Energiewende
Nachhaltigkeits-Branchenreport zur Energiewende: Perspektiven für Erneuerbare
Zweistellige Wachstumsraten während der letzten zehn Jahre verdeutlichen die ungebremste Entwicklung der erneuerbaren Energien. Zusätzliche Technologien wie Meeresenergie und Geothermie können den Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion nochmals steigern. Dadurch gewinnen neue Herausforderungen wie Energiespeicherung, Netzintegration und -stabilisierung an Bedeutung. Die veränderten Rahmenbedingungen erfordern in den nächsten Jahren eine neue Architektur des Energiesystems und eine stärkere Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure. Eine Studie der Bank Sarasin widmet sich dem Thema.
17.12.2012
Auch 2012 werden die Erzeugungskapazitäten für regenerativen Strom mehr als die Hälfte aller globalen Neuinstallationen ausmachen. Wind- und Sonnenkraft sind mit 80 Prozent des Zubaus weiterhin die bedeutendsten erneuerbaren Energieträger. Gesamthaft steigt die kumulierte Stromkapazität aus regenerativen Energien Ende 2012 auf 1473 Gigawatt. Die einzelnen Technologien konnten ihre Kosten in den vergangenen Jahren drastisch senken. Die Preise für Solarmodule beispielsweise fielen in den letzten zwei Jahren um mehr als 60 Prozent. Einzelne Firmen haben zusehends Schwierigkeiten, damit Erträge zu erwirtschaften.
Die Börse hat dieses erfreuliche Marktwachstum nicht gewürdigt. Die Aktienkurse vieler börsenkotierter Unternehmen für erneuerbare Energien befinden sich auf einem tiefen Niveau. Der erneuerbare Energien Index RENIXX sank seit der Bankenkrise im September 2008 um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr. Das liegt einerseits am hohen Kosten- und Margendruck, der aufgrund der wachsenden globalen Konkurrenz zugenommen hat, andererseits ist die staatliche Unterstützung für regenerative Energien sehr schnell gesunken. Immer mehr "Pureplayer" werden zur Aufgabe gezwungen oder von finanzkräftigen Unternehmen übernommen. Das Interesse der Investoren wechselt auf die eigentlichen Infrastrukturinvestments wie Wind- und Solarparks als neue attraktive Anlagemöglichkeit.
Paradigmenwechsel in der Energieversorgung
Der Energiebedarf in Schwellenländern wie China, Indien, Südafrika und Brasilien wird angesichts ihrer schnell wachsenden Wirtschaftskraft weiterhin steigen. Außerdem haben etliche konventionelle Kraftwerke in Industrieländern wie den USA, Japan oder der EU das Ende ihrer Laufzeit erreicht. Mehr als die Hälfte aller sich in Betrieb befindlichen Kraftwerke sind über 20 Jahre alt. Der Großteil der Atomkraftwerke steht sogar kurz vor Ablauf der vorgesehenen Betriebsdauer von 40 Jahren. In vielen Ländern ergeben sich dadurch politische Diskussionen und Investitionsentscheide mit weitreichenden Folgen. Für die Schweiz, Deutschland und Japan könnte sowohl der frühe Entscheid zum Atomausstieg als auch der Vorsprung bei den erneuerbaren Energien zukünftig ein enormer volkswirtschaftlicher Vorteil sein.
Bis heute waren die erneuerbaren Energien ein kleiner Bestandteil des alten Energieregimes, das auf zentralen Grundlastkraftwerken basiert. Mit zunehmendem Anteil an fluktuierendem Wind- und Solarstrom benötigt das Gesamtsystem mehr regelbare Kraftwerke und weniger Grundlast. Zudem wird auch die Stromspeicherung immer wichtiger. Gute Karten besitzen dafür Pumpspeicherkraftwerke, "Power-to-Gas"-Speicher, Druckluftspeicher und verschiedene Batterien. Letztere sind vor allem lokal zur Stabilisierung von kleineren Netzeinheiten sehr sinnvoll. Durch diese neue Feinmaschigkeit vieler dezentraler Stromerzeuger wird das Stromnetz sogar stabiler.
Zukünftig geht es darum, das technische sowie ökonomische Optimum aus Erzeugungsarten, Speicherung und Netzausbau zu finden. Der ideale Erzeugungsmix aus erneuerbaren Energien scheint sehr länderspezifisch zu sein. In Deutschland ergibt sich der niedrigste Speicherbedarf bei einem Verhältnis von Wind- zu Solarstrom von 3:1. In der Schweiz mit ihren hohen Kapazitäten an Pumpspeicherkraftwerken liegt ein Optimum für den Ersatz von 40 Prozent Atomstrom bei rund 70 Prozent Solarstrom und 30 Prozent Wind und Biomasse.
Die veränderten Rahmenbedingungen verlangen von allen Mitstreitern eine übergeordnete Sicht, um ein verlässliches und kostengünstiges Gesamtsystem zu erschaffen. Gemeinsam könnten bis ins Jahr 2050 80 Prozent und mehr regenerative Stromerzeugung in Europa, Amerika und in vielen Regionen der Welt erreicht werden. Dabei entstehen große Investitionsvolumina für eine nachhaltige Stromversorgung und machen die Energiewende auch in Zukunft zu einem attraktiven Anlagethema.
Weitere Kostensenkungen und positive Aussichten
Die verfügbaren Technologien an erneuerbaren Energien zeigen auch in den kommenden Jahren weitere Kostenreduktionen. Bis 2020 werden alle Technologien Gestehungskosten unter 0,15EUR/kW erreichen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter steigern. Die PV-Installationen werden auch dieses Jahr trotz schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes um neun Prozent auf 33 Gigawatt zunehmen. Neue starke Solarmärkte wie die USA, Brasilien, China, Indien und Südafrika kompensieren den Rückgang in gewissen europäischen Märkten. Bis 2016 sieht das Sustainability Research der Bank Sarasin ein globales durchschnittliches Wachstum von jährlich 17 Prozent. Damit werden in 2016 mehr als 66 Gigawatt an neuer PV-Leistung installiert. Die Windinstallationen steigen bis 2016 auf rund 68 Gigawatt an. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 10 Prozent.
Sowohl die PV- als auch die Windunternehmen folgen den allgemeinen Industrietrends (Massenproduktion, OEM-Fertigungslösungen, Konzentration und Verlagerung der Produktion in Niedrigkostenländer). Zudem steigen immer mehr Industriemultis aus der Elektronik- und der Maschinenindustrie bei den Erneuerbaren ein. Die Photovoltaik verschiebt sich somit vermehrt in Richtung Elektronikindustrie, die Windenergie stärker in Richtung Maschinen- und Anlagenbau. Dies führt zu einer strukturellen Marktbereinigung und beschleunigt den Konsolidierungsprozess.
Die Börse hat dieses erfreuliche Marktwachstum nicht gewürdigt. Die Aktienkurse vieler börsenkotierter Unternehmen für erneuerbare Energien befinden sich auf einem tiefen Niveau. Der erneuerbare Energien Index RENIXX sank seit der Bankenkrise im September 2008 um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr. Das liegt einerseits am hohen Kosten- und Margendruck, der aufgrund der wachsenden globalen Konkurrenz zugenommen hat, andererseits ist die staatliche Unterstützung für regenerative Energien sehr schnell gesunken. Immer mehr "Pureplayer" werden zur Aufgabe gezwungen oder von finanzkräftigen Unternehmen übernommen. Das Interesse der Investoren wechselt auf die eigentlichen Infrastrukturinvestments wie Wind- und Solarparks als neue attraktive Anlagemöglichkeit.
Paradigmenwechsel in der Energieversorgung
Der Energiebedarf in Schwellenländern wie China, Indien, Südafrika und Brasilien wird angesichts ihrer schnell wachsenden Wirtschaftskraft weiterhin steigen. Außerdem haben etliche konventionelle Kraftwerke in Industrieländern wie den USA, Japan oder der EU das Ende ihrer Laufzeit erreicht. Mehr als die Hälfte aller sich in Betrieb befindlichen Kraftwerke sind über 20 Jahre alt. Der Großteil der Atomkraftwerke steht sogar kurz vor Ablauf der vorgesehenen Betriebsdauer von 40 Jahren. In vielen Ländern ergeben sich dadurch politische Diskussionen und Investitionsentscheide mit weitreichenden Folgen. Für die Schweiz, Deutschland und Japan könnte sowohl der frühe Entscheid zum Atomausstieg als auch der Vorsprung bei den erneuerbaren Energien zukünftig ein enormer volkswirtschaftlicher Vorteil sein.
Bis heute waren die erneuerbaren Energien ein kleiner Bestandteil des alten Energieregimes, das auf zentralen Grundlastkraftwerken basiert. Mit zunehmendem Anteil an fluktuierendem Wind- und Solarstrom benötigt das Gesamtsystem mehr regelbare Kraftwerke und weniger Grundlast. Zudem wird auch die Stromspeicherung immer wichtiger. Gute Karten besitzen dafür Pumpspeicherkraftwerke, "Power-to-Gas"-Speicher, Druckluftspeicher und verschiedene Batterien. Letztere sind vor allem lokal zur Stabilisierung von kleineren Netzeinheiten sehr sinnvoll. Durch diese neue Feinmaschigkeit vieler dezentraler Stromerzeuger wird das Stromnetz sogar stabiler.
Zukünftig geht es darum, das technische sowie ökonomische Optimum aus Erzeugungsarten, Speicherung und Netzausbau zu finden. Der ideale Erzeugungsmix aus erneuerbaren Energien scheint sehr länderspezifisch zu sein. In Deutschland ergibt sich der niedrigste Speicherbedarf bei einem Verhältnis von Wind- zu Solarstrom von 3:1. In der Schweiz mit ihren hohen Kapazitäten an Pumpspeicherkraftwerken liegt ein Optimum für den Ersatz von 40 Prozent Atomstrom bei rund 70 Prozent Solarstrom und 30 Prozent Wind und Biomasse.
Die veränderten Rahmenbedingungen verlangen von allen Mitstreitern eine übergeordnete Sicht, um ein verlässliches und kostengünstiges Gesamtsystem zu erschaffen. Gemeinsam könnten bis ins Jahr 2050 80 Prozent und mehr regenerative Stromerzeugung in Europa, Amerika und in vielen Regionen der Welt erreicht werden. Dabei entstehen große Investitionsvolumina für eine nachhaltige Stromversorgung und machen die Energiewende auch in Zukunft zu einem attraktiven Anlagethema.
Weitere Kostensenkungen und positive Aussichten
Die verfügbaren Technologien an erneuerbaren Energien zeigen auch in den kommenden Jahren weitere Kostenreduktionen. Bis 2020 werden alle Technologien Gestehungskosten unter 0,15EUR/kW erreichen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter steigern. Die PV-Installationen werden auch dieses Jahr trotz schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes um neun Prozent auf 33 Gigawatt zunehmen. Neue starke Solarmärkte wie die USA, Brasilien, China, Indien und Südafrika kompensieren den Rückgang in gewissen europäischen Märkten. Bis 2016 sieht das Sustainability Research der Bank Sarasin ein globales durchschnittliches Wachstum von jährlich 17 Prozent. Damit werden in 2016 mehr als 66 Gigawatt an neuer PV-Leistung installiert. Die Windinstallationen steigen bis 2016 auf rund 68 Gigawatt an. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 10 Prozent.
Sowohl die PV- als auch die Windunternehmen folgen den allgemeinen Industrietrends (Massenproduktion, OEM-Fertigungslösungen, Konzentration und Verlagerung der Produktion in Niedrigkostenländer). Zudem steigen immer mehr Industriemultis aus der Elektronik- und der Maschinenindustrie bei den Erneuerbaren ein. Die Photovoltaik verschiebt sich somit vermehrt in Richtung Elektronikindustrie, die Windenergie stärker in Richtung Maschinen- und Anlagenbau. Dies führt zu einer strukturellen Marktbereinigung und beschleunigt den Konsolidierungsprozess.
Quelle: UD / pm