UniCredit: Ausblick zum Ölpreis und CO2-Emissionsrechtehandel
Die UniCredit erwartet, dass sich der Ölpreis (Brent) in diesem sowie im kommenden Jahr weiter auf dem hohen Niveau von rund 100 USD bewegen wird. Aufgrund des Konfliktes in Nordafrika ist der Kurs in den vergangenen Tagen um mehr als 10 Prozent gestiegen. „Der Ölpreis hat aktuell ein sehr hohes Niveau erreicht. Wir befürchten allerdings, dass die OPEC auch bei einem dauerhaften Überschreiten der 100 USD Marke die Ölförderung nicht erhöht", sagt Jochen Hitzfeld, Rohstoff-Experte im Economic Research der UniCredit.
10.02.2011
Noch sind die Industrielagerbestände innerhalb der OECD mit 2,75 Mrd. Fass und einer Reichweite von ca. 60 Tagen auf hohem Niveau. Die UniCredit erwartet aber einen kontinuierlichen Rückgang der Lagerbestände, der schon im dritten Quartal - also vor Beginn der Wintersaison - zu einer Erhöhung der OPEC-Förderung führen könnte. Im Gegensatz zu 2008, als der Ölpreis mit 147 USD je Fass ein Rekordhoch erreichte und die freie Förderkapazität lediglich circa zwei Millionen Barrel pro Tag (mb/d), ist diese heute auf 5,5 mb/d gestiegen.
Während die Rohölsorte Brent in den vergangenen Tagen auf rund 100 USD gestiegen ist, liegt WTI mit 85 USD noch deutlich darunter. Damit hat der Abstand zwischen den Rohölsorten WTI und Brent von ca. 12 USD im Januar eine historische Höchstmarke erreicht. Die Ursache hierfür liegt in den individuellen Problemen beider Benchmarks. WTI wird gegenwärtig mit einem Abschlag gehandelt, da die Lagerbestände am Erfüllungsort für den WTI Kontrakt in Cushing/Oklahoma bis zur Kapazitätsgrenze gefüllt sind. Brent ist dagegen relativ teuer, da der saisonale Förderrückgang in der Nordsee besonders stark ausfiel. Zudem hat die Nachfrage in Europa angezogen. An den Futuresmärkten wird für die nächsten sechs Monate eine unveränderte Entwicklung bei Brent und ein Anstieg von WTI um rund 7 USD erwartet.
Für die Industrie ist der stetig steigende Ölpreis einer der entscheidenden Kostenfaktoren und der effiziente und umweltschonende Umgang mit Energierohstoffen daher eines der zentralen Themen. Mit Kosten verbunden ist aber nicht nur die Beschaffung von Energierohstoffen, sondern auch der Verbrauch, der mit dem CO2-Emissionsrechtehandel reguliert werden soll.
Der Start der nächsten Stufe des CO2-Emissionsrechtehandels im Jahr 2013 bringt eklatante Veränderungen mit sich:
- Stromerzeuger bekommen ab 2013 für die Stromproduktion keine kostenlose Zuteilung
von CO2- Emissionsrechten mehr.
- Industrieunternehmen erhalten ab 2013 eine kostenlose Zuteilung nur auf Basis der
bestmöglichen Technologie in Europa und ihrer historischen Produktionsniveaus.
- Neue Branchen und Sektoren (Flugverkehr und Chemieindustrie) werden ab 2013 in den
Emissionshandel mitintegriert und erhalten eine kostenlose Zuteilung nur auf Basis der
bestmöglichen Technologie in Europa und ihrer historischen Produktionsniveaus.
- Ca. 50 Prozent der jährlich zur Verfügung gestellten Zertifikate durch die EU-Staaten
werden auktioniert.
- Der Zertifikatebedarf der Industrieunternehmen und Stromerzeuger muss durch die
Teilnahme an staatlichen Auktionen oder Zukäufe am Markt gedeckt werden.
- Die maximale in Europa zur Verfügung stehende Zertifikatemenge ist beschränkt und wird jährlich reduziert.
„Die meisten Unternehmen rechnen langfristig mit Preiserhöhungen für die Emissionsrechte. Einige beginnen daher bereits jetzt mit Eindeckungskäufen für die Phase III", sagt Heiko Siemann aus dem Carbon Solutions Team der UniCredit. „Das ist einer der Gründe, warum wir davon ausgehen, dass der Preis für die CO2-Emissionsrechte bis Ende 2011 auf 20 Euro pro EUA ansteigen wird." Eine EUA berechtigt zur Emittierung von einer Tonne Kohlendioxid. Auch die anziehende Konjuntur trägt dazu bei: Die Produktionsniveaus steigen an, was zu geringeren EUA-Überschüssen in der Industrie als in den letzten Jahren führen wird. Des Weiteren hat sich seit Cancún die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung des EU-Emissionsreduktionsziels erhöht.