Klimawandel

REDD+ Studie: Waldrechte von Ureinwohnern stärken

Ein neuer Report bewertet die Stärkung der Waldrechte lokaler Bevölkerungsgruppen als eine Schlüsselstrategie zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen. Für Regierungen weltweit kann die Stärkung der Waldrechte für lokale Gemeinschaften damit ein effektiver Ansatz sein, um ihre Klimaziele zu erreichen, Wälder zu erhalten und die Lebensbedingungen ihrer Bevölkerung zu schützen.

31.07.2014

REDD+ Studie: Waldrechte von Ureinwohnern stärken zoom

Der Report mit dem Titel „Securing Rights, Combating Climate Change: How Strengthening Community Forest Rights Mitigates Climate Change“ (Rechte sichern, Klimawandel bekämpfen: Wie die Stärkung der Waldrechte lokaler Bevölkerungsgruppen Einfluss auf den Klimawandel nimmt) wird gemeinsam vom World Resources Institute (WRI) und der Resources Initiative (RRI) herausgegeben. Er ist die bisher umfassendste Analyse, die den Zusammenhang zwischen dem gesetzlichen Schutz von Waldrechten und der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen untersucht.

Anzeige

„Diese einmalige Gelegenheit im Kampf gegen den Klimawandel liegt auf dem Silbertablett vor uns. Über 37 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind sicher in Gemeinschaftswäldern weltweit eingelagert. Die Stärkung der Rechte der darin lebenden Gemeinden ist daher gut für das Klima und gut für die Menschen“, sagt Dr. Andrew Steer, Präsident und CEO von WRI. „Jedes Staatsoberhaupt, jeder Minister, jede Ministerin, und alle Beteiligten in Klimaverhandlungen sollten diese Strategie berücksichtigen, auch wenn sie oft übersehen wird. Dieser Ansatz sollte in einer Reihe mit REDD+ und verbesserter Energieeffizienz stehen.“

Dem Report zufolge besitzen ländliche Gemeinden und indigene Bevölkerungsgruppen von ihren Regierungen anerkannte Rechte für Wälder, die insgesamt 37,7 Milliarden Tonnen Kohlenstoff beherbergen. Diese Menge entspricht der Kohlenstoffemission aller Passagierfahrzeuge weltweit für 29 Jahre. Abholzung und andere Landnutzung ist für 11 Prozent aller weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich.

Mit Daten aus neuen hochauflösenden Kartierungssystemen analysierten die Autoren 14 dicht bewaldete Länder, darunter Brasilien, Indonesien und Kolumbien. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Gemeinden erfolgreicher im Kampf gegen illegale Abholzung durch Holzfäller, Bodenschatzindustrie und Siedler sind, wenn ihre Regierungen die Waldrechte ausweiten, aber auch überwachen und durchsetzen. Dies schützt gegen illegale Abholzung und die damit verbundene Freisetzung zusätzlicher Kohlenstoffemissionen.

Dem Report zufolge könnte in Brasilien alleine eine verbesserte Rechtssituation dazu beitragen, 27,2 Millionen Hektar Wald vor der Abholzung zu schützen. Dies entspricht vermiedenen Kohlenstoffemissionen von 12 Milliarden Tonnen – die dreifache Jahresmenge an Kohlenstoffemissionen aller lateinamerikanischen und karibischen Länder.

Die Studie zeigt, dass die Abholzung in Gemeinschaftswäldern dramatisch niedriger ist als in Wäldern ausserhalb dieser Gebiete. Zum Beispiel:

  • In einem Teil von Yucatán (Mexiko) 350 Mal niedriger
  • In Petén (Guatemala) 20 Mal niedriger
  • Im brasilianischen Amazonas 11 Mal niedriger
  • Im bolivianischen Amazonas 6 Mal niedriger.

