertragreichen Fördergebieten nicht nur sehr teuer ist, sondern auch politisch in vielen Fällen nicht gewollt wird, gehe ich von einem drastischen Preisanstieg ab 2012/2013 aus", erläutert David Wech, Head of Energy Studies bei JBC Energy. Dass die Befürchtungen des Experten nicht unbegründet sind, zeigt sich unter anderem auch an den Reaktionen von Nobuo Tanaka, Vorsitzender der Internationalen Energieagentur, und dem Total-Chef Christophe de Margerie. Letzterer hat Zweifel daran, dass die Industrie in den kommenden zehn Jahren 90 Mio. Barrel täglich fördern könnte.

Weil Ölgiganten wie Royal Dutch Shell oder BP im Zuge der Wirtschaftskrise immer mehr dazu übergehen, Neuinvestitionen aufzuschieben oder in Boom-Länder wie Indien oder China zu verlagern, könnte dies schon bald für die europäische Wirtschaft ein Massensterben von Raffinerien nach sich ziehen. Die Rückstellung von Investitionen der Ölkonzerne könnte zur Verknappung des Angebots wie in den 1980er Jahren führen. Um den Preis zu stabilisieren, hatte die Organisation Erdöl exportierender Länder entschieden, die Förderung seit September 2008 um 4,2 Mio. Barrel täglich zu drosseln - mehr als 80 Prozent davon sind bereits umgesetzt.

Aktuellen Erhebungen der Beratungsfirma Oil Movements nach liefert das Kartell in den vier Wochen bis zum 11. April nur noch 22,2 Mio. Barrel täglich. Sollte sich die Ölindustrie aufgrund des niedrigen Ölpreises weiter auf die sofortige Lieferung konzentrieren und dabei die langfristigen Preiserwartungen ignorieren, könnte sie den Fehler der 1980er und 1990er Jahre wiederholen, befürchten Analysten. Eine Preisrally wäre dann kaum noch abzuwenden. Der Preisanstieg muss mit Blick auf die sich langsam stabilisierende Nachfrage nach Benzin gesehen werden. Angaben des US-Energieministeriums zufolge ist der Benzinverbrauch nach einem längeren Einbruch gestiegen. So legte der Benzinpreis in den USA, dem größten Öl- und Energieverbraucher, allein in der vergangenen Woche durchschnittlich um fünf Cent auf 196,2 Cent je Gallone (3,78 Liter) zu - dies ist der größte Anstieg seit Anfang Februar.
Quelle: UD / pte
 
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