Fossile Energien: China sorgt für Boom
Der Deloitte „Oil and Gas reality check 2011" sieht Asien als zentralen Einflussfaktor für die globalen Energiemärkte. Die weiter stark zunehmende Bedeutung der asiatischen Volkswirtschaften, ihre Dynamik sowie der asiatische Anteil an der Weltbevölkerung sind wesentliche Treiber. Daraus resultiert ein immenser Energiebedarf. So hat der Run der asiatischen Staaten auf die sogenannten unkonventionellen Gasvorkommen bereits begonnen. Insgesamt spielt das Unconventional Gas eine immer wichtigere Rolle. In Bezug auf die Strategie von globalen und staatlichen Erdöl- und Gasunternehmen ist zu erkennen, dass die Erschließung alternativer Energien spezialisierten Unternehmen überlassen wird, obwohl der Anteil alternativer Energie am Gesamtvolumen stetig wächst. Beim Öl wird die Nordsee trotz weltweiter Suche nach neuen Vorkommen auch weiterhin eine wichtige Ressource bleiben.
28.02.2011
Tiefseebohrung: Risikomanagement rückt in den Fokus
Bei der Ölförderung hat die Katastrophe im Golf von Mexiko nicht nur für die Umwelt gravierende Folgen: Zwar werden die Tiefseebohrungen weitergehen, jedoch unter veränderten Vorzeichen - das Risikomanagement spielt eine deutlich größere Rolle. Bei der regionalen Gewichtung von Erschließungs- und Förderaktivitäten wird die Nordsee auch in den kommenden Jahren eine feste Größe darstellen, allerdings eher bei kleinen, schnell zu erschließenden Feldern - Branchenexperten erwarten hier die Entwicklung von wirtschaftlichen Standardverfahren.
Boom bei unkonventionellem Gas
Einen Boost prognostizieren die Experten bei unkonventionellem Gas, also Erdgas aus alternativen Quellen wie Schiefer. Neu entdeckte Vorkommen in den USA eröffnen Perspektiven auf weitgehende Importunabhängigkeit oder sogar Exporte. Der derzeit noch niedrige Preis wird deutlich steigen. Auch China verstärkt seine Erschließung von unkonventionellen Gasvorkommen und damit die Bemühungen um Autarkie. Im Reich der Mitte wird allein der Bedarf an konventionellem flüssigen Erdgas (LNG) bis 2030 um 41 Prozent ansteigen.
Mit Russland und China werden in den kommenden Jahren zwei Schwergewichte der Öl- und Gasförderung stärker zusammenfinden. Der Fertigstellung der Eastern Sibiria-Pacific Ocean Pipeline werden Joint Ventures von Unternehmen beider Länder folgen, auch andere asiatische Länder verstärken ihre energiespezifischen Beziehungen zu Russland. Zudem streben asiatische Staatsunternehmen vermehrt den Einstieg bei internationalen Energiegiganten an. Den Anfang machte die südkoreanische KNOC, andere werden folgen.
Klassische „Ölstaaten" geraten ins Hintertreffen
Problematisch ist die Situation im Nahen Osten: Trotz Rohstoffreichtum droht vielen Staaten eine Verknappung der Gasversorgung, was unter anderem mit der Subventionspolitik vieler Regierungen zusammenhängt: die Unternehmen exportieren lieber dorthin, wo sie höhere Preise erzielen können. Zudem fehlen vielerorts notwendige Investitionen in die Infrastruktur.
Das Thema alternative Energien gewinnt zwar stetig an Bedeutung und ihr Anteil nimmt zu. Unabhängig davon sind die mittelfristigen Zukunftsaussichten für fossile Energieträger weiter glänzend. Die Folge ist, dass sich die Öl- und Gasunternehmen auf ihre Kernkompetenzen beschränken (können) und das Feld der alternativen Energien kleinen Spezialisten überlassen.
„Trotz guter Aussichten ist die internationale Öl- und Gasbranche von der immer aufwändigeren Erschließung und Förderung entsprechender Vorkommen über die Deckung des rapide steigenden weltweiten Bedarfs bis hin zu politischen Diskursen und dem Risikomanagement gefordert. Diese Herausforderungen kann sie nur bewältigen, wenn die einzelnen Unternehmen bereit sind, Partnerschaften einzugehen. Große internationale Konzerne, nationale Öl- und Gasgesellschaften sowie Politik und Öffentlichkeit sind die Player in einem Prozess, der immer mehr Kooperation und Abstimmung verlangt", schließt Hans Günter Wolf.