„Niemand hat ein grösseres Interesse an der Gesundheit der Wälder als die Bevölkerung, die von ihnen abhängt“, erklärt Andy White, Koordinator von RRI. „Die Forschungsergebnisse zeigen wiederholt, dass eindeutige und abgesicherte Landrechte für indigene Bevölkerungsgruppen und lokale Gemeinden einen enorm positiven Effekt auf nationalen Waldschutz und Wiederaufforstung haben. Es ist tragisch, dass dieser Ansatz noch nicht voll als eine zentrale Strategie im Kampf gegen den Klimawandel anerkannt ist. Wenn wir ernsthaft den Klimawandel eindämmen wollen, müssen wir auch ernsthaft etwas für die Landrechte lokaler Bevölkerungsgruppen tun - für die Gebiete auf denen sie Leben und von denen sie abhängen.“

Die Studie beinhaltet fünf konkrete Empfehlungen für Regierungen, um das Klimaschutzpotenzial von Gemeinschaftswäldern voll auszunutzen:

  • Gesetzliche Anerkennung der Waldrechte für die darin lebenden Bevölkerungsgruppen
  • Umsetzung der Gemeinschaftswaldrechte, unter anderem durch Kartierung der Grenzen und Verfolgung von illegalen Eindringlingen
  • Technische Unterstützung und Training der betroffenen Gemeinden in nachhaltiger Waldnutzung und Marktzugang
  • Einbindung betroffener Bevölkerungsgruppen in Investitionsentscheidungen, die ihre Wälder betreffen
  • Kompensation der Gemeinden für den Klimaeffekt und andere positive Effekte ihres Waldes.

„Die Kernbotschaft ist klar: Die Stärkung der Gemeindewaldrechte ist ein essenzieller Gesetzgebungsansatz gegen Abholzung und für die Kohlenstoffbindung in den Wäldern. Das macht sie zu einem effektiven Werkzeug gegen den globalen Klimawandel“, sagt Jennifer Morgan, Direktorin des Klima- und Energieprogramms von WRI. „Wenn es um Klimawandel geht, muss es automatisch auch um Landrechte gehen.“

Dem Report zufolge haben einige Länder erhebliche Fortschritte in der Anerkennung der Rechte lokaler Bevölkerungsgruppen gemacht, und einige REDD+-Initiativen beginnen damit, diesen Trend zu unterstützen. Doch der Report stellt nicht nur die Länder heraus, die von den positiven Klimaeffekten der Gemeindewaldrechte profitiert haben, sondern richtet auch einen Warnhinweis an Regierungen, die diese Rechte untergraben. Indonesien zum Beispiel – der weltweit zweitgrösste Produzent von Kohlenstoffbelastung durch Abholzung und andere Landnutzung – erkennt nur einen von ca. 42 Millionen Hektar Gemeinschaftswald gesetzlich an. Bessere Gemeindewaldrechte könnten den Wendepunkt für das Land darstellen, um dem ausufernden Waldverlust, hauptsächlich durch die Ausweitung der Palmölindistrie, Einhalt zu gebieten.

„REDD+ wurde eingeführt, da bekannt ist, dass Abholzung ein Hauptfaktor des Klimaproblems ist. Was leider nicht so breit bekannt ist, ist die effektive Rolle, die Bevölkerungsgruppen in lokalen Wäldern für den Schutz ihrer Wälder spielen – nicht nur gegen Abholzung, sondern auch für eine besseren Gesundheitszustand des Waldes. Daher muss REDD+ von solchen Schutzmassnahmen auf Gemeindeebene begleitet werden.“, fordert Tony LaVina, Chefunterhändler der Philippinen für Wald- und Klimaangelegenheiten, und Rektor der Ateneo School of Government an der Ateneo-Universität in Manila. ‚Rechte sichern, Klimawandel bekämpfen‘ ist ein wichtiger Beitrag, der verschiedene Aspekte miteinander verbindet und aufzeigt, dass die Stärkung der Waldrechte lokaler Bevölkerungsgruppen Teil der Lösung des Klimaproblems sein muss.“

Quelle: UD/fo
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche