Energiewende

Mit Energieeffizienz die Energiewende schaffen

Europa könnte seinen Energieverbrauch durch die Steigerung der Energieeffizienz wesentlich senken. Während in Folge der Atomkatastrophe in Japan und der Diskussion über eine Energiewende die Aktienkurse der Solar- und Windkraftunternehmen in die Höhe schießen, wird das Potenzial einer systematischen Einsparung von Energie weitgehend vernachlässigt. Der neue „Theme Report Energy Efficiency“ der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research AG und des europäischen Dachverbandes für nachhaltige Kapitalanlagen, Eurosif, zeigt Energieeinsparpotenziale und wichtige Treiber für Energieeffizienz in verschiedenen Sektoren auf. Dargestellt werden auch die Bedeutung des Finanzmarktes für die Förderung von Energieeffizienz und die Möglichkeiten für Investoren, davon zu profitieren.

27.04.2011

Der Energie-Bedarf älterer Gebäude ließe sich durch Sanierungsmaßnahmen um durchschnittlich 50 Prozent reduzieren. Foto: Thomas Klewar/KfWBildarchiv
Der Energie-Bedarf älterer Gebäude ließe sich durch Sanierungsmaßnahmen um durchschnittlich 50 Prozent reduzieren. Foto: Thomas Klewar/KfWBildarchiv
Das im Rahmen der europäischen Woche für nachhaltige Energie veröffentlichte Hintergrundpapier beleuchtet Herausforderungen, Stand und Perspektiven der Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in acht Branchen: Maschinenbau, Metallproduktion, Transport und Logistik, Energieerzeugung, Immobilien, Zementherstellung, Chemie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie. Während beispielsweise im Maschinenbau vorrangig Maßnahmen zur Reduzierung von Energie- und Treibstoffverbrauch von Produkten erforderlich sind, liegt der Schwerpunkt in der Metallbranche auf der energieeffizienten Produktion, zum Beispiel durch den Einsatz sekundärer Rohstoffe. Die von oekom research analysierten Kupferproduzenten weisen hinsichtlich der Energieintensität eine Spanne von zwischen sechs und 75 Gigajoule pro Tonne auf. Dies verdeutlicht das enorme Einsparpotenzial bei weniger energieeffizient arbeitenden Herstellern.

Immobilienbranche hat bis zu 90 Prozent Energieeinsparpotenzial

Für die Immobilienbranche besteht die Herausforderung in der konsequenten Umsetzung verbindlicher Richtlinien und Maßnahmen für Energieeffizienz. Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit lässt sich speziell der Bedarf älterer Gebäude durch Sanierungsmaßnahmen wie Wärmedämmung um durchschnittlich 50 Prozent und in Einzelfällen um bis zu 90 Prozent reduzieren. Sophie Rahm, Head of Research von Eurosif, erklärt: „Energieeffizienz betrifft alle Branchen und muss auf unterschiedlichen Ebenen thematisiert werden. Besondere Bedeutung kommt dem Immobiliensektor zu, in dem die Energieeffizienz durch Sanierungsmaßnahmen wesentlich verbessert werden kann. Investoren wie gesetzliche Vorschriften sind gleichermaßen wichtige Katalysatoren für Veränderungen in diesem Bereich.”

Die EU Kommission sieht insgesamt mehr als 27 Prozent

Energieeinsparpotenzial im Immobilienbereich, rund 25 Prozent in der produzierenden Wirtschaft und etwa 26 Prozent im Verkehrssektor. Um diese Möglichkeiten auszuschöpfen, hat die Kommission eine Reihe von Aktionsplänen und Richtlinien verabschiedet, die zum Teil direkte Auswirkungen auf die Gestaltung der Produktionsprozesse in den Unternehmen und auf deren Produkte haben. Dazu zählen beispielsweise Vorgaben zu einem umweltverträglichen Design oder zur Energiekennzeichnung von Produkten.

Energieverbrauch zunehmend Kriterium für Kaufentscheidungen

Die Unternehmen werden jedoch nicht nur von der Politik in die Pflicht genommen. Auch bei Geschäfts- und Privatkunden sowie in der öffentlichen Beschaffung rückt der Energieverbrauch von Produkten bei der Kaufentscheidung zunehmend in den Fokus: So achten beim Autokauf fast alle deutschen Verbraucher auf den Spritverbrauch, und beim Erwerb eines Fernsehers hat für den Großteil der Käufer der Stromverbrauch eine wichtige Bedeutung. Die Aufmerksamkeit für diese Produkteigenschaft wird durch die Ausweitung der Kennzeichnungspflicht in der Zukunft noch weiter steigen.

Schließlich kommt Druck auch von der Kostenseite. „Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse energieeffizient gestalten und ihre Kunden durch die Beschaffenheit ihrer Produkte dabei unterstützen, selbst Energie zu sparen, erarbeiten sich Vorteile im internationalen Wettbewerb“, erklärt Rolf D. Häßler, Director Product & Market Development bei oekom research.

Finanzmarkt als Hebel für die Entwicklung von Energieeffizienz

Die Ergebnisse der in dem Theme Report vorgestellten Branchenanalysen sind auch für den Finanzmarkt relevant. Denn die Frage, ob Unternehmen energie- und damit kosteneffizient arbeiten und Produkte anbieten, die am Markt erfolgreich sein können, wird bei der Kapitalanlage eine immer wichtigere Rolle spielen. Gleichzeitig kann der Finanzmarkt beispielsweise über die Bereitstellung von Risikokapital für innovative Effizienztechnologien die Entwicklung aktiv fördern. „Dem Finanzmarkt kommt bei der Steigerung der Energieeffizienz eine zentrale Rolle zu“, resümiert Häßler. „Die Finanzierungs- und Anlagepolitik kann der Wirtschaft wichtige Impulse für mehr Energieeffizienz geben.“

Quelle: UD / pm
 
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