Energiewende

Energieeffizienz lässt sich planen

Europa soll Energie sparen - das ist ein wichtiges Ziel der EU. Um das zu erreichen braucht man neue Energie-Konzepte auf kommunaler Ebene: Europas Städte können deutlich energieeffizienter werden, wenn man Gebäudesanierung, Mobilität, Müll-Management, Wasser- und Stromversorgung neu überdenkt und integrierte und umsetzungsorientierte Ansätze entwickelt. Das ist das Ziel des EU-Projekts PLEEC (Planning for Energy Efficient Cities).

26.08.2013

Nachhaltige Stadtentwicklung muss vernüftig geplant werden, sagt das EU-Projekt PLEEC. Das Bild zeigt den HBf von Berlin. Foto: Marion Lenzen
Nachhaltige Stadtentwicklung muss vernüftig geplant werden, sagt das EU-Projekt PLEEC. Das Bild zeigt den HBf von Berlin. Foto: Marion Lenzen
Ganz unterschiedliche Städte und Forschungsgruppen sind am Projekt PLEEC beteiligt: Koordiniert wird es von der Stadt Eskilstuna (Schweden), die Projektpartner sind über ganz Europa verteilt - vom Baltikum bis Spanien. „Sicherlich kann man vom Know-How und von den Erfahrungen aus verschiedenen Ländern lernen, aber konkrete Maßnahmen und Vorschläge kann man immer nur entwickeln, wenn man sich die Situation einer Stadt ganz genau ansieht“, meint Rudolf Giffinger. Eine südeuropäische Stadt hat andere Probleme und Möglichkeiten zur Problemlösung als eine Stadt in Skandinavien, daher muss auch Energieeffizienz jeweils auf maßgeschneiderten Wegen erreicht werden.

Dreifache Akzeptanz

In vielen Bereichen stehen schon heute gute technologische Lösungen zur Verfügung, aber es ist nicht immer einfach, sie auch wirklich umzusetzen. Nur weil neue Müllkonzepte, Mobilitäts-Strategien oder Stromnetz-Ideen besser sind als die gewohnten, werden sie sich nicht notwendigerweise durchsetzen. „Für die Umsetzung sind drei verschiedene Formen der Akzeptanz entscheidend“, sagt Giffinger: Politische Akzeptanz - der Wille bei Politik und Verwaltung, bisherige Vorgehensweisen zu ändern, ökonomische Akzeptanz - das Vertrauen und die Einsicht, dass sich die Maßnahmen nach überschaubarer Zeit auch tatsächlich bezahlt machen, und nicht zuletzt auch soziale Akzeptanz - die Gesellschaft muss die neuen Ideen annehmen und sich aktiv an ihnen beteiligen.

"Wie wichtig soziale Akzeptanz ist, sieht man etwa beim Thema Mülltrennung", sagt Rudolf Giffinger. "Heute stehen in jedem Haus verschiedene Container, dazu gibt es noch spezielle Sammelstellen für besonders problematische Stoffe. Mittlerweile wird das in Österreich sehr gut angenommen - vor dreißig Jahren war das noch überhaupt kein Thema." Gerade was den komplexen Bereich der Stadtentwicklung  betrifft, sieht Giffinger aber noch immer erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten: Die städtebaulichen Strukturen sollen optimiert werden, die Mobilitätsbedingungen sind noch weiter zu verbessern, neue Techniken - etwa in der Müllverwertung - können eingesetzt werden, und nicht zuletzt muss man dafür sorgen, dass Lernprozesse bei den NutzerInnen angestoßen werden, damit sich die gewohnten Handlungsmuster ändern. Daher soll Energieeffizienz nicht nur im engen Sinn (Optimierung eingesetzter Energiemengen bei bestimmtem Output) sondern auch im Sinn von Verwendung erneuerbarer Energie im weiteren Kontext der EU-Zielvorgaben verstanden werden.

Technologie-Ideen zugänglich machen

Das Projekt PLEEC soll nicht nur neue technologiezentrierte Konzepte für energieeffizientere Städte entwickeln, es geht vor allem darum, Verbindungen zwischen Technologie, Verwaltung und Politik und insbesondere zur Gesellschaft aufzubauen. „Wir wissen, dass es neue Technologien gibt, die den Städten derzeit massiv angeboten werden. Wir wollen daher in PLEEC aufzeigen, welche Möglichkeiten es heute gibt und welche für eine energieeffiezente Stadtentwicklung zu empfehlen sind“, sagt Rudolf Giffinger. Dementsprechend werden im PLEEC-Projekt ganz unterschiedliche Stakeholder zusammenarbeiten - aus dem privaten Sektor genauso wie aus dem öffentlichen, von der Anbieterseite genauso wie von Kundenseite.

Doch braucht es dazu überhaupt Steuerung durch Stadtentwicklungs-Planung? Setzen sich gute technologische Ideen nicht ohnehin immer durch? Prof. Rudolf Giffinger ist davon keineswegs überzeugt: „Sobald Politik und Verwaltung glauben, man könne alle Entscheidungen dem Markt überlassen, entsteht ein Nachteil für bestimmte Regionen und für bestimmte Bevölkerungsgruppen." Wenn es also darum geht, in einer Stadt nicht bloß einige privilegierte Vorzeige-Viertel entstehen zu lassen, sondern wirklich die ganze Stadt zu einer modernen „Smart City" zu machen, dann braucht man ein Gesamtkonzept, das alle Bevölkerungsgruppen miteinschließt.
Quelle: UD / fo
 
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