Energiewende

Woher kommt die Energie von Morgen?

In wenigen Wochen will die Europäische Union ihre Szenarien für die Energie der Zukunft vorstellen, die „Energy Roadmap 2050“. Schon vorab ist die Aufregung groß über etwaige Preissteigerungen. Hinter solchen Abschätzungen aber stehen wissenschaftliche Modelle: Nachbildungen der Wirklichkeit im Computer, die mit Blick auf den Klimaschutz Kosten und Nutzen eines Umbaus unseres Energiesystems durchrechnen. Jetzt trafen sich die wichtigsten Entwickler solcher Modelle im Rahmen des Energy Modeling Forum (EMF), das an der US-Elite-Uni Stanford beheimatet ist, erstmals am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

15.11.2011

Foto: Tellmewhat/flickr.com
Foto: Tellmewhat/flickr.com
„Gemeinsam wollen wir jetzt die einzelnen Technologien unter die Lupe nehmen, von Windkraft bis Kernkraft“, erklärt Elmar Kriegler vom PIK. „Es geht um deren Bedeutung für das gesamte Energiesystem - die Untersuchung durch das European Modeling Forum könnte hier wissenschaftlich ein Riesenschritt nach vorn sein.“ Kriegler ist Mitglied des Leitungsgremiums der neuen EMF-Studie und zugleich einer der Leitautoren zum Thema Klimaschutz im nächsten großen Bericht des Weltklimarats IPCC. Für diesen sind globale Szenarien zur Minderung zukünftiger Treibhausgas-Emissionen von entscheidender Bedeutung.

„Die Politik braucht Grundlagen für ihre Entscheidungen - dazu gehört es, die Optionen klar zu benennen. Und diese Optionen werden durch das Durchspielen verschiedenster Szenarien ausbuchstabiert“, so Kriegler. „Genau dies soll in der EMF-Studie durch breit angelegte Vergleiche von Modellergebnissen geschehen.“ Bisher konzentrierte sich das EMF auf die Analyse von Energie- und Klimaschutzszenarien für die USA und die Weltgemeinschaft. Mit Unterstützung des PIK wurde nun erstmals auch die Untersuchung solcher Szenarien für Europa ins Programm genommen - hier fehlte bislang eine wirklich umfassende wissenschaftliche Diskussion.

Potsdamer Forscherin koordiniert europaweiten Vergleich

Das Treffen war deshalb auch der Startschuss für einen systematischen Vergleich von Energiemodellen für Europa, mit denen mehr als ein Dutzend Wissenschaftlerteams die Zukunft der Energieversorgung simulieren. Auch die Entwickler jenes Modells sind dabei, das den aktuellen EU-Szenarien zugrunde liegt. Dieser Vergleich wird unter dem Dach des European Modeling Forum von der PIK-Wissenschaftlerin Brigitte Knopf koordiniert. „Wir werden die technische Machbarkeit, die Kosten, aber auch die Unsicherheiten bei der Umsetzung der Klimaschutzziele der EU analysieren“, erklärt Knopf. „Dabei sollen verschiedene gangbare Pfade aufgezeigt werden - Modellvergleiche sind wichtig um zu verstehen, wie verlässlich diese zum Ziel führen oder wie steinig sie sind.“

Nachdem das PIK kürzlich mit einer Studie zum von der Bundesregierung geplanten Atomausstieg mit Fakten zur Kostendebatte beigetragen hat, soll nun neben Deutschland vor allem Europa Schwerpunkt einer neuen Arbeitgruppe am PIK werden. Diese wurde anlässlich des internationalen Modellierer-Treffens ins Leben gerufen - bislang haben auch die Potsdamer Forscher in erster Linie weltweite Energieszenarien untersucht. „Europa ist für den globalen Klimaschutz immens wichtig“, sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK. „Wenn wir bei uns keine realen Fortschritte vorweisen können, kommen auch anderswo die Bemühungen um mehr Klimaschutz unter Druck.“ Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Klimaschutz des IPCC betonte er die Bedeutung der Modellvergleiche im EMF für den nächsten Bericht des Weltklimarats. „Erst dadurch wird es möglich, das Problem Klimawandel seriös anzugehen.“

Ein Forum von Wissenschaftlern, aber auch Ölkonzernen wie Exxon

Das European Modeling Forum hat zum Ziel, Probleme von Energie und Umwelt besser zu verstehen. Hierfür macht es die kollektive Expertise der Fachleute auf diesem Gebiet nutzbar. Beteiligt sind wissenschaftliche Institutionen wie das Massachusetts Institute of Technology oder die britische Universität Oxford, Organisationen wie das Electric Power Research Institute, aber auch Unternehmen wie der Ölkonzern Exxon oder Électricité de France.
Quelle: UD / pm
 
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