„Energiesparen weiterhin das Stiefkind der Energiewende?“
Auf dem 2. RWE-Forum Energieeffizienz haben Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Handwerk und Verbänden vor 300 Gästen über Energiepolitik, Zukunftstrends und neue Technologien für mehr Energieeffizienz in Haushalten, in der Industrie und im Straßenverkehr diskutiert. Im Fokus stand der richtige Weg zu mehr Energieeffizienz. Die Veranstaltungsreihe stellte auch in diesem Jahr die Energiewende in den Mittelpunkt: Wie kann das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 den Stromverbrauch um 10 Prozent und den Wärmeverbrauch um 20 Prozent zu senken, am effektivsten erreicht werden? Wie können Energieversorger und Handwerk dabei produktiv zusammen arbeiten? Und: Kommen die politischen Initiativen, neue Produkte und Dienstleistungen überhaupt beim Kunden an?
25.01.2013
„Auf dem Gebiet der Energieeffizienz ist RWE Deutschland mit ihren Tochtergesellschaften der größte Dienstleister auf dem deutschen Markt und setzt rund eine halbe Milliarde Euro mit Industrie- und Haushaltskunden sowie Kommunen um. Die effiziente Nutzung von Energie ist eine zentrale Aufgabe zur Umsetzung der Energiewende. Wir bieten eine Palette an Produkten und Lösungen rund um das Thema Energieeffizienz, um den Verbraucher für das Einsparen von Energie zu sensibilisieren. Energiesparen muss den Menschen Spaß machen“, sagte Dr. Arndt Neuhaus, Vorsitzender des Vorstandes der RWE Deutschland, zum Auftakt. Auch als Verteilnetzbetreiber nimmt RWE Deutschland ihre Schlüsselrolle beim Umbau der zukünftigen Energieversorgung ernst. Im Projekt Smart Country testet das Unternehmen das intelligente Stromverteilnetz von morgen, um das Netz bei starken Schwankungen von Angebot und Nachfrage noch effizienter zu steuern.
Zukunftsforscher Lars Thomsen, Chief Futurist der future matters AG, skizzierte drei Herausforderungen für Energieversorger: Mehr intelligente Technik im Haus, den Durchbruch der Elektromobilität und die zunehmende dezentrale Stromerzeugung. Photovoltaik-Anlagen werden aufgrund stetig fallender Preise und neuer Speichersysteme für Haushalte immer attraktiver, auch ohne Förderung. „Mit jeder neuen lokalen Erzeugungsanlage erhöht sich der Bedarf nach Smart Grids und dezentralen Energiespeichern. Hier entsteht künftig ein großer Markt, den Deutschland maßgeblich mitgestalten wird. Energieversorger werden sich dabei mehr und mehr zum Energiemanager wandeln.“
Anschließend stand die aktuelle Debatte um die Energieeffizienz-Richtlinie der EU im Fokus, die Energieversorger verpflichtet, den Energieverbrauch bei Kunden pro Jahr um 1,5 Prozent zu verringern. Die Kernfrage an die Podiumsteilnehmer lautete: „Markt oder Verpflichtung?“ „Gewisse staatliche Vorgaben sind notwendig, damit sich der Markt für Effizienz entwickeln kann. Kommunen könnten mit Quartiersanierungen entscheidend dazu beitragen“, sagte Holger Krawinkel, Fachbereichsleiter Bauen, Energie, Umwelt im Verbraucherzentrale Bundesverband. Oliver Krischer, Sprecher für Energiewirtschaft Bündnis 90/Die Grünen, forderte ein konkretes Ziel, eine klare Finanzierung und eindeutige Akteure, um den Klimaschutz zu verbessern. Die Teilnehmer stimmten jedoch darin überein, dass vor allem die Eigeninitiative der Verbraucher gefördert und unterstützt werden muss.
Ingo Alphéus, Vorsitzender der Geschäftsführung RWE Effizienz, forderte die Politik auf, das Thema energetische Sanierung stärker in den Fokus zu rücken. „Bisher ist die Energiewende hauptsächlich eine Stromwende. Im Gebäudesektor spielt die Musik aber im Wärmebereich. Und hier gibt es mittlerweile selbst bei investitionswilligen Hausherren einen Sanierungsstau. Hier sind langfristig kalkulierbare steuerliche Anreize gefordert.“ Förderpolitik sollte auch künftig flankierende Anreize setzen statt pauschal Maßnahmen vorzugeben. Eigenheimbesitzer sollten bei Sanierungsfragen Entscheidungsfreiheit haben und umfassende Beratung erhalten. „Das ist die wichtigste Voraussetzung für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis der Sanierung. Und belastet damit Steuerzahler und Strom- und Gaskunden am wenigsten.“
Dr. Andreas Auerbach, Vertriebsvorstand der RWE-Tochtergesellschaft envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), des führenden regionalen Energiedienstleisters in Ostdeutschland, machte das Potenzial für Energieeffizienz am Beispiel des Wärmeverbrauchs der privaten Haushalte deutlich: „Die Heizung macht rund 80 Prozent des Energieverbrauchs der privaten Haushalte aus. Dies ist den Hauseigentümern häufig nicht bewusst. Viele Anlagen sind veraltet und müssten dringend gegen effizientere Modelle ausgetauscht werden. Hier haben wir Nachholbedarf.“
Für die Umsetzung ist laut Manfred Stather, Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, das Handwerk der richtige Ansprechpartner. „Handwerksunternehmen genießen das Vertrauen der Kunden. Unser Beitrag zur Energiewende: Wir beraten qualifiziert und setzen die für den Kunden sinnvollste Lösung bei Sanierung oder Neubau um.“
Drei Tochtergesellschaften der RWE Deutschland präsentierten auf dem Forum ihre Produkte und Dienstleistungen: RWE Effizienz und enviaM stellten neue Effizienz-Lösungen für Haushalts- und Industriekunden vor: Die einfach zu installierende Hausautomatisierung SmartHome, SmartMeter-Technologie, Ladeinfrastruktur für Elektroautos und qualifizierte Energieberatung. Die RWE Energiedienstleistungen GmbH stellte hocheffiziente Technik für die Energieversorgung vor, wie zum Beispiel Blockheizkraftwerke, in denen das Unternehmen Energie dort erzeugt, wo sie gebraucht wird - bei Kunden aus Industrie, Gewerbe und dem kommunalen Bereich